Kinder der Dunkelheit
Es kühlt fast wie Eis, ein wunderbares Gefühl.“
Erst, als Andro beide Arme und auch die hochroten Wangen der Patientin behandelt hatte, wandte er sich Sabine zu. „Lassen Sie mich auch hier kurz ein wenig Linderung verschaffen, es macht ja nun keinen Sinn, zu leiden.“
Sabine nahm seine Hilfe dankbar an. Sonnenbrand hatte sie schon immer gehasst, vor allem, da sie ihn normalerweise so gut wie nie bekam. Ihr war bewusst, dass es das Blut des Tyrannen war, doch sie hatte keine Wahl, sie musste es trinken, wenn sie nicht auch Opfer seiner Willkür werden wollte.
Selda rutschte unruhig auf ihrem Bett herum.
„ Ach Küken, kannst du nicht mal ein paar Minuten still sitzen?“ Audrey war nach dem anstrengenden Heilungsprozess erschöpft und ein wenig gereizt.
„Sorry, aber ich bin so irre nervös. Ich habe wahrscheinlich ei nfach Angst vor dem, was da kommt. Am meisten Sorgen macht mir, dass Ares tierischen Ärger mit seinem Vater bekommen könnte ...“ Selda biss sich auf die Zunge, doch jetzt hatte sie es schon ausgesprochen.
Andro aber schien nicht im Geringsten überrascht. „Keine Angst, liebe Frau Selda. Ihr Geheimnis ist bei mir absolut sicher und ich teile diese Furcht. Alexandres Zorn kann fürchterlich werden und selbst sein geliebter Sohn ist nicht sicher, wenn der Herr glauben sollte, dass er seine Rachepläne nicht mehr in vollem Umfang mitträgt. Wir können nur hoffen und darauf vertrauen, dass Ares seine Fassung bewahrt, was immer auch geschieht. Er ist ebenfalls sehr impulsiv und ich meinerseits fürchte mich ein wenig davor, was er tun könnte, wenn Ihnen, liebe Frau Selda, Leid zugefügt wird.“
Selda war nicht weniger ratlos und zuckte nur hilflos mit den Schultern. „Ich weiß es doch auch nicht, Andro, aber einen G efallen tust du uns jetzt bitte allen. Es wäre echt lieb, wenn du mal ein bisschen in der Gegenwart ankommen und einfach nur duzen würdest. Nicht dass ich es nicht toll fände, auch mal gesiezt zu werden, aber ich fühle mich dann so … alt!“ Andro sah sie daraufhin verdattert an.
„Andro, bevor dieses kleine, ungehobelte Geschöpf einen Kultu rschock verkraften muss, lass uns zu einer nicht so förmlichen, modernen Umgangsform übergehen, in Ordnung?“ Luisa lächelte Selda liebevoll an. „Die Kleine muss eh genug mitmachen. Gebrochene Nasen, Ohrfeigen am laufenden Band, große Lieben, ich denke, sie ist ausgelastet genug.“
„Sehr gern, Frau … also, Luisa, ich bedanke mich für Euer, verzeiht, für dein Vertrauen.“
„Gut, dass wir das endlich geklärt haben. Samira, du siehst schon wieder verdammt blass um die Nase aus. Hast du Hunger?“ Selda warf der Freundin einen sehr besorgten Blick zu.
Auch Andro sah sofort alarmiert aus, als er Samiras bleiches Gesicht sah. „Sie hat recht. Du siehst nicht gut aus.“
„Danke, Andro! Das ist es, was eine Frau hören will!“
„So habe ich das nicht gemeint.“ Andro sah tatsächlich e rschrocken aus.
„Das weiß ich doch. Andro, ich versuche gerade, meine letzte Portion an Galgenhumor zu aktivieren. Ich muss eingestehen, viel ist derzeit davon nicht mehr übrig.“
„Dem Himmel sei Dank, ich dachte schon, ich hätte dich beleidigt.“
„Nein, sicher nicht. Ich sehe schon, du musst noch viel über uns lernen. Aber ich muss leider zugeben, dass ich immer schwächer werde. Sabines Blut hat mir zwar gut getan, aber die kleine Dame hier drinnen scheint ein anspruchsvolles Wesen zu werden. Selbst meine Hände tun nicht mehr das, was sie tun sollten.“
Samira hielt die Hände vor ihr Gesicht und zu ihrem Entsetzen erkannten die Frauen, dass diese zitterten wie Espenlaub im Herbstwind. Gegen den Schein der Lampe neben ihrem Bett erschien ihre Haut fast schneeweiß, was bei Samiras sonst eher natürlicher Hautfarbe erschreckend war.
„Mein Blut nützt dir leider nichts, zu viel Vampirblut. Aber ich werde nach Ares suchen“, schlug Andro vor. „Er wird eine Lösung finden. Er hat es ja auch geschafft, dass sein Vater keinen Verdacht schöpfte, als er Ares’ Blut an Selda roch.“
„Das wäre sehr freundlich von dir, denn ich werde sonst lan gsam panisch.“ Samira sah wie gebannt auf ihre Hände und ihre Beine, die nun ebenfalls begonnen hatten, unkontrolliert zu zittern.
Sabine beugte sich ein wenig vor, um sie besser sehen zu kö nnen. „Du hast einen Schwächeanfall, es wird nicht der letzte bleiben, wenn du nicht bald etwas zu dir nehmen kannst.“ Das Ende dieser Feststellung war mehr an
Weitere Kostenlose Bücher