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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Sinne offen halten. Ich werde nicht mehr dulden, dass du meine Männer belauschst, ich werde nicht mehr tolerieren, dass du dich wie ein Geschwür unter ihnen einnistest und ein jedes ihrer Gespräche von dir brühwarm an meinen Vater weitergetragen wird. Und ich werde nicht mehr dulden, dass du so Unfrieden stiftest, wo immer du kannst, nur, um dich selbst im Licht des Wohltäters sonnen zu können. Christo, so leid es mir tut, aber du kotzt mich an!“
    „Hab ich es doch geahnt, du kleine Ratte! Wann immer wir im kleinen Kreis sprachen, war er irgendwo in der Nähe, hatte plötzlich etwas zu tun oder hing scheinbar unbeteiligt herum. Dir ist bewusst, was wir noch vor knapp hundert Jahren mit Verrätern gemacht haben?“ Rodrigos Augen funkelten vor Zorn.
    Christo schien zu spüren, dass es eng für ihn wurde. „Lasst mich bitte runter, Ares! Ich werde nichts tun oder sagen, was euch schaden könnte. Das wisst ihr doch?“ Als sein Blick ängstlich über die Anwesenden wanderte, die zu ihm hinaufsahen, konnte man die Verschlagenheit in seinen Augen sehen, obwohl er nach Kräften versuchte, sich einen ehrlichen Anschein zu geben.
    „Verschwinde, geh mir aus den Augen und komm nicht mehr in meine Nähe, wenn du es irgendwie verhindern kannst! Du veru rsachst mir Brechreiz, hast du das verstanden? Ich mag Geschöpfe wie dich nicht, sie bringen nur Hass und Ärger, weg mit dir!“ Ares warf Christo regelrecht von sich und dabei musste er sich noch zusammennehmen, um ihm nicht wirklich ernsthaften Schaden zuzufügen.
    Mit eingezogenen Schultern humpelte der so Gescholtene von dannen. Dreizehn Augenpaare folgten ihm und Rodrigo sprach das aus, was alle sich dachten. „Vielleicht sollten wir ihm hier und jetzt die Kehle durchschneiden. Einmal Verräter, immer Verräter. Wer weiß, was wir uns damit ersparen würden.“
    „Nein, es ist so viel Blut geflossen. Außerdem würde mein Vater seinen Fußabtreter sicherlich vermissen und Fragen stellen.“ Ares zitterte noch immer vor unterdrücktem Zorn.
    Erst, als er sich sicher sein konnte, dass auch keine Silbe mehr zu Christo vordringen würde und er die Umgebung mit seinem scharfen Geist gründlich nach weiteren unliebsamen Zuhörern abgesucht hatte, wandte er sich wieder an die gespannt wartenden Männer. „Seit vielen Jahren kämpfen wir Seite an Seite. Viele Schlachten haben wir gewonnen, viele Angriffe erfolgreich g eführt. Wir sind bis heute ungeschlagen!“
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich unter den Männern. Als Ares weitersprach, wurden sie sofort wieder still. „In jedem dieser Gefechte habe ich gewusst, wofür ich kämpfte, habe gewusst, wofür ich mein und euer aller Leben aufs Spiel setzte. Ich war stets davon überzeugt, das Richtige zu tun, für eine gute Sache zu kämpfen. Ich tat es für die Ehre und dafür, meinen Vater zu rächen, ihm zu dem zu verhelfen, was ihm vor langer Zeit genommen worden war. Was ihm heimtückisch angetan worden war und ihn darum brachte, gemeinsam mit Alexander dem Großen, dem größten Feldherrn aller Zeiten, die Welt zu unterjochen und über sie zu herrschen. Ich bin über neunhundert Jahre alt, habe mein Leben verbracht mit Kampf, Schwertern, Kriegen, Angriffsstrategien, Hass. Mit Rachegefühlen, Wut, Vernichtung, Mord, Hinterhalten und der Ausbildung von neuen Kämpfern. Diesen habe ich den gleichen Hass einpflanzt, den man mich von Kindesbeinen an lehrte. Ich lebte ein Leben in ständigem Kreislauf von Hass und Gewalt, Hass gegen eine Spezies, der ich selbst angehöre, eine Spezies, die ich möglicherweise nie besser kennengelernt hätte, wären da nicht die Frauen, die dort oben in der Burg gefangen sind.
    Sie sind das Unterpfand dafür, dass ihre Väter, die Fürsten der Dunkelheit, und die sagenhaften Hüter hierherkommen und mein Vater ihnen endgültig den Todesstoß versetzen kann. Ohne die Hüter wären sie ihrer schlagkräftigsten Waffe beraubt. Ich war es, der meinen Vater so weit gebracht hat, ihr wart es, mit eurem tapferen Einsatz, mit eurer Treue zu mir und damit zu ihm. Doch nun sind es genau diese angeblich so schwachen, oberflächlichen Frauen, die mein ganzes, über Jahrhunderte aufgebautes Weltbild ins Wanken gebracht haben. Dazu eine Menschenfrau, die, ohne nachzudenken, ihr Leben aufs Spiel setzt – für eine andere, die sie kaum kennt. Ich habe in den letzten Tagen mehr über Respekt und Liebe gelernt und erfahren als in den neunhundert Jahren zuvor. Ihr wisst, dass mir das Leben von schwangeren

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