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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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gewesen war.
    Erst, als er den einstigen Freund soweit gewaschen und herg erichtet hatte, dass sein Vater bei seinem Anblick nicht noch mehr leiden musste, als er es eh tun würde, stand Luca müde auf und zog sein Handy hervor. Nach nur dreimaligem Klingeln nahm Fürst Massimo das Gespräch an.
    „Es tut mir leid, Massimo. Es ist vollbracht. Du kannst ihn a bholen lassen.“
    Luca reinigte sein Schwert, steckte es mit geübtem Griff zurück in die Scheide, verstaute seine Pistole im Holster und setzte sich dann ein letztes Mal neben den Mann, den er hatte töten müssen.
    „Leb wohl, alter Freund, bald wirst du deinen Sohn wiedersehen. Wenn du meine Familie triffst, sag ihnen, dass ich sie über alles geliebt habe. Ich habe das hier nicht gewollt, warum verflucht noch mal, hast du dir nicht helfen lassen?“ Er strich noch einmal über die mittlerweile weiße, kalte Wange des Toten und als er den Geländewagen von Massimos Männern hörte, ging er hinaus und öffnete die Tür.
    „Er ist in der Küche. Erweist ihm Respekt!“
    Die Männer, allesamt große und eindrucksvolle Wächter des Fürsten, senkten die Häupter. „Selbstverständlich, Sigñore de Marco. Friede für Sie und Friede uns allen!“
    „Friede.“ Mit dem gemurmelten Abschiedsgruß verschwand Luca in der Dunkelheit. Pietros Tod war auch für ihn ein herber Verlust. Jemanden töten zu müssen, den man kannte und schätzte, tat auch nach so vielen Jahren, in denen er diese Aufgabe nun schon ausführte, noch immer unendlich weh.
    Luca hätte nicht erwartet, Massimo vor der Abreise noch ei nmal zu sehen. Doch der starke, stolze Mann ließ es sich nicht nehmen, sich von ihm und Raffaele zu verabschieden. Nicht nur das, er lud sie sogar ein, den Tag noch bei ihm und seiner Frau zu verbringen und mit ihnen gemeinsam von Pietro Abschied zu nehmen. Er kam damit intuitiv dem unausgesprochenen Wunsch Lucas entgegen, der Abschiedszeremonie beizuwohnen und so dem einstigen Freund angemessen Lebewohl sagen zu können. Zwar zog es ihn mit jeder Faser seines Herzens zurück nach Venedig und zu der Frau, die dort auf ihn wartete, aber das hier war etwas, das man nicht einfach umgehen konnte. Es galt, Traditionen zu wahren, also rief er bei Sabine im Palazzo an.
     
    Ziemlich blass um die Nase, klappte Sabine ihr Handy zu.
    „Schlechte Nachrichten, corazón?“
    Sie zuckte unwillkürlich zusammen. Angel war wieder einmal gänzlich geräuschlos hinter ihr aufgetaucht. „Könntest du dir bitte angewöhnen, irgendein Geräusch zu machen, wenn du dich anschleichst? Du kostest mich jedes Mal einen Tag meines Lebens.“
    Angel zuckte nur lässig die Schultern. „Darum heißt es ,anschleichen‘, Süße, aber ich bin gar nicht geschlichen. Ich bin nun mal ein stiller, unauffälliger Typ.“
    Sabine hüstelte leise. „Unauffällig? Na ja.“
    „Also, was ist los? Du siehst aus, als hättest du eben gerade keine guten Neuigkeiten erfahren.“
    Sabine wurde schlagartig wieder ernst. „Habe ich auch nicht. Das war Luca. Sie bleiben bis heute Nacht auf Sardinien. Der Sohn des Fürsten ist tot. Fürst Massimo hat sie eingeladen, bei der Abschiedszeremonie dabei zu sein, was immer das ist. Es scheint Luca ziemlich mitzunehmen.“
    Angel sah traurig aus. „Dann musste es also geschehen. Sehr schade, Pietro war ein guter Mann. Wir hatten viel Spaß in den letzten zweihundert Jahren. Es ist eine schöne und ehrenhafte Geste, dass Raffaele und Luca beim Abschied dabei sein sollen. Ich denke es ist sehr wichtig, für Massimo und für die beiden.“
    „Was ist denn eine Abschiedszeremonie?“
    „Wenn ein Kind der Dunkelheit aus dem Leben scheidet – egal, wodurch – dann nimmt die ganze Familie von ihm oder ihr Abschied . Der Tote wird wunderschön hergerichtet und mit allen Ehren aufgebahrt, dann wird der Leichnam kurz vor Sonnenaufgang ins Freie gebracht. Alle verabschieden sich von dem Toten, geben ihm letzte Liebesgrüße oder Erinnerungsstücke mit. Der Vater, der Lebenspartner oder die Kinder sprechen die Abschiedsworte. Sobald die Sonne aufgeht, ziehen sich alle zurück und der Leichnam wird von der Sonne verbrannt. Bei einem Toten geht das ziemlich rasch. Das, was die Sonne sich nicht holt, erledigt der älteste Anwesende, indem er die sterblichen Überreste anzündet. Die Asche wird dem Wind übergeben.“
    Sabine schniefte leise. „Das ist eine schöne Zeremonie, auch wenn der Anlass ein sehr trauriger ist.“
    Angel nickte zustimmend. „Stimmt, es ist etwas

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