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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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verarbeitet. Die Aurora-Basen auf dem Planeten bestätigten, dass sie eine Nachricht von Erebos erhalten hatten und bereit waren. Es folgten Einzelheiten, die sich ein Teil von Esebian ansah, während sein Mund in Bewegung blieb.
    »Die Entdecker des Labyrinths glaubten also zunächst, ein großes Relikt aus der Dritten Dynastie gefunden zu haben, vielleicht eine Zapferversion der Lahorta – die Anlage schien mit den früheren Magmakammern des erloschenen Vulkans verbunden zu sein. Mehrere Gruppen brachen mit der Absicht auf, die alte Anlage zu erforschen. Keine von ihnen kehrte zurück.«
    »Was geschah mit ihnen?«, fragte Leandra, als Esebian einige Sekunden schwieg, durch die transparente Pilotenkanzel nach draußen sah und die vielen Raumschiffe beobachtete. Die energetischen Signaturen der hohen Orbitalstationen wiesen darauf hin, dass dort Waffensysteme in Bereitschaft waren. Was auch immer aus dem sekundären Filigran gekommen war … Rechnete man damit, dass es den Planeten angreifen würde?
    Die Antares gesellte sich einer Gruppe von anderen Schiffen hinzu, verringerte die Geschwindigkeit und näherte sich einem Orbital-Port.
    »Man fand sie hundert Jahre später«, sagte Esebian. »Auf einer fünftausend Kilometer entfernten Insel. Für die Forscher waren nur wenige Monate vergangen.«
    »Ein … Zeitloch?«, spekulierte Leandra.
    »Etwas in der Art. Offenbar gibt es in dem Labyrinth zahlreiche Diskontinuitäten: Möbiuszonen, dimensionale Verwerfungen und temporale Anomalien. Besser ausgerüstete Forscher machten sich auf den Weg, in einigen Fällen begleitet von Magisterdrohnen, und schließlich gewann man eine Vorstellung von den Ausmaßen des Labyrinths. Es reicht in eine Tiefe von hundert Kilometern, und die maximale horizontale Ausdehnung beträgt annähernd zwölftausend Kilometer. Die Gesamtlänge der Tunnel und Korridore wird auf etwa zweihunderttausend Kilometer geschätzt. Einige von ihnen führen bis zu den Polen.« Esebian lächelte erneut, als er hinzufügte: »Und das sind die Maße des Labyrinths im Hier und Heute. Es kommt immer wieder zu Raum-Zeit-Verschiebungen, die Zugang zu anderen, in Vergangenheit oder Zukunft befindlichen Teilen des Labyrinths ermöglichen. Bisher ist es nicht einmal den Drohnen der Magister gelungen, das Labyrinth vollständig zu kartographieren. Und selbst sie verirren sich in den Verwerfungszonen. Im Gegensatz zu den Lahorta. Sie scheinen die Einzigen zu sein, die sich im Labyrinth zurechtfinden. Immer wieder gehen sie hinein, und nie verschwindet einer von ihnen, um viele Jahre später irgendwo anders zu erscheinen. Wenn sie zurückkehren, bringen sie manchmal Artefakte mit, Gegenstände aus dem Innern des Labyrinths. Früher gab es viele von ihnen, und man konnte sie mit Meriten kaufen. Aber inzwischen untersagt ein Gesetz den Handel mit ihnen. Und es heißt, dass die Magister viele Artefakte beschlagnahmt haben, um sie zu untersuchen und eine Antwort auf die Frage zu finden, was sich im Zentrum des Labyrinths verbirgt.«
    »Was befindet sich dort?«, fragte Leandra sofort.
    Das Navigationssystem steuerte die Antares zu einem langen Andockdorn des Orbit-Ports. Dreißigtausend Kilometer unter ihnen drehte sich Lahor, von der Hand eines Superkontinents umschlungen.
    »Nicht einmal automatischen Sonden ist es gelungen, das Zentrum zu erreichen«, sagte Esebian und überprüfte noch einmal die Kom-Systeme. »Aber sie haben eine interessante Entdeckung gemacht. Die oberen Abschnitte des Labyrinths stammen tatsächlich aus der Dritten Dynastie der Lahorta, doch sie sind nur ein Aufsatz. Die Bereiche darunter, das eigentliche Labyrinth sozusagen, ist viel älter und geht vermutlich auf die Incera zurück. Von den Incera hast du gehört, nicht wahr?« Wer hatte das nicht?, dachte er.
    Leandra schauderte, rieb sich die Oberarme und nickte.
    »Was den Kern des Labyrinths betrifft …«, fuhr Esebian fort. »In den Legenden der Lahorta ist an einer Stelle von einer ›Weltenpforte‹ die Rede, und an einer anderen von einem ›Sprungbrett in die Zeit‹. Es gibt Theorien, die von der Existenz eines Webernests ausgehen, was vielleicht die Diskontinuitäten im Labyrinth erklärt. Wenn ein solches Nest existiert … Vielleicht glauben die Erlauchten, dass sich von dort aus ein Tunnel dorthin öffnen lässt, wohin die Incera vor Jahrhunderttausenden verschwunden sind. Vielleicht wollen sie Lahor zu einer Hohen Welt machen, um Gefahren vom Direktoriat abzuwenden und den

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