Kinder der Ewigkeit
die Produktionsparaphe zu identifizieren. Jemand hat sie auf molekularer Ebene unkenntlich gemacht, was bei Phasenübergängen während interstellarer Raumflüge geschehen kann. In diesem Fall handelt es sich allerdings nicht um ein natürliches Phänomen, sondern um das Ergebnis von bewusster manipulativer Absicht. Normalerweise hätte die Neutralisierung des molekularen Produktionsstempels genügt, um zu verhindern, dass der Biomech mit den Verwaltungsprivilegien eines bestimmten Erlauchten in Verbindung gebracht werden kann. Aber unseren Spezialisten ist es gelungen, Teile dieses Stempels in tieferen Bereichen zu rekonstruieren und mithilfe von Quantenschatten der Paraphe eine Identifizierung vorzunehmen.«
»Und?«, fragte El'Farah. Sie wirkte noch immer ruhig und gelassen, doch das kalte Glitzern in ihren Augen hatte sich kurz verändert.
»Der betreffende Biomech stammt aus den hiesigen subplanetaren Produktionsanlagen, die von El'Kalentar verwaltet wurden.«
Die drei Jahrtausende alte Erlauchte antwortete nicht. Sie stand noch immer vor dem großen Kamin und wirkte jetzt so unbewegt wie eine Statue. Hinter ihr knisterten die Pseudoflammen, und vor ihr, in der Mitte des Raums, plätscherte das duftende, leuchtende Wasser des Springbrunnens.
»Sie glauben, dass es einen Zusammenhang gibt«, sagte El'Farah schließlich, und es klang nicht wie eine Frage.
»Ja. Die Umstände legen die Vermutung nahe, dass El'Kalentar mit einem Geheimprojekt beschäftigt war, das entführte Seeder betraf …«
»Höre ich da einen Plural?«
»Wir wissen, dass in den letzten vierundzwanzig Jahren insgesamt neun Seeder verschwunden sind, Exzellenz, und in mindestens einem dieser neun Fälle gibt es eine Verbindung zu El'Kalentar. Der Mörder, beziehungsweise der Auftraggeber des Mörders, hatte vielleicht etwas gegen diese geheimen Aktivitäten des Mannes, der hier wohnte.« Tahlon hob den Arm zu einer Geste, die dem Domizil galt, in dem sie sich befanden.
»Das sind Spekulationen«, sagte El'Farah.
»Warum sind neun Seeder verschwunden, Exzellenz?«, fragte Tahlon und hörte überrascht, wie sich Schärfe in seine Stimme schlich. »Warum hat ein Erlauchter bei mindestens einer dieser … Entführungen mitgewirkt? Was steckt dahinter? Warum ist El'Kalentar ermordet worden?«
El'Farah setzte sich in Bewegung und kam mit langsamen Schritten näher. Ihr Blick blieb die ganze Zeit auf Tahlon gerichtet, der sich davon durchbohrt fühlte.
»Und wer steckt hinter der Instabilität der Filigrane?«, fügte Tahlon hinzu.
Die Erlauchte blieb abrupt stehen. »Was?«
»Die sogenannten Falschen Filigrane … Die Boten des Chaos, die aus einigen von ihnen gekommen sind …«
»Boten des Chaos?«
»Angreifer aus anderen Epochen, Feinde aus der Vergangenheit, und vielleicht auch aus der Zukunft, wer weiß …« Die Erinnerungen ließen Tahlon innerlich erbeben. »Beim Hauptfiligran des Granville-Systems bin ich einem solchen Angriff zum Opfer gefallen. Nach meinem ersten Tod …« Der hoffentlich auch mein einziger bleibt, dachte er. »… brachte man mich in ein medizinisches Zentrum auf Hadadd, und dort konnte Esebian meine Biosignatur kopieren …«
»Das weiß ich alles, Präfekt. Kommen Sie zur Sache.«
»Wir haben eine zweite Anomalie im Transittunnel des Filigrannetzes bemerkt, Exzellenz. Eine Erscheinung, die wie ein …« Tahlon suchte nach einem passenden Wort. »… wie ein Käfer in der Tunnelwand aussah. Erste Analysen der gewonnenen Daten haben ergeben, dass von dieser Erscheinung eine destabilisierende Wirkung ausging, die sowohl den Transittunnel selbst als auch die Kommunikation der Magister betraf.« Tahlon atmete tief durch. »Mit anderen Worten … Es steckt Absicht hinter dem Kollaps der Filigrane.«
» Wessen Absicht, Präfekt?«
»Ich bin mit der Hoffnung hierhergekommen, eine Antwort auf diese Frage zu finden.«
»Ich kann sie Ihnen nicht geben.«
»Mag sein«, sagte Tahlon in einem Tonfall, der andeutete, dass hinter dem Mag sein möglicherweise ein Vielleicht doch steckte. »Deshalb brauche ich die Zugangscodes von Ihnen, Exzellenz. Und nicht nur die für dieses Domizil. Ich benötige die Codes für alle Datennetze der Erlauchten.«
El'Farahs Augen wurden etwas größer; die kleinen Insektoiden an ihren Schläfen krochen nach vorn, wie um besser zu sehen. »Ich fürchte, Sie verstehen nicht ganz, worum Sie da bitten … Es gibt keinen Unsterblichen, der nicht großen Wert auf seine Privatsphäre
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