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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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legt.«
    »Ohne Zugriff auf die Datennetze der Hohen Welten komme ich mit meinen Ermittlungen nicht weiter, Exzellenz.«
    »Das bedauere ich sehr, aber wie ich vorhin schon sagte, Präfekt: Wir kümmern uns darum. Ich werde diese Angelegenheit den anderen Direktoren gegenüber zur Sprache bringen.«
    »Tut mir leid, Exzellenz. Ich muss darauf bestehen, die Ermittlungen selbst zu leiten. Alle Ermittlungen, die mit diesem Fall zu tun haben.«
    »Sie müssen darauf bestehen ?« El'Farah kam noch einen Schritt näher und sah auf Tahlon hinab, der zurückgelehnt in seinem Sessel saß, äußerlich ruhig, aber innerlich voller Anspannung. »Sie sind hier nicht irgendwo in den Tausend Tiefen, Präfekt. Und Sie sprechen nicht mit irgendwem. Dies ist Taschka, siebte der Einundzwanzig Hohen Welten. Und ich bin El'Farah, dreitausend Jahre alt und Direktorin. Es gibt hier nichts , worauf Sie bestehen können, solange Sie nicht selbst ein Erlauchter sind.«
    Tahlon stand langsam auf und wich trotz der fast unangenehmen Nähe der Unsterblichen nicht zurück. Zum ersten Mal nahm er ihren Geruch war, scharf und gleichzeitig irgendwie schal. Er erinnerte ihn an den Staub, der eine dicke graue Patina an den Fenstern des Ballsaals in seinen Träumen bildete. »Sie selbst haben mich vor den anderen Direktoren zum Chefermittler ernannt, Exzellenz. Und als Präfekt und Erster Hochkommissar des Direktoriats habe ich das Recht …«
    El'Farah sah ihn ungläubig an. »Sie wagen es tatsächlich, mir zu widersprechen?« Es klang nicht zornig, eher verblüfft.
    Tahlon versuchte, sich von der Unsterblichen nicht einschüchtern zu lassen. »… habe ich das Recht, alle Ermittlungen durchzuführen, die ich für notwendig halte.«
    In El'Farahs Mundwinkeln zuckte es. »Wir könnten Sie absetzen«, sagte sie. »Jederzeit. Ich brauche nur mit einigen der anderen Direktoren Verbindung aufzunehmen. Wir könnten jemand anders zum Ersten Hochkommissar und Präfekten machen.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Exzellenz, aber das können Sie nicht.« Tahlon sprach mit fester Stimme. »Zumindest nicht, solange die derzeitigen Ermittlungen laufen. Im dritten Abschnitt von Paragraph neunzehn des Traktats heißt es …«
    »Es ist mir gleichgültig, was dort steht«, zischte El'Farah. »Sie werden sich dem Willen der Erlauchten beugen, Präfekt.«
    »Sie sind nur eine Erlauchte, Exzellenz. Das Traktat gibt mir auch das Recht, vor der Direktorenversammlung zu sprechen und im Falle meiner vorgeschlagenen Absetzung eine Abstimmung aller Erlauchten zu verlangen …«
    »Wollen Sie es wirklich darauf ankommen lassen? Alles hat seinen Preis, Tahlon. Sind Sie bereit, den Preis zu zahlen?«
    El'Farah drehte sich abrupt um, machte einige Schritte und blieb wieder stehen. Sie kehrte ihm den Rücken zu, als sie sagte: »Den Preis Ihrer Unsterblichkeit?«
    Tief in Tahlon krampfte sich etwas zusammen. »Wollen Sie mich erpressen, Exzellenz?«
    Ganz langsam drehte sich die Unsterbliche um. »Die Hohen Welten gehören uns, Tahlon. Uns Erlauchten und sonst niemandem. Was hier geschieht, was wir hier entscheiden … Es geht allein uns etwas an, und wir werden auf keinen Fall zulassen, dass sich jemand von außerhalb, ein Sterblicher , in unsere Angelegenheiten einmischt. Traktat hin oder her.«
    Tahlon hatte das Gefühl, auf einer dünnen Eisschicht zu stehen, die unter ihm nachzugeben drohte. Er glaubte, ein warnendes Knacken und Knirschen zu hören, und weit und breit gab es nichts, das ihm festen Halt geboten hätte.
    »Jene Bestimmungen sind viele Jahrtausende alt«, fügte El'Farah hinzu. »Sie haben längst ihre Bedeutung verloren.«
    »Es erging nie ein Beschluss der Direktoren, das Traktat außer Kraft zu setzen. Es gilt nach wie vor. Hiermit berufe ich mich darauf und …«
    »Sie sind nur einen Aufstieg vom Ziel entfernt, auf das Sie dreihundert Jahre hingearbeitet haben.« Eine sonderbare Leichtigkeit erklang in El'Farahs Stimme, die sich doch schwer auf Tahlon herabsenkte. Schwer genug, um das dünne Eis unter ihm brechen zu lassen? »Fünftausend Meriten … Aber vielleicht genügen sie nicht. Wir könnten Ihnen einen Platz auf den Hohen Welten verweigern, Tahlon. Auch das steht im Traktat. Paragraph neunundsiebzig, Absatz neun. Eine Mehrheitsentscheidung der Erlauchten könnte Ihnen die Unsterblichkeit vorenthalten.«
    Ein Kloß bildete sich in Tahlons Hals, und er versuchte, ihn hinunterzuschlucken. Warum hatte er sich in diese Lage gebracht? Etwas in ihm stellte

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