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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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und die neuen Informationen deuteten ebenfalls in diese Richtung. »Wenn ich die Hohen Welten erreiche, entweder als Unsterblicher oder auf der Suche nach Tirrhel, verschaffe ich dir Zugang zu den dortigen Datennetzen. Aber dazu brauche ich quantenverschränkte Verbindungen, und die sind teuer.«
    »Dies alles ist teuer«, sagte Erebos und meinte den Plan. »Ich bin von einem Verkauf deines Anteils ausgegangen und habe dem Enklavenrat bereits Anträge übermittelt. Drei q-verschränkte Verbindungen können dir zur Verfügung gestellt werden, ohne dass unsere interstellare Kommunikation zu sehr eingeschränkt werden muss.«
    Esebian ließ sich noch einmal alle Einzelheiten des Plans durch den Kopf gehen. Als Unsterblicher brauchte er Lukas' Anteile nicht mehr; dann standen ihm alle Ressourcen der Erlauchten zur Verfügung.
    Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.
    »Eine letzte Bitte«, sagte er und beobachtete einen Humanoiden, der sich ihnen bis auf wenige Meter näherte und am Rand eines hellen Streifens stehen blieb. Für einen Moment gewann er den Eindruck, dass sich in der silbernen Leere dort, wo man ein Gesicht erwartete, menschliche Züge formten. Ayannes Augen schienen ihn anzustarren, über eine Kluft von mehr als zweihundert Jahren hinweg, und Esebian erbebte tief in seinem Innern. »Leandra«, sagte er, und für eine verunsichernde und desorientierende Sekunde erinnerte er sich nicht daran, welche Bitte er an Erebos richten wollte.
    »Was ist mit ihr?«, fragte der Brainer und sah dem Magister-Humanoiden hinterher, der seinen Weg fortsetzte und zur gegenüberliegenden Wand des Saals eilte.
    Dumpfe Donnerschläge mischten sich in das Zirpen und Klimpern, wie der Puls eines fernen Giganten.
    »Leandra Covitz, sie stammt angeblich von Meistrom in den Gemischten Gebieten. Kannst du feststellen, woher sie wirklich kommt und wer sie ist?«
    Erebos setzte zu einer Antwort an, doch plötzlich ertönte eine andere Stimme und hallte laut durch den Saal.
    »Warum fragst du ihn nach mir?«, rief Leandra. »Glaubst du mir nicht?«
    Sie stand mitten in einem hellen Bereich, für alle Magister-Humanoiden deutlich sichtbar.

 
44
     
    Die vielen Gestalten mit den silbernen Nicht-Gesichtern verharrten und drehten sich zu Leandra um, die plötzlich erschrocken wirkte.
    »Die Magister haben sie bemerkt«, hauchte Erebos. »Sie verrät uns!«
    Erste Humanoiden setzten sich in Bewegung und hielten mit ihren langen Schritten auf Leandra zu, die noch immer in einem großen hellen Bereich stand.
    »Hierher!« Esebian winkte. »Komm hierher!«
    Aber Leandra rührte sich nicht von der Stelle und blinzelte geblendet. Der Zorn war aus ihrem Gesicht verschwunden und Verwunderung gewichen.
    Esebians Gedanken jagten, und er begriff, dass er sofort eine Entscheidung treffen musste. Erebos durfte sich nicht dem Licht im Saal aussetzen – die Magister wären in der Lage gewesen, ihn als Aurora-Brainer zu identifizieren und festzustellen, wo er sich befand. Also blieb nur eine andere Möglichkeit …
    Er lief los.
    Die Erweiterungen funktionierten und halfen ihm. Einen Teil der Konverterzellenenergie verwendete er für die Beinmuskeln, einen anderen für ein Schirmfeld, von dem er hoffte, dass es seine Identität vor den Magistern verschleierte. Seine Wahrnehmungen im hellen Bereich des Saals unterschieden sich nicht von denen im Dunkeln, aber er wusste, dass er für die vielen Magister sichtbar wurde: einige von ihnen näherten sich nicht mehr Leandra, sondern ihm.
    Ein gesichtsloser Humanoide erschien plötzlich neben ihm und hob die Hand. Esebian duckte sich und gab ihm einen Stoß, sprintete weiter und erreichte Leandra, die ihn groß anstarrte, den Mund zu einem O geöffnet. Er packte ihren Arm und zog, aber sie blieb an Ort und Stelle stehen, wie mit dem Boden unter ihr verwachsen, die Augen weit aufgerissen.
    Ein Blick zurück …
    Vom Hellen aus gesehen waren die Schattenzonen fast so dunkel wie eine Sternenlose Nacht, aber mit seinem erweiterten Sehvermögen hätte Esebian den Brainer erkennen müssen. Wo sie eben noch beide gestanden hatten, dicht neben der Wand, war alles leer. Nirgends zeigte sich eine Gestalt, die einen grauen Anzug mit bunten Taschen trug.
    »Bring uns zurück, Leandra!«, stieß Esebian hervor. Mehrere Humanoiden hatten sie fast erreicht, streckten bereits die Arme aus …
    Leandras Lippen bewegten sich lautlos.
    Schmerz zerriss Esebians Denken, heiß wie das Feuer in einem nuklearen Ofen, scharf wie

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