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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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diese Fragen, und die Antwort – oder eine der Antworten – lautete: Weil ich die Regeln präsentiere. Weil das Chaos siegt, wenn ich nachgebe.
    »Wie würden die Magister reagieren, wenn sie erfahren, dass Erlauchte neun ihrer Seeder entführt haben?«, fragte er.
    In El'Farahs Augen blitzte es, und die beiden kleinen Insektoiden bohrten ihre dünnen Beine in die Schläfen. Die Unsterbliche trat wieder näher, hob die Hand …
    »Bevor Sie etwas sagen oder … tun, sollte ich Ihnen das hier zeigen.« Tahlon griff in die Tasche und holte ein kleines Kom-Modul hervor. »Erweiterungen funktionieren hier nicht, zumindest nicht solche, wie sie Sterblichen zur Verfügung stehen, aber das hier ist Erlauchten-Technik, Exzellenz. Unser Gespräch wurde weitergeleitet und aufgezeichnet.« Fast gegen seinen Willen fügte er hinzu: »Warum wollen Sie mich daran hindern, die Wahrheit ans Licht zu bringen?«
    »Die Wahrheit?«, wiederholte El'Farah leise. »Glauben Sie an die Wahrheit ? Und an welche?«
    »Ich brauche die Zugangscodes, Exzellenz. Für dieses Domizil und die Datennetze der Hohen Welten.«
    Die Unsterbliche wandte sich abrupt ab und ging zur Tür. »Sie bekommen die Codes. Aber dies wird ein Nachspiel haben, Tahlon.« El'Farah warf ihm einen letzten kalten Blick zu. »Sie ahnen nicht, worauf Sie sich eingelassen haben.«

 
     
     
    Früchten ähnlich, reif gewordnen,
    Fallen und im Falle fürchten
    Sich die sterblichen Gebornen
    Immer vor dem Todessturze.
     
FALLEN
46
     
    Die Antares hatte sich nicht weiter als zwanzig Lichtsekunden vom primären Filigran entfernt und die Hauptverkehrszone hinter sich gelassen, als die Ortungsfelder in der Pilotenkanzel die ersten Kriegsschiffe erfassten: Schwere Kreuzer der Ehernen Garde mit einem Durchmesser von fast einem Kilometer, die Gefechtstürme nach vorn gerichtet, die Intervaller wie Krallen ausgefahren, die stählernen Leiber in türkisblaue und smaragdgrüne Schirmfelder gehüllt. Esebian winkte für das Gesteninterface und holte das ferne Blitzen beim sekundären Filigran heran. Aus den dortigen goldenen und silbernen Weberfäden war ein dunkles Gebilde gekommen, ein schwarzer Riese, der versuchte, die Verteidiger mit einem Schwarm kinetischer Geschosse zu zertrümmern.
    »Selbst hier ein Falsches Filigran?«, murmelte er. Und zu Leandra, die das Geschehen mit erschrockener Faszination beobachtete: »Das Chhor-System ist nur neun Lichtjahre von der ersten Hohen Welt namens Gretsch entfernt.«
    »Das Blitzen …«, sagte sie und deutete auf die Lichter.
    »Plasmanovae, nehme ich an.« Esebian versuchte, sowohl die Darstellungen der Displayfelder als auch Leandra im Auge zu behalten. Bisher hatte sie durch nichts zu erkennen gegeben, dass sie etwas von seinen geheimen Gedanken und Plänen ahnte. Er vergewisserte sich erneut, dass sein Mentalblocker auf höchster Leistungsstufe arbeitete. Leandra durfte keinen Verdacht schöpfen. »Oder Mikrokollapsare«, fügte er hinzu.
    Weitere Kampfschiffe pflügten durchs interplanetare All: Walzen der Meronna, mehrere Pfeilschiffe der Enha-Entalen und eine aus dreizehn Schiffen – ein langer Modulträger, zwei Zerstörer, zwei große Schlachtschiffe und acht Eskorten – bestehende Kampfgruppe des Direktoriats. Das Ortungsfeld zeigte auch eine Phalanx aus Drohnen, die von den drei Magistern im Chhor-System stammten.
    »Was ist das?«, fragte Leandra und deutete auf das dunkle Etwas beim sekundären Filigran über den Ringen des Gasriesen Ackah.
    »Ich weiß es nicht«, sage Esebian. »Die Warnmeldungen haben darauf hingewiesen: Jenes Filigran ist instabil geworden. Die dortigen Transittunnel geraten durcheinander. Wer weiß, woher das Etwas kommt.«
    »Besteht Gefahr?«
    »Für uns? Für die bewohnten Welten dieses Systems? Für Lahor, die zukünftige zweiundzwanzigste Hohe Welt? Wohl kaum. Wir befinden uns hier im Herzen des Direktoriats. Erlauchte und Magister werden alles daransetzen, die Sonnensysteme des Kerns zu schützen.« Dennoch, das wiederholte Aufblitzen über den bunten Ringen von Ackah bereitete ihm Unbehagen. Es zeigte ihm, dass es dort draußen noch andere bedrohliche Dinge gab, die ihn nicht direkt betrafen. Noch nicht , flüsterte es in ihm, und wieder klang dieses Flüstern seltsam. Esebian hatte es zunächst für eine Folge der Adaptation beim Flug durchs Filigran gehalten, zumal er sich mit einer erheblichen Dosis Adrenalin und anderen Hormonen wachgehalten hatte. Die Stimmen seiner früheren Leben

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