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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Flasche, die Vittorio ihm hinhielt. Sein Blick wanderte fragend zwischen beiden Männern hin und her. Ein leises Lächeln huschte über Vittorios Gesicht.
    „Nun frag schon, ich kann deine Frage ja buchstäblich von deiner Stirn ablesen!“
    „Na ja, Raffaele erzählte mir die Geschichte der Kinder der Dunkelheit. Wenn auch ich jetzt so bin wie ihr, dann müsst Ihr mir die Frage erlauben, was in der Flasche ist. Ich bin ein wenig … beunruhigt.“
    Nun musste Vittorio wirklich lachen. „Verständlich, aber glaub mir, das legt sich mit der Zeit. Hier in dieser Flasche ist reines klares Wasser, vermischt mit einem Heilmittel, das du jetzt dri ngend benötigst.“
    „Wasser? Aber kann ich denn noch normales Wasser zu mir nehmen?“ Mohammed umging den Teil der Frage, der ihm wir klich auf den Lippen lag, sehr geschickt.
    „Ja, Junge, du kannst. Klares Wasser ist gut verträglich für dich, vor allem jetzt, wo dein Körper sich wieder aufbaut und Flüssigkeit benötigt, um sich zu regenerieren.“
    Mohammed wusste, dass er jetzt eigentlich nach dem Heilmittel hätte fragen müssen, doch wenn er ehrlich zu sich war, dann wollte er das gar nicht so genau wissen. Er war müde und die heftige Reaktion Raffaeles hatte ihn noch mehr irritiert, als er ohnehin schon gewesen war. Daher unterließ er es, hob den Kopf und öffnete die Lippen.
    Womit auch immer das Wasser versetzt war, es schmeckte köstlich. Er hatte etwas Bitteres oder gar einen ekelerregenden Geschmack erwartet, da er, auch wenn er es sich noch nicht ei ngestehen wollte, sehr wohl ahnte, was er hier trank. Er leerte die Flasche fast gänzlich, legte sich schließlich zurück auf sein weiches Lager und zog die Decken über sich. Raffaele ging neben ihm in die Hocke und versicherte sich, dass alles in Ordnung war.
    „Ist alles in Ordnung, mein junger Freund? Keine Schmerzen, nichts?“ Erst, nachdem er zufrieden festgestellt hatte, dass es seinem Schützling tatsächlich bis auf die natürliche Müdigkeit gut ging, legte er ein Holzscheit ins Feuer, schob Mohammed noch ein weiteres Kissen unter den Kopf und ging dann zu Vittorio, der sich zwischenzeitlich auch erschöpft auf einigen Kissen niedergelassen hatte.
    „Raffaele, du musst beizeiten aufhören, ihn so zu verwöhnen. Deine väterliche Fürsorge verblüfft mich immer wieder.“
    „Sei du nur still, mein Freund. Wer ist denn hier unermüdlich auf der Suche nach Menschen, die es wert sind, gerettet zu werden? Wer hat mich in dieses vom Chaos regierte Land gerufen? Soweit mein Gedächtnis mich nicht trügt, warst das du!“
    Raffaeles Blick wanderte hinüber zu Mohammed, doch dem waren die Augen bereits zugefallen, er atmete tief und gleichm äßig.
    „Er schläft“, beschwichtigte Vittorio seinen Freund, er wusste, dass dieser sich darum sorgte, dass Mohammed Dinge zu hören bekam, die er in seinem derzeitigen Zustand möglicherweise noch nicht würde verkraften können.
    „Dann erzähl, was hast du herausgefunden?“
    Vittorio seufzte tief. „Leider nur Übles. Die Menschheit ist seltsam. Sie lernen nicht aus ihren Fehlern, sie schaffen es nicht, miteinander zu leben, obwohl sie Platz in Hülle und Fülle hätten, sie wollen immer das, was sie gerade nicht haben, und sind unfähig, das zu genießen und wertzuschätzen, was sie bereits alles ihr eigen nennen. Ein unbelehrbares Volk!“
    „Nun, das ist ja jetzt nichts wirklich Neues. Wenn wir auf uns ere Vergangenheit zurückblicken, dann hatten wird derlei Probleme im Überfluss. Mich interessiert, was mit den Gütern unseres jungen Freundes hier geschehen ist.“
    Vittorio verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah nac hdenklich hinauf zur Höhlendecke. „Es ist alles an Don Ricardo gefallen, wie du schon ahntest. Er hat sich über seinen Mittelsmann beim Klerus die Besitzurkunde für Mohammeds Elternhaus von Isabella und Ferdinand besorgt. Es ist unfassbar. Das Königspaar verteilt einfach großzügig Land, welches es nicht besitzt! Wie ich jetzt gehört habe, waren die al Hassarins beileibe kein Einzelfall, auch andere Familien wurden enteignet, ohne ernsthafte Gründe anzugeben. Viele können von Glück sagen, wenn sie das Land rechtzeitig verlassen haben.“
    Raffaele war fassungslos. „Wie kann man nur, ohne Skrupel oder Schuldgefühle zu haben, solche Verbrechen an anderen Menschen begehen?“
    Vittorio zuckte nur mit den Schultern. „Indem man nie Hemmungen hatte, wahrscheinlich gar nicht weiß, was das bedeutet. Mehr als traurig,

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