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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Bart, erinnerte an einen spanischen Granden, doch ohne die Überheblichkeit auszustrahlen, mit welcher diese Herren in übergroßem Ausmaß so oft gesegnet waren. Das hatte Vittorio nicht nötig. Ihn umgab eine natürliche Aura, die ohne irgendwelches Zutun jedem, der ihm gegenübertrat, Anerkennung und Respekt abverlangte. Er trug einen Gehrock aus schwarz glänzendem Leder, der besetzt war mit großen silbernen Knöpfen und leise knirschte, als er Raffaele freundschaftlich umarmte.
    „Vittorio, mein Freund, du warst lange unterwegs. Hast du Neuigkeiten für uns? Aber komm doch zuerst herein, die Sonne geht bald auf.“
    „Nein, lass uns auf den Sonnenaufgang warten. Tu mir den Gefallen, ein Hauch Helligkeit in all dem Dunkel kann mir jetzt im Moment nicht schaden.“
    Angesichts dieser Aussage verfinsterte sich Raffaeles Gesicht merklich. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass Mohammed sie die ganze Zeit sehen und hören konnte.
    „Vittorio, sieh doch, es gibt auch gute Neuigkeiten. Unser junger Freund ist endlich erwacht und soweit er es selbst einschätzen kann, fühlt er sich auch gut.“
    Raffaele trat einen Schritt beiseite, um Vittorio den Blick auf ihren Patienten gänzlich freizugeben. Der trat, offensichtlich erfreut, an Mohammeds Lager und ging langsam in die Knie, wobei Mohammed nicht umhinkam, die kniehohen schwarzen Lederstiefel mit dem kunstvoll gearbeiteten Silberbesatz zu b estaunen.
    Vittorio griff ohne Umschweife nach Mohammeds Hand. „Ju nge, du glaubst nicht, wie schön es ist, dich endlich bei Bewusstsein zu erleben! Ah, und lächeln kannst du auch wieder, sehr gut, das ist hervorragend, das freut mich wirklich.“
    Angesichts so viel ehrlicher Herzlichkeit und Freude, konnte Mohammed gar nicht anders, als Vittorio anzulächeln.
    „Vielen Dank. Ich habe gehört, dass Ihr dazu beigetragen habt, mein Leben zu retten. Ich möchte Euch dafür danken und natürlich auch Euch, Raffaele. Noch rasen unzählige Fragen in meinem Kopf herum, doch ich hoffe, das mit Eurer Hilfe vernünftig in den Griff zu bekommen. Aber Ihr wart unterwegs, um Neues herauszufinden. Konntet Ihr etwas über meine Familie in Erfahrung bringen? Ist denn nicht vielleicht doch ein Wunder geschehen und es mussten nicht alle sterben?“ Mohammed sah Vittorio so flehend an, dass dieser kurz den Blick abwenden musste. Erst, nachdem er tief Luft geholt hatte, konnte er antworten.
    „So gern ich dir gute Nachrichten bringen würde, mein Junge, ich kann es nicht. In jener Nacht mussten tatsächlich alle Mi tglieder deiner Familie ihr Leben lassen. Dieser Don Ricardo macht keine halben Sachen. Ich kenne jetzt zwar alle Einzelheiten, aber ich möchte, dass du stabiler und kräftiger bist, bevor ich dir das alles erzähle. Du solltest jetzt erst einmal schlafen, du siehst müde aus, was nicht weiter verwunderlich ist. Je schneller du wieder ganz hergestellt bist und je gewandter du deine neuen Fähigkeiten einzusetzen lernst, desto besser für dich. Warte kurz.“
    Als Vittorio sich erhob, traf sein Blick den von Raffaele und er wusste, was diesem auf der Seele brannte. Ehe er aber die Frage stellen konnte, hob Vittorio nur leicht die Hand und schüttelte fast unmerklich den Kopf, bevor er zum hinteren Teil der Höhle ging. Daraufhin stand Raffaele mit einer solch schnellen Bew egung auf und trat in den Eingang der Höhle, dass es aussah, als sei er dort hingeflogen. Der Mann wandte ihm den Rücken zu. Mohammed ahnte, dass es keine guten Gedanken waren, die seinem Retter gerade durch den Kopf gingen, denn seine Hände waren zu Fäusten geballt und es schien, als müsse er ungeheure Kraft aufwenden, sich selbst im Zaum zu halten. Nur wenige Augenblicke später hatte Raffaele seine Gefühle wohl wieder im Griff, denn er entspannte sich sichtlich und drehte sich zu den beiden anderen um. Er kam zurück zu Mohammeds Lager und begann wortlos, in einer großen eisernen Schale ein Feuer anzuzünden. Kurz darauf erhellten fröhlich flackernde Flammen die Höhle und Mohammed genoss die angenehme Wärme, die von ihnen ausging.
    In der Zwischenzeit war auch Vittorio zurückgekommen und hatte nun eine Flasche aus dunklem Glas in Händen, die er sor gfältig schüttelte. Er setzte sich neben Mohammed und bat ihn, sich doch ein klein wenig aufzurichten.
    „Du musst etwas trinken, Junge, je schneller du all das, was g eschehen ist, hinter dir lassen kannst, desto besser. Das hier wird dir dabei helfen.“
    Mohammed blickte zweifelnd auf die

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