Kinder der Dunkelheit
Andro als Samira gerichtet gewesen, doch der war bereits auf halbem Weg zum Ausgang.
„Ich mache, so schnell ich kann.“ Dumpf fiel die schwere Tür hinter ihm ins Schloss.
„Bin ich froh, dass wir ihn haben.“ Audreys Bemerkung sprach allen aus dem Herzen, Andro war eine Art rettender Engel für die Frauen.
Es dauerte ungefähr zwanzig Minuten, bis draußen Schritte zu hören waren.
„Na, hoffentlich ist das nicht unser Lieblingssadist.“ Mit bangem Blick fixierte Carla den Eingang. Als sich die Tür leise aufschob und Ares eintrat, entspannten sich die sechs Gefangenen sofort wieder. Ares bedeutete ihnen jedoch sofort, still zu sein. Hinter ihm erschien ein großer, schlanker Mann in schwarzer Kampfmontur. Zwar hatte er, soweit sie das erfühlen konnten, Vampirblut in sich, doch wohl nur eine sehr kleine Menge, also offenbar gerade genug, um seine Fähigkeiten zu verstärken, was immer das auch bei ihm sein mochte. Mit zweifelndem Blick folgte er Ares in schnellem Schritt durch den Raum. Ares setzte sich neben Samira und legte eine Hand auf ihren Bauch. Er runzelte verärgert die Stirn.
„Dein Körper hat die Kraft dazu genutzt, die größeren Wunden zu heilen, die dir von der Sonne zugefügt wurden. Nun ist deine Energie komplett verbraucht.“ Während Ares erneut seine Kraft und Wärme in Samira fließen ließ, blickte er sie fast schon b ewundernd an. „Ich kann nur erahnen, welche Schmerzen du ertragen musst. Selbst ich kann sie durch meinen Kontakt mit dir wahrnehmen. Du bist unglaublich tapfer. Andere würden weinen und toben, du bleibst bedacht, nutzt deinen scharfen Verstand und beruhigst sogar noch andere, wie machst du das?“
Samira, die endlich wieder entspannt und nur noch leicht zi tternd dalag, öffnete die Augen, die sie bei seiner Berührung geschlossen hatte, und sah Ares nachdenklich an. „Das ist nun einmal das, was eine Mutter tut. Sie kämpft für ihre Kinder wie eine Löwin. Sie tut alles für sie, und wenn es bedeutet, dass sie sterben muss, damit das Kind leben kann, dann akzeptiert sie das. Wem nutzt es, wenn ich tobe und weine? Es verbraucht nur das letzte kleine Quäntchen an Kraft, das ich lieber für mein Baby aufspare.“ Fast glaubte sie zu fühlen, dass Ares’ Hand auf ihrem Bauch leicht bebte.
Er hatte den Blick gesenkt und als er sie schließlich ansah, gli tzerte es verdächtig in seinen Augen, doch er hatte sich schnell wieder im Griff. Noch einmal strich er über Samiras Leib und verschaffte ihr, mit der Energie, die er so mit ihr teilte, große Erleichterung. Er drehte sich zu dem unbeweglich hinter ihm stehenden Kämpfer, denn das war er ganz offensichtlich, und winkte ihn noch näher zu sich heran.
„Rodrigo, du hast einmal gefragt, was wahrer Mut ist. Erinnerst du dich an unser Gespräch, das wir auf dem Schiff geführt haben? Hier hast du deine Antwort. Das hier, das ist wahrer Mut. Das ist Tapferkeit, wie sie einem wirklichen Feldherren gut zu Gesicht stehen würde.“ Ares stand auf und wies Rodrigo an, sich zu setzen.
„Herr, bitte versteh mich jetzt nicht falsch. Ich will der Dame hier helfen, nicht nur, weil es dein Wunsch ist, sondern auch, weil ich glaube, dass es richtig ist. Doch ich habe große Sorge, dass du damit in Schwierigkeiten geraten wirst. Wenn dein Vater davon erfährt, dann wird er es als Verrat ansehen. Du weißt das, nicht wahr?“
„Rodrigo, wie lange bist du jetzt bei mir?“
„Seit 1925, Ares.“ Rodrigo schien ein wenig verwirrt.
„Gut, und du weißt, warum ich dich nach kurzer Zeit zum Truppenführer ernannt habe?“
„Ich denke, weil du wusstest, dass ich absolut loyal bin und dein Leben mit meinem verteidigen würde.“
„Richtig, du hast Ehre im Leib. Und ich würde dir – wie du schon sagtest – mein Leben anvertrauen. Und jetzt vertraue ich dir das dieser Frau und ihres ungeborenen Kindes an. Rodrigo, sag mir, hattest du eine Mutter, eine die du kanntest und die dich geliebt hat?“
Rodrigo senkte sein Haupt und atmete tief ein. „Ja, Ares, ich kann mich gut an sie erinnern.“
„Sehr gut, ich kann es nicht. Ich hatte nie eine. Doch wenn ich Samira zuhöre, dann hätte ich verdammt gern eine gehabt. Und daher bitte ich dich jetzt, für Samira das zu tun, was du auch für deine Mutter getan hättest. Kannst du das verstehen?“
„Ja, das kann ich verstehen.“ Rodrigo setzte sich neben Samira und zog im nächsten Moment seinen Rollkragenpullover aus.
„Nett“, entfuhr es Carla angesichts des
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