Kinder der Ewigkeit
ruhte in einem Sessel, der sich nach hinten geneigt hatte und fast zu einer Liege geworden war, und neben ihm summte eine Konsole. Durch das breite Fenster direkt vor ihm sah er den Obelisken, das Gehirn des Archivs.
»Der Kontakt wurde unterbrochen«, ertönte die Stimme des Seeders. »Soll ich ihn wiederherstellen?«
»Nein.« Als Esebian auch die andere Hand aus der Interface-Mulde löste, hörte er ein leises Klacken und drehte den Kopf. Eine kleine goldfarbene Scheibe lag dort.
Für einen Moment wagte er nicht zu atmen. Dann fragte er langsam: »Woher stammt dieses Objekt?«
»Es enthält die Aufzeichnung eines privilegierten Datentransfers«, antwortete Chai-Millkven-al-Lekan sofort.
»Können Sie feststellen, wer den Transfer veranlasst hat?«
Eine kurze Pause, und dann: »Der Transfercode wurde gelöscht.« Der Seeder klang fast erstaunt. »Das ist sehr ungewöhnlich. Wenn Sie Ihre Privatsphäre für verletzt halten, Konsul, so bin ich gern bereit, Ermittlungen einzuleiten. Gestatten Sie mir, den Inhalt des Speichermoduls zu untersuchen und …«
»Nein.« Esebians Hand schloss sich um die gelbe Scheibe, und er dachte an die Geräte in seiner Wohnung. »Nein, meine Privatsphäre ist nicht verletzt. Es liegt kein Verstoß gegen die Regeln vor.« Er stand auf und ging zur Tür. »Haben Sie vielen Dank, Chai-Millkven-al-Lekan.«
»Ich bin gern zu Diensten gewesen, Konsul. Langes Leben.«
Die Fenster des Apartments im neunundneunzigsten Stock ließen das Licht der Sonne herein, aber keine fremden elektromagnetischen Impulse. Niemand konnte in die Wohnung sehen, auch nicht mithilfe von Sondierungssignalen. Hinzu kam ein diskretes Neutralisierungsfeld, das die Residenz vorübergehend aus Oxnams Kommunikationsverbund gelöst hatte.
Esebian saß in einem bequemen Sessel und trank einen aromatisierten Nährsaft, der nicht nur den Durst stillte, sondern auch Vitamine für den Körper und einige Zusatzstoffe für bestimmte biomechanische Erweiterungen enthielt.
»Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich ein Erlauchter, noch dazu der Vorsitzende des Direktoriats, auf eine so lange Reise außerhalb der Hohen Welten begibt«, sagte er nachdenklich, den Blick noch immer auf die Daten des großen Displayfelds gerichtet.
Ich glaube, wir können etwas mit den Daten anfangen , sagte Yrthmo, und selbst von Gunder und Dorotheri kam Zustimmung. Er ist mit dem Projekten unterwegs, und wir kennen mindestens eine Station, an der er während der nächsten beiden Monate haltmachen wird: Hadadd. Talanna ist dort gewesen, vor … hundertfünfzig Jahren?
»Ja«, sagte Esebian. »Ich erinnere mich.«
Hadadd , flüsterte Talanna mit einem Hauch Wehmut. Ich frage mich, was aus ihm geworden ist.
»Benston?«, fragte Esebian.
So hieß er, ja. Ein junger Mann. Fast so jung wie Leandra. Und so leidenschaftlich …
»Er hätte dich um ein Haar an der Ausführung deines Auftrags gehindert«, sagte Esebian und sprach wie zu einer anderen Person.
»Bitte entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische«, sagte die intelligente Wohnung. »Aber offenbar sprechen Sie mit Personen, deren Präsenz ich nicht wahrnehmen kann. Fühlen Sie sich wohl, Konsul? Brauchen Sie Hilfe?«
Esebian schickte das Apartment mit einer knappen Geste in den Stand-by-Modus.
Hadadd ist der Ort , sagte Caleb, als sei die Entscheidung bereits gefallen. Und ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir uns El'Kalentar nähern können, ohne dass er Verdacht schöpft. Der Präfekt Akir Tahlon hat jederzeit Zugang zu ihm. Das können wir ausnutzen. Er nannte Einzelheiten.
Esebian nickte. »Nicht schlecht. Es könnte klappen. Es fehlen noch einige Details, aber …«
Die Einzelheiten finden wir auf Hadadd heraus , sagte Talanna. Oder während der Reise dorthin. Mach von den Kandidatenprivilegien Gebrauch, Esebian. Mit diskreten Anfragen bei der Regierung von Hadadd dürfte sich klären lassen, wann sich El'Kalentar wo aufhalten wird.
Ich tippe auf einen Machtkampf , sagte Evan Ten-Ten, der die ganze Zeit über die Hintergründe nachgedacht hatte. Ein Machtkampf unter den Direktoren des Direktoriats , fuhr er fort, als er die Verwunderung der anderen bemerkte. Jemand will El'Kalentar aus dem Weg räumen, um seinen Platz einzunehmen. Wer würde am meisten von seinem Tod profitieren? Wenn wir diese Frage beantworten können, haben wir den Auftraggeber identifiziert.
Auch ich würde gern wissen, wer sich hinter Tirrhel verbirgt , sagte Caleb erstaunlich sanft. Aber es
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