Kinder der Dunkelheit
erfühlen können. Diese venezianischen Bastarde sind – so schwer es mir fällt, das zuzugeben – sehr gut in dem, was sie tun. Wir dürfen sie nicht unterschätzen. Auch die anderen Clans sind stark und verstehen es, sich zu verteidigen. Zwar hoffe ich darauf, dass nicht alle teilnehmen, die wir möglicherweise zu fürchten hätten, aber unsere Chancen in dieser Richtung sind gering. Für sie ist es ein Gebot der Ehre, füreinander einzustehen. Das Gute daran ist, sie werden sich daher selbst auf einem silbernen Tablett servieren. Die Großen werden da sein, zur Rettung antreten – und dann habe ich sie endgültig da, wo ich sie haben will.“ Er trat einen Schritt auf die Karte zu. Aus seiner Stimme tropfte der blanke Hass.
„Vittorio, Abdallah, Massimo, Richard, Matthew, Domingo, M ustafa, Juri und allen voran Raffaele. Sie werden kommen, sie sind die Ältesten und wir werden sie ausmerzen! Sie und ihre Kampfhunde Luca, Angel, Sergej, Craigh und Saif. Wer mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, ist der große Unbekannte, der sich mir seit über dreihundert Jahren entzieht. Er scheint mir fast ebenbürtig – ein dunkler Schatten, nicht greifbar, wann immer ich glaube, ich hätte ihn, erweist er sich als Phantom und ist spurlos verschwunden.“
„Aber Vater, wer sagt dir, dass es ihn wirklich gibt? Was macht dich so sicher, dass er nicht nur ein Hirngespinst ist, erfunden von ihnen, um Feinde abzuschrecken?“, wandte Ares ein.
„Ich weiß es einfach, sie haben ihn nicht erfunden, denn sie sind sich seiner selbst nicht sicher. Keiner von ihnen scheint zu wissen, wer der sechste ist. Feinde, die ich sehen kann, sind mir definitiv lieber.“ Besorgt sah er aus dem Fenster und suchte den Beruhigung im Blick über die spiegelnde Meeresoberfläche.
„Vater, deine Macht ist zu groß, als dass du dich fürchten müs stest. Niemand kann dich so einfach attackieren und wenn, dann müsste dieser er zuerst an mir vorbei!“
Er drehte sich zu seinem Sohn um und schenkte ihm das erste Lächeln des Abends. „Ich weiß, mein Lieber, doch diesmal liegen die Dinge anders. Hier, so fürchte ich, werde ich mich meinem Schicksal selbst stellen müssen.“
„Ich verstehe nicht, Vater. Du trägst sein Blut in dir, damit bist du stärker als die anderen. Du musst dich vor nichts ängstigen.“ Ares lag viel daran, seinen Vater zu beruhigen. In den nächsten Tagen und Wochen stand alles auf dem Spiel, er brauchte seine ganze Kraft und die Zuversicht, dass er siegen würde.
„Ares, du verstehst nicht. Ich sehe meinen Tod seit über zwe itausend Jahren in meinen Träumen voraus, erlebe ihn stets aufs Neue und es ist immer der gleiche Traum.“
„Und wer bitte soll die Kraft und das Können aufbringen, um dich anzugreifen? Welches dieser Wesen dort, glaubst du, ist stark genug, dich zu töten?“
„Keiner von ihnen, Ares, keiner den ich kenne. Ich sterbe durch die Hand eines riesigen schwarzen Engels mit einem Flammenschwert in seinen Händen.“
„Das wird nie geschehen, Vater. Es gibt keine Engel. Es ist nur ein Traum, nichts als ein böser Traum, eine Illusion, also sei beruhigt. Ich sehe jetzt nach unserem ersten Gast, sie wird Hunger haben. Ich werde mich um sie kümmern.“ Mit einem zynischen Lächeln um die Lippen verließ Ares den Raum, in dem sein Vater allein zurückblieb.
Ares würde ihn mit seinem Leben verteidigen, dessen war er sich sicher. Doch er wollte nicht den Tod seines Sohnes – er wollte den Tod derer, die seine eigene Qual verursacht hatten. Der Gedanke, dass dies nach so langer Zeit doch noch vereitelt werden könnte, bohrte sich wie ein Dorn in seine Gedanken.
„Vorsicht Kind, du musst das Öl gleichmäßig hineingießen, sonst stockt es und ist verdorben.“ Raffaele blickte Sabine über die Schulter, um zu sehen, ob sie das kostbare Öl auch tatsächlich richtig verarbeitete.
„Ja, so ist es gut, wunderbar. Sieh zu, dass du alles hineinb ekommst, dann stimmt die Mischung.“ Hochzufrieden blickte er auf den großen, von ihm selbst entworfenen und gebauten Mixer.
Sabine hatte das „Küchengerät“ zuerst ein wenig abschätzig betrachtet, bis Raffaele ihr die Vorzüge erläutert hatte. Hier mixte er für befreundete Apotheker die beste und wirksamste Hautcreme überhaupt: eine milde, samtige Salbenbasis aus Wollfettcreme, gemischt mit einem Hauch reinstem Rosenöl, dazu kostbares Arganöl, direkt aus Marokko importiert. Das Mischungsverhältnis war Raffaeles Geheimnis und das war
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