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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Inhibition.«
    »So ist es beschlossen«, sagten alle drei Richter zusammen.
    Observant und Ethikwächter setzten sich in Bewegung und traten auf Leandra zu.
    »Einen Augenblick.« Esebian stand auf und ging die Treppe hinunter, an den Sitzreihen vorbei. Bist du verrückt geworden? , rief Caleb in ihm. Was machst du da? Er achtete nicht darauf, und unten im Oval angekommen sagte er: »Es ist eine harte Strafe für jemanden, der erst am Anfang seines langen Weges steht. Diese Frau ist jung und unerfahren, und ich bin sicher, dass sich keine bösen Absichten hinter ihrem Regelverstoß verbergen. Bitte sehen Sie ihr die Unbesonnenheit der Jugend nach.«
    Leandra sah ihn an, überrascht und voller Hoffnung. Die drei Richter musterten ihn ernst, und die erste Frau nickte ihm einen Gruß zu: »Konsul … Möchten Sie Ihre Kandidatenprivilegien nutzen und das Urteil anfechten?«
    Ein oder zwei Sekunden lang herrschte aufmerksame, fast gespannte Stille. Esebian wählte seine Worte mit besonderem Bedacht. »Es wäre dumm, die Weisheit und den guten Willen von Richtern infrage zu stellen, die in Hinsicht auf solche Angelegenheiten viel mehr Erfahrung und Sachkenntnis haben als ich. Aber ich möchte Sie als Fürsprecher um Milde bitten.« Er zögerte kurz, und etwas veranlasste ihn hinzuzufügen: »Ich bin bereit, für die Angeklagte zu bürgen.«
    Hast du total den Verstand verloren? , schrie Caleb, aber es war ein Schrei, der nur durch Esebians Innenwelt hallte und an der Innenseite seines Schädels endete.
    Die drei Richter berieten sich kurz. Als Konsul stand Esebian drei Stufen über ihnen, und dieser Umstand musste eine Rolle spielen.
    »Ihre Bürgschaft ist akzeptabel«, sagte die erste Legatin. »Auf das Imprint wird verzichtet. Die fünftausend Meriten …«
    »Übernehme ich.« Die beiden Worte sprangen von ganz allein aus Esebians Mund. Leandra sah ihn aus ihren großen grünen Augen an und lächelte dankbar.
    Fünftausend Meriten! , ereiferte sich Caleb. Begreifst du nicht, wie weit uns das zurückwirft? Wir …
    Wenn wir Tirrhels Auftrag erledigt haben, brauchen wir keine zusätzlichen Meriten mehr, formulierte Esebian in Gedanken und richtete Calebs Argumente gegen ihn selbst.
    Die erste Richterin wechselte einen Blick mit ihren Kollegen. »So ist es beschlossen. Angeklagte Leandra Covitz, Sie können gehen. Konsul … Langes Leben.«

 
     
     
    Von beiden Enden gähnt nur Tod entgegen,
    Und nachher gilt wie vorher sterblich stets:
    O seid gerüstet, rettet euch empor,
    Beharrlich jeden Augenblick!
     
BOTEN DES CHAOS
12
     
    Das Hauptfiligran des Granville-Systems, zweihundert Millionen Kilometer über der Ekliptik, war kein bunt leuchtendes vitales Gespinst mehr, sondern eine graue Wunde im All, wenn nicht ganz abgestorben, so doch vom Tod gezeichnet. Als sich das große Sondierungsschiff mit El'Kalentar und Akir Tahlon an Bord näherte, zeigten die Panoramaschirme den spinnenartigen Weber an einem der verblassten Fäden: Seine fast einen Kilometer langen Beine bewegten sich nicht mehr, und der spitz zulaufende Kopf hatte sich in einen Hauptstrang des Filigrans gebohrt. Silberne Drohnen umschwirrten ihn wie Aasfliegen einen Kadaver, gelenkt von den beiden Magistern, die das Granville-System vor tausend Jahren als Emergente erreicht hatten. Einer befand sich über dem vierten Planeten Hadadd; der andere war ein ganzes Stück näher bei der Sonne, im Orbit des heißen Gasriesen Dawwro. Mehrere wissenschaftliche Plattformen, jede von ihnen vier Kilometer lang, schwebten bei den drei Filigranports; von ihnen ausgeschickte Sonden verschwanden in den Transitöffnungen der Wurmlöcher oder glitten daraus hervor. Hinzu kamen fast hundert Kampfschiffe: Walzen der Meronna, Pfeilschiffe der Enha-Entalen, Kreuzer und Schwere Schlachtschiffe des Direktoriats sowie zwei Schnelle Verbände der aus Grauen und mechanischen Zwittern bestehenden Ehernen Garde, die in den Diensten der Hohen Welten und der Magister stand. Es war eine beeindruckende Streitmacht, wie sie das Granville-System vielleicht nur während der Filigran-Kriege gesehen hatte, und sie bot einen deutlichen Hinweis auf den Ernst der Lage.
    Akir Tahlon hatte seine Kommunikationserweiterungen mit den Systemen des Sondierungsschiffes verbunden, das mit Erlauchten- und Magisterprivilegien ausgestattet durch die äußere Verteidigungsphalanx flog und sich dem größten Filigranport näherte. Er sah nicht nur die Bilder der Panoramaschirme, sondern empfing auch die

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