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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ein Messer mit Nanoschneide. Grelles Glitzern brannte über seine Sehnerven, und in den Augäpfeln stieg der Druck – die Flüssigkeit darin drohte zu verdampfen.
    Einen Sekundenbruchteil später atmete er kühle Luft, sog sie sich tief in die Lungen, und wo es eben noch vor seinen Augen gelodert hatte, entstand das Gesicht einer älteren Frau mit grauen Augen.
    »Sie hatten es mir versprochen, Esebian«, sagte Jacinta, richtete den Betäubungsstab auf ihn und betätigte den Auslöser.
    Der Enklavenrat bestand aus neunzehn Personen, und ein Platz an dem großen runden Tisch war leer. Normalerweise saß dort Hyun Uskuch, Gründer der Iwaschta-Enklave – er hatte beschlossen, nicht an dieser Sitzung teilzunehmen, wie die Vorsitzende Jacinta verkündete. Aus persönlichen Gründen. In Esebian bedauerten Talanna und Caleb, ihn nicht wiederzusehen.
    »Wir dulden Sie nicht eine Stunde länger auf Drossos«, sagte Jacinta scharf. »Ihr Gepäck befindet sich bereits an Bord des Orbitalspringers, der Sie zu Ihrem Schiff im Orbit bringen wird. Bitte kehren Sie nie hierher zurück.«
    Dumpfer Schmerz pochte zwischen Esebians Schläfen, und er fühlte sich noch immer ein wenig taub, körperlich und geistig. Neben ihm saß Leandra, blass und betreten, aber vielleicht war das nur eine Maske. Sie trug ein Neutro-Netz auf dem Kopf, das ihre mentalistischen Fähigkeiten blockieren oder zumindest einschränken sollte. Ihre Hände steckten in einem lehmbraunen Fesselfeld, das mit dem Netz verbunden war. Befreiungsversuche würden einen Betäubungsimpuls auslösen, der sofortige Bewusstlosigkeit bewirkte.
    »Halten Sie das nicht für etwas übertrieben?«, fragte Esebian.
    » Übertrieben? « Jacinta legte beide Hände auf den Tisch und beugte sich vor. »Ganz Aurora hätte entlarvt werden können!«
    »Es ist nichts passiert«, sagte Leandra fast trotzig.
    » Sie sind still!«, zischte Jacinta. »Von Ihnen will ich keinen Ton hören.«
    Die anderen Enklavenräte murmelten, und finstere Blicke trafen Esebian und seine Begleiterin.
    »Wir haben über Erebos' Ausführungen beraten«, fuhr Jacinta fort. »Wir fühlen uns seiner Vereinbarung mit Ihnen verpflichtet, obwohl einige von uns der Meinung sind, dass Sie …« Die Vorsitzende schluckte die nächsten Worte hinunter und schob ein kleines Stasispaket mit opalblauem Siegel über den Tisch. Die anderen Räte gaben es weiter, bis das Paket schließlich vor Esebian lag. »Es enthält alles, was Sie brauchen.«
    »Die quantenverschränkten Kom-Verbindungen?«
    »Ja. Dafür übernimmt Aurora Ihre Anteile.« Jacinta stand auf, und die anderen Räte folgten ihrem Beispiel. Die beiden Administratoren Felton und Kaspari traten neben Esebian und Leandra, die sich ebenfalls erhoben. »Das Paket und die Fesseln sind mit einem auf zwei Stunden programmierten Deaktivator ausgestattet. Wenn Sie das Filigran erreichen, können Sie Ihrer Gefährtin das Neutro-Netz abnehmen und das Paket öffnen. Das ist alles, Esebian. Ich wünsche Ihnen trotz allem viel Glück.« Sie ging zur Tür des Versammlungsraums, und dort drehte sie sich noch einmal um. »Falls Sie Aurora erneut gefährden, werden wir Sie eliminieren.« Damit verließ sie den Raum, und die anderen Enklavenräte folgten ihr.
    Felton deutete zum zweiten Ausgang auf der anderen Seite. »Kommen Sie.«
    Wenige Minuten später saßen sie an Bord eines Orbitalspringers, der mit summendem Gravitationsmotor in den Himmel von Drossos kletterte.
    »Es tut mir leid«, sagte Leandra so leise, dass nur Esebian sie hörte. Er schenkte ihr keine Beachtung, sah auf das Paket hinab und dachte an die nächsten Etappen des Plans.
    Sie befanden sich längst an Bord der aus Lukas' Arsenal stammenden Antares , als die zweistündige Frist verstrichen war und das braune Leuchten an Leandras Händen verschwand – eine kleine Kapsel, nicht größer als einen Zentimeter, löste sich von ihrem Handgelenk und fiel zu Boden. Sie schien darauf gewartet zu haben, riss sich das Neutro-Netz vom Kopf und warf es in eine Ecke der Pilotenkanzel.
    Esebian öffnete das Stasispaket und stellte fest, dass Jacinta gelogen hatte. Abgesehen von einigen Treuhandunterlagen und Permissiven enthielt es nur eine quantenverschränkte Verbindung und nicht die versprochenen drei. Er konnte sich nur ein einziges Mal mit Erebos in Verbindung setzen, und ohne die Informationen des Brainers war der Plan, Tirrhel auf Lahor in eine Falle zu locken, außerordentlich riskant.
    Nach weiteren fünfzehn

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