Kinder der Ewigkeit
sagte El'Farah, und es war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Namen ansprach.
»El'Tahlon könnte Direktor werden und sich fortan mit ganz anderen Aufgaben befassen.«
Tahlon blickte in die Augen der Unsterblichen, und was er dort sah, gefiel ihm nicht: ein kaltes Feuer, nicht wärmer als die Polarnacht, der Glanz von Berechnung. Wollte sie ihn ködern und ablenken? Wovon?
»Noch ist es nicht so weit, Exzellenz«, sagte er vorsichtig und beobachtete, wie sich die beiden kleinen, schwarzen Spinnenwesen an den Schläfen bewegten. »Ich werde über diese Dinge nachdenken, sobald Esebian gefasst ist. In diesem Zusammenhang … Mein Assistent Ranidi hat Sie um El'Kalentars persönliche Kom-Codes gebeten. Wir brauchen sie für den Zugriff auf die hiesigen Datenbanken.«
»Ich habe Ihre Anfrage weitergeleitet, Präfekt. Man wird sich darum kümmern.«
Tahlon zögerte. El'Farah weigerte sich, ihm die Codes zu nennen, und damit war eine Konfrontation unvermeidlich. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, vergleichbar mit dem Moment, in dem der letzte Splitter seine Hand verließ und die letzte kristallene Kerze des Kronleuchters vervollständigte, was bedeutete, dass er die Tür des Ballsaals öffnen und die Stadt sehen konnte. Und wenn er nicht schrie, wenn es ihm diesmal gelang, den Schmerz des Glücks für sich zu behalten, damit der Kronleuchter nicht erneut herabfiel … Dann durfte er die Hügelkuppe verlassen und den Garten Eden der Ordnung betreten. Der Schrei … vermutlich konnten selbst ruhige, leise Worte ausreichen, um den Leuchter herabstürzen und die in mühevoller Arbeit zusammengesetzten Kristallkerzen erneut splittern zu lassen.
»Warum brauchen Sie überhaupt Zugriff auf die hiesigen Datenbanken?«, fragte El'Farah, als Tahlons Schweigen andauerte. »Er ist das Opfer, nicht der Mörder. Glauben Sie, hier gäbe es einen Hinweis auf Esebians gegenwärtigen Aufenthaltsort?« Ein neuer Unterton erklang in der Stimme der Erlauchten, als sie hinzufügte: »Oder war der Bericht, den Sie mir übermittelt haben, nicht vollständig?«
»Esebian ist ein Serienmörder, ein Auftragskiller«, sagte Tahlon langsam und blickte El'Farah dabei in die Augen. »Über zwei Jahrhunderte hinweg hat er immer wieder getötet und sich auf diese Weise Meriten für seine Aufstiege verdient. Wir gehen davon aus, dass auch El'Kalentars Ermordung ein Auftrag war.«
»Darauf haben Sie in Ihrem Bericht hingewiesen, Präfekt.«
»Aber in diesem Fall hatte der Auftraggeber nicht die Absicht, den vereinbarten Preis zu bezahlen. Er versuchte, Esebian zu eliminieren, zuerst auf Hadadd und dann auf Gevedon, einer Welt der Enha-Entalen. Ein Unbekannter griff dort einen Stützpunkt des Netzwerks an, der von einem mechanischen Zwitter und Symbiontenträger namens Lukas geleitet wurde. Und dieser Lukas hat Esebian bei den Vorbereitungen für den Mord an El'Kalentar geholfen. Als der Angriff erfolgte, kam Esebian hinzu.«
»Er entkam«, sagte El'Farah. Es klang fast gelangweilt. »Ebenso der unbekannte Angreifer. Auch das stand in Ihrem Bericht, Präfekt.«
»Wir haben den Ort des Geschehens genau untersucht und dort die Biosignatur des Angreifers gefunden, Exzellenz. Die Person, die Esebian den Auftrag gab, El'Kalentar zu ermorden, und die anschließend mindestens zweimal versuchte, ihn zu töten …«
»Ja?«
»Die Signatur weist auf einen Erlauchten hin, Exzellenz.«
Einige Sekunden lang saß El'Farah reglos da. Dann stand sie auf, ging langsam zu einem der Kamine, blieb dort stehen und starrte in die züngelnden Pseudoflammen. Tahlon beobachtete sie und glaubte zu hören, wie das Heulen des Schneesturms etwas lauter wurde.
Schließlich drehte sich die Unsterbliche um. »Das ist absurd.«
»Nein, Exzellenz. Das ist es nicht. An der Authentizität der Biosignatur besteht kein Zweifel.« Tahlon atmete tief durch. »Auf dem Weg nach Gevedon haben wir in einem Transittunnel des Filigrannetzes eine Anomalie bemerkt und die Entführung eines Seeders beobachtet. Ein Biomech-Schwarm hatte ihn in einen Sturz gebracht und schuf dort einen nicht lokalisierbaren Ausgangspunkt.« Er schwieg und wartete auf eine Reaktion.
»Sie wissen also nicht, wohin der Seeder gebracht wurde?«, fragte El'Farah.
»Nein. Aber es gelang uns, einen der Biomechs einzufangen und zu untersuchen. Er stammt von Taschka.« Tahlon wartete erneut.
»Das … stand nicht in Ihrem Bericht, Präfekt.«
»Nein, Exzellenz. Es fehlt auch der Hinweis, dass es uns gelang,
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