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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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ich spüren.“ Ares sah mit leisem Lächeln in das überraschte Gesicht des Freundes.
    „Ha, im Ernst?“ Rodrigo war über diese unerwartete Wendung höchst erbaut und wandte sich auch gleich an die anderen: „Jetzt bleibt euch das dämliche Grinsen im Hals stecken, was?“
    Ares wurde rasch wieder sehr ernst. „Männer, Rodrigo und ich haben die zweite Nachtwache, das heißt, wir werden in einer halben Stunde dort oben auf der Mauer stehen. In dieser Zeit werde ich ihm meinen Plan erzählen und er wird euch dann über alles informieren. Je später ihr alles erfahren werdet, desto sicherer für euch. Eure Entscheidungen trefft so, wie euer Gewissen es euch befiehlt. Ich danke euch für euer Verständnis und für eure unverbrüchliche Treue. Ihr könnt euch zurückziehen.“
    Leise kehrten die Männer in ihre Zelte zurück. Ares schloss für einen Moment die Augen und dachte an Selda. Mit seinen G edanken konnte er sie spüren. Zärtlich ließ er seinen Geist, über sie hinwegstreichen, sah vor seinem inneren Auge, wie sie sich gerade im Schlaf wohlig streckte und den Kopf fester ins Kissen kuschelte. Was hätte er alles dafür gegeben, jetzt bei ihr sein zu dürfen! Doch nun war es an der Zeit, seinen Plan umzusetzen. Dafür musste er sich vor der Wache erst einmal sättigen. Fasten wäre denkbar unsinnig gewesen. Also trabte er auf schnellstem Weg in die Küche. Ein kleiner Imbiss bei einem der hübschen Küchenmädels war auch nicht zu verachten.

46.
     
     
    „Leute, so sehr ich das hier zu schätzen weiß und liebe, aber dafür ist später auch noch Zeit. Wir sollten das Terrain sondieren.“ Stefano konnte ab und zu richtig ungemütlich sein.
    Nur mit Mühe konnte Angel den Blick von der wundervollen Aussicht losreißen, die sich ihm von dem Balkon aus in dem herrlichen Parador von Arcos de  la Frontera, bot. Von hier aus eröffnete sich dem Betrachter ein unvergleichliches Panorama: eine traumhafte Landschaft, die Hügel und Berge Andalusiens. Die Sterne funkelten wie Abertausende Diamanten, weite Täler schmiegten sich sanft zwischen Berghänge und Hügelkuppen und die wenigen winzigen Lichter markierten die weißen Häuschen, die sich an die Berge klammerten. Wenn er sich schon kaum davon losreißen konnte, wie mochte es Luca erst ergehen? Zaghaft warf Angel dem langjährigen Freund einen fragenden Seitenblick zu.
    Der hatte sich mit beiden Händen auf die Balkonbrüstung g estützt und sein Blick verlor sich irgendwo am Horizont. Der Nachtwind spielte sanft, ja liebevoll mit seinem langen Haar und wehte ihm immer wieder eine Strähne ins Gesicht, doch Lucas Gedanken waren offenbar so weit weg, dass er dieses Geplänkel des sanften Frühlingswindes gar nicht wahrzunehmen schien.
    Sein Geist war über vierhundert Jahre in die Vergangenheit gewandert, seine Augen erspähten Asma, wie sie lachend über die Frühlingswiesen sprang, sahen seinen Bruder Ridha, wie er auf seinem Hengst mit ihm gemeinsam durch die Orangenhaine ritt, erkannten seinen Vater, der auf einem seiner langen Sp aziergänge über das Leben und seine Gefahren nachgrübelte. Und zu seinem größten Schmerz sah er auch seine Mutter vor sich, die in ihrem Garten stand, der im Frühling begann, in voller Pracht zu erblühen, und die sich am Duft der zahllosen Blumen erfreute.
    „Luca, tu dir das nicht an! Luca, es ist gut, lass los, sie würden das nicht wollen!“
    Nur mühsam gelang es Luca, zurückzukehren. Es war Angels Stimme, die ihn zurückholte, Angel, der doch selbst seine Dämonen so lange mit sich getragen hatte.
    Luca atmete tief die klare Nachtluft ein. „Danke, aber ich de nke, das wird sich niemals ändern. Das war mein Leben, ich kann es nicht einfach vergessen, auch wenn es schmerzt. Es gehört zu mir, es macht mich nun mal aus. Ich kann und will das nicht verleugnen. Aber du hast natürlich recht. Noch haben wir genügend Zeit, die Gegend auszukundschaften. Lasst uns den anderen Bescheid geben.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück ins Gebäude.
    Stefano zog nur eine Grimasse. „Siehst du, da ist er ja wieder.“
    Angel lächelte traurig. „Ja, seien wir froh. Ich weiß, wie er sich gerade fühlen muss.“
    Stefano musterte Angel mit ausdrucksloser Miene. „Ich auch, glaub mir Angel, ich auch.“
    Als sie Luca folgten und die wunderbare Herberge verließen, waren aus den nachdenklichen Geschöpfen der Nacht wieder drei überaus eindrucksvolle Vampire geworden, die ihr Ziel fest vor Augen hatten.
    Wie

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