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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bestätigte seine Vermutung, dass Vater und Tochter nicht zu Aurora gehörten. Dies waren normale Meritensucher, die sich auf ein gefährliches Abenteuer eingelassen hatten, um Verdienste zu erwerben.
    »Unerhört«, murmelte Thadeus. »Unerhört.«
    »Er hat mir zwei Gegenstände gestohlen«, fügte Esebian hinzu. »Ein grauschwarzes Kästchen, ein Artefakt aus diesem Labyrinth, und ein Kombiwerkzeug für …«
    »Was haben Sie da am Nacken?«, fragte Evergreen neugierig, als Esebian den Kopf drehte und zu Titus Magobb sah.
    »Green …«, mahnte ihr Vater.
    Aus einem Reflex heraus hob Esebian die linke Hand, achtete aber darauf, das kleine Gerät an seinem Nacken nicht zu berühren. »Das ist ein Neuroprozessor, mit dem ich … meine Erweiterungen steuern kann. Der Verbrecher hat mir auch das Kombiwerkwerkzeug abgenommen, das den Prozessor programmiert.«
    »Green«, schnaufte Thadeus, »geh und hol dem Konsul, was ihm gehört.«
    »Ja, Vater.« Die junge Frau mit dem struppigen Haar wandte sich ab und eilte zur Formspeicherliege.
    »Wenn wir diese tote Zone verlassen, setze ich mich mit den anderen in Verbindung und berichte ihnen davon. Dann können wir dafür sorgen, dass überall nach den Komplizen des Verbrechers Ausschau gehalten wird.«
    Esebian beugte sich ein wenig vor; die Kraft kehrte viel zu langsam zurück. Er musste unbedingt seine Erweiterungen aktivieren, und dafür brauchte er das Kombiwerkzeug. »Die anderen?«, fragte er und versuchte, sich seine plötzliche Unruhe nicht anmerken zu lassen. Sie betraf nicht nur Aurora, sondern vor allem den Erlauchten, dem er hatte übergeben werden sollen. Welche Ressourcen standen Tirrhel hier auf Lahor für die Suche nach ihm zur Verfügung? Gab es für ihn Mittel und Wege, ihn auch im Labyrinth ausfindig zu machen?
    »Wir gehören zu einer Magistergruppe, Konsul«, erklärte der Bärtige. »Evergreen und ich hätten uns die teure Ausrüstung nicht leisten können. Und wahrscheinlich hätten wir beide allein auch gar nicht die Genehmigung erhalten, das Labyrinth zu erforschen. Wir suchen im Auftrag der Magister nach dem Großen Synchronisator und …«
    Thadeus unterbrach sich, als ein schrilles Zirpen vom Biomorph kam, der sich aufgerichtet hatte. Fast im gleichen Augenblick trat eine Gestalt aus einer mehrere Meter entfernten dunklen Tunnelöffnung: ein Grauer, wie Thadeus und seine Tochter in einen Overall mit zahlreichen Taschen und Werkzeugschlaufen gekleidet. Das bleiche, faltige Gesicht blieb seltsam ausdruckslos, als der Graue sagte: »Der Aktivitätsbereich dehnt sich hierher aus.«
    »Alarm!«, rief der Biomorph mit quiekender Stimme. »Gefahr ich wittere! Veränderungen unterwegs hierher!«
    Vater und Tochter stoben durch die Höhle, und der Graue war kaum langsamer. Esebian beobachtete, wie sie Ausrüstungsmaterial einsammelten und es zusammen mit den Rucksäcken an Bord von zwei Variform-Schwebern verstauten, die der Expeditionsgruppe vermutlich von den Magistern zur Verfügung gestellt worden waren, denn der Erwerb solcher Fahrzeuge hätte viele Meriten gekostet. Auch die molekulare Kompression, mit der die beiden Frachtbehälter ihr Volumen verkleinerten, deutete auf den Einsatz von Magistertechnik hin. Während die beiden Menschen und der Graue rege Aktivität entfalteten, knackte und knirschte es in den Wänden. Dünne Risse wurden länger, und glatte Flächen bekamen dünne Ritzen. Sie verloren ihre Homogenität und erweckten plötzlich den Eindruck, aus Tausenden von einzelnen Teilen zu bestehen, die sich zuvor wie ein dreidimensionales Puzzle zusammengefügt hatten und nun auseinanderstrebten, um eine neue Struktur zu bilden – es sah auf gespenstische Weise nach einem Lebendigwerden der Höhle aus. Während sich die zahllosen Komponenten gegeneinander verschoben und dabei manchmal miteinander verschmolzen, dehnten sich Ritzen zu breiten Spalten aus, die Blicke in andere Höhlen und dunkle Tunnel gewährten. Aus einigen von ihnen kam ein vages, geisterhaftes Leuchten, von dem Esebian wusste, dass es temporale Anomalien ankündigte.
    Er atmete tief durch, stemmte sich hoch und wankte zu der Liege, auf der noch immer Titus Magobb ruhte und zur Decke starrte, in der sich die Öffnung schloss, durch die sie beide gefallen waren. Als er ihn erreichte, stand Evergreen plötzlich auf der anderen Seite und schob die Arme unter den Reglosen. »Können Sie mir helfen?«
    »Wo sind die Gegenstände, die er mir gestohlen hat?«
    »Ich habe sie in

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