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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Tahlon.
    »Wir wissen, dass eine Kopie von Ihnen die Tat beging«, fuhr der Unsterbliche mit dem grauweißen Zopf fort. »Und dass Esebians Bewusstsein in der Kopie steckte.«
    »Wir haben gesehen, wie El'Kalentar starb«, ertönte es am Tisch.
    »Wir haben den Zellbrand beobachtet, dem er zum Opfer fiel.«
    »Es kann nicht der geringste Zweifel daran bestehen, dass der frühere Vorsitzende dieses ehrenwerten Gremiums nach einem über sechstausend Jahre langen Leben starb«, sagte El'Farah. Ihre Betonung war seltsam, und zuerst dachte Tahlon, dass es vielleicht an dem akustischen Dämmfeld lag. Aber nicht nur ihre Stimme hatte sich verändert – es herrschte eine andere Atmosphäre im Saal. Er versuchte noch, die Veränderung zu deuten, als El'Coradi fortfuhr:
    »Sie haben uns über viele Jahrzehnte hinweg gute Dienste geleistet, Präfekt, und deshalb geben wir Ihnen eine letzte Chance, Ihre Fehler wiedergutzumachen und sich auf Ihre wahren Aufgaben zu besinnen. Sie werden sich von diesem Ort aus auf den Weg nach Lahor machen.«
    »Lahor?«, wiederholte Tahlon verwirrt.
    »Lahor im Chhor-System, nur vierundneunzig Lichtjahre von hier entfernt. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben, befindet sich Esebian dort. Finden Sie El'Kalentars Mörder. Das ist Ihre Aufgabe. Dafür sind Sie zum Chefermittler ernannt worden.«
    Und El'Farah sagte: »So ist es beschlossen.«
    Was ist mit Fouracre?, wollte Tahlon fragen, aber sein Mund blieb geschlossen. Was ist mit den neun entführten Seedern der Magister und der Instabilität der Filigrane? Was geht hier vor?
    Aber die Fragen blieben ihm im Hals stecken, zusammen mit einem Kloß so dick, dass ihm das Atmen schwerfiel.
    »So ist es beschlossen«, wiederholten die Direktoren. Nacheinander aktivierten sie persönliche Noder und verschwanden, die Avatare unter ihnen zuerst. Schließlich blieben nur noch El'Farah und El'Coradi übrig. Eigentlich waren sie Rivalen, aber hier, in diesem Raum, wirkten sie wie Verbündete bei einer Sache, von der Tahlon bis auf einen Namen kaum etwas wusste.
    »Was ist Fouracre?«, brachte er schließlich hervor, als El'Farah die Plattform landen ließ.
    Sie trat auf ihn zu, während El'Coradi am Tisch stehen blieb. »Fügen Sie sich, Tahlon«, sagte sie leise. »Hören Sie auf, sich in Dinge einzumischen, die Sie nichts angehen. Finden Sie den Mörder eines Unsterblichen. Das ist Ihre Aufgabe. Fünftausend Meriten, Tahlon. Der Lohn ist die Unsterblichkeit. Versuchen Sie nicht , uns herauszufordern. Sie würden es bitter bereuen, glauben Sie mir.«
    Sie winkte, und neben ihr erschien die Transitmembran eines Transferitors. »Eine direkte Verbindung zur Concordia , Präfekt. Machen Sie sich sofort auf den Weg nach Lahor.«
    Fouracre, dachte Tahlon, aber es blieb bei dem Gedanken. Mit einem letzten Blick in die kalten, dreitausend Jahre alten Augen der Unsterblichen trat er durch die Membran.

 
     
     
    Es brennt in mir,
    Ein Feuer heiß,
    Was bleibt dann hier,
    Außer Asche? Vielleicht ein Schrei,
    Von dem niemand weiß.
     
VERSCHLUNGENE PFADE
52
     
    Dies ist nicht mehr als ein Moment, aber er genügt, um die Flamme des Lebens brennen zu lassen. Über dem langen Tisch leuchtet sie, mit blauem Kern und gelber Aura, ruhig wie der Strom der Zeit, der außerhalb dieses Raums von der Vergangenheit zur Zukunft fließt. Ihr Licht fällt nur auf die Personen, die an diesem Ende des Tisches sitzen, berührt kaum die anderen weiter hinten, die immer mehr zu Schatten und Schemen werden und sich zusammen mit dem Rest des Tisches in der Dunkelheit verlieren.
    Esebians taube Finger rutschten im Labyrinth von Lahor an dem Vorsprung ab, und er wusste, dass ihn nur noch zwei oder drei Sekunden von einem tödlichen Aufprall in der Tiefe trennten.
    Gleichzeitig steht er hier an diesem Ort, der sich in einem Moment erstreckt, hier in diesem Raum, den niemand von ihnen verlassen kann: Stahlblenden bedecken Fenster und Türen, und es gibt nicht einen unter ihnen, der das Werkzeug hat, sie zu entfernen. Caleb sitzt dort, mit düsterem, grimmigem Gesicht, die Hände auf dem Tisch zu Fäusten geballt, und in seinen Augen brennt ein anderes Feuer, als er sagt: »Es ist deine Schuld, Esebian. Ich möchte, dass du das weißt. Denk daran, wenn du in den Tod stürzt und uns alle mitnimmst. Es ist deine Schuld. Du und deine Dummheit, ihr habt uns die Unsterblichkeit genommen.«
    Esebian schluckt und will sprechen, aber er bringt keinen Ton hervor.
    »Vielleicht«, sagen

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