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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Sensoren registrieren energetische Aktivität«, summte die Drohne, als sie sich dem Zentrum des Trümmerfelds näherten.
    »Worum handelt es sich?«, fragte Tahlon.
    »Die energetische Signatur ähnelt der eines aktiven Transferitors. Aber es gibt Besonderheiten in der Energiestruktur, die ich noch nicht identifizieren kann.«
    In der Mitte des Schreinareals hatte eine Kuppel mit Facettenwänden aus Glas, Kristall und transparentem Komposit gestanden. Eine der Explosionen hatte in der Nähe stattgefunden und den größten Teil der Kuppel einfach weggefegt. Was von den Wänden noch stand, war in der Hitze halb geschmolzen und dann wieder erstarrt. Ohne den Schutz druckfester Mauern oder eines Schirmfelds konnte hier nichts überlebt haben.
    Sie landeten in einem halbwegs freien Bereich vor den Resten der Kuppel. Die beiden Sicherheitsbeauftragten hielten ihre Waffen bereit und suchten durch ihre Zoomvisiere die Umgebung ab. Nirgends regte sich etwas. Wind strich über die Ruinen des Schreins, wirbelte hier und dort Staub auf.
    »Hier gibt es keine Überlebenden«, sagte Esebian.
    »Falsch«, widersprach die Drohne. Sie stieg wieder auf und glitt in einer Höhe von knapp zwei Metern nach vorn. »Ich orte eine Biosignatur, tief unter den Resten dieses Gebäudes. Nicht weit vom Ursprung der energetischen Emissionen entfernt. Ich versuche, den Eingang freizulegen.« Das Summen der Magisterdrohne wurde lauter, als ihre Gravitationsmotoren zusätzliche Schwerkraftfelder schufen. Trümmer gerieten knirschend und rumpelnd in Bewegung, kippten und rutschten. Eine Schneise entstand.
    Ein kleiner, tropfenförmiger Atmosphärenspringer näherte sich und landete einige Meter weiter hinten. Jemand stieg aus und stapfte in der Dunkelheit als anonyme Silhouette heran, die erst Individualität gewann, als sie das Licht der Drohne erreichte: eine Frau in der Uniform des Sicherheitsdienstes von Gondal. Eine Kandidatin der vierten Stufe, Legat. Ohne ein Residenzrecht auf Gondal.
    Die Frau – jung, etwa dreißig Scheinjahre, das Haar kurz und blond – blieb vor Tahlon stehen und salutierte. Ihr Blick ging kurz zu seinen Begleitern, kehrte dann zu ihm zurück. »Ich bin Jenise Mahin, in den Diensten der Erlauchten von Gondal. Brauchen Sie Hilfe, Präfekt?«
    »Ich nehme an, Sie kümmern sich bereits um alles.« Tahlon deutete zum Rand des Schreinareals.
    »Ja, Präfekt.«
    »Überlebende?«
    »Nein, Präfekt. Unter den Toten befindet sich auch Seine Exzellenz El'Jarod.«
    Tahlon nickte. »Vielleicht gibt es einen Überlebenden, unter den Trümmern dieses Gebäudes. Ich mache Sie hiermit zur Präfekturbeauftragten, Jenise. Sichern Sie alle Spuren. Ich fürchte, dass Erlauchte hinter diesem Anschlag stecken: El'Farah und El'Coradi. Vielleicht auch El'Kalentar.«
    »Erlauchte?«, kam es erstaunt von der Legatin. Und dann: »El'Kalentar? Aber wurde er nicht …«
    »Nein, er wurde nicht auf Hadadd ermordet. Er lebt und ist in etwas verstrickt, das …« Tahlon holte tief Luft. »Ich weiß noch nicht, worin genau er verwickelt ist, aber ich werde es herausfinden. Sichern Sie die Spuren, Jenise«, wiederholte er. »Und richten Sie einen Kommunikationsraum für mich ein. Wenn wir hier fertig sind, möchte ich zu den Erlauchten aller Hohen Welten sprechen. Befinden sich Direktoren auf Gondal?«
    »Seine Exzellenz El'Jarod war der einzige, soweit ich weiß.«
    Wie viele von ihnen sind an dieser Fouracre-Sache beteiligt?, dachte er. El'Jarod hatte wohl nichts davon gewusst, sonst hätte die Explosion ihn nicht das Leben gekostet. Tahlon überlegte, ob es Direktoren und andere Erlauchte gab, die bereit waren, ihm zu helfen.
    »Teilen Sie dem Direktoriat mit, was hier geschehen ist, Jenise. Und unterrichten Sie die Direktoren davon, dass ich hiermit den Notstand gemäß den Bestimmungen des Traktats erkläre. Die Präfekturen auf den Hohen Welten und in den Tausend Tiefen sollen sich bereithalten, Anweisungen von mir zu empfangen.«
    »Ja, Präfekt.« Die Legatin salutierte erneut und kehrte zu ihrem Atmosphärengleiter zurück.
    Unterdessen hatte die Magisterdrohne den Weg zu einer Treppe freigelegt, die unter eine dicke Bodenplatte führte. Esebian hatte sein Stützgerüst bis zur ersten Stufe gesteuert, und die beiden Sicherheitsbeauftragten standen rechts und links von ihm, ihre Waffen bereit.
    »Was befindet sich dort unten?«, fragte Tahlon.
    »Das Herz des Schreins«, summte die Drohne. »Die Memoria, in der El'Hantor die letzten

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