Kinder der Ewigkeit
Welten, zählte zu den ältesten bekannten Unsterblichen. Er ist mindestens fünfundzwanzigmal so alt wie ich , dachte Esebian und versuchte sich vorzustellen, was das bedeutete. Zumindest Gunder und Dorotheri regierten mit Ehrfurcht, und Talanna sagte fast traurig: Wir müssen ihn töten.
Aber wie? , fragte Caleb, und alle spürten seine Entschlossenheit.
Im Lichtertanz von Myriaden Datenanfragen krochen die Crawler näher, umringten Esebian und übermittelten ihre Informationen. Die ersten Jahrhunderte seines Lebens als Unsterblicher hatte El'Kalentar, wie viele Erlauchte vor ihm, damit verbracht, sich über seinen Platz im Großen Ganzen klar zu werden, sich sowohl an die eigene Unsterblichkeit als auch an das Leben auf den Hohen Welten zu gewöhnen, auch und insbesondere an ihr technisches Potenzial. In dieser Hinsicht konnten die Crawler kaum Einzelheiten nennen, denn entsprechende Informationen wurden durch eine Datenbarriere geschützt, die die Erlauchten von den Sterblichen trennte, aber es kursierten Gerüchte über die Technik der Hohen Welten – sie sollte noch viel leistungsfähiger sein als jene, auf die man mit Kandidatenprivilegien Zugriff erhielt. Als junger Unsterblicher im Alter von drei- bis vierhundert Jahren war El'Kalentar viel gereist, und nicht nur in den Gebieten, die schließlich zum Direktoriat zusammengewachsen waren. So hatte er viele Sonnensysteme in den stellaren Regionen des späteren Kongresses besucht. Fast fünfzig Echtjahre war er bei den polymorphen Spezies des Kongresses geblieben und anschließend für weitere hundert Jahre hinter dem Vorhang verschwunden. Diese Zeit hat er angeblich zum größten Teil auf der Alten Erde verbracht, die damals, vor den Filigran-Kriegen, noch Teil der Sieben Mächte gewesen war.
Das alles nützt uns nichts , sagte Caleb ungeduldig. Wir brauchen Hinweise, die uns Einblick in sein aktuelles Leben geben. Wo bietet sich ein Ansatzpunkt? Wo können wir uns nähern, ohne auf unüberwindbare Sicherheitsschranken zu stoßen? Wie sind seine Angewohnheiten? Wo ist eine schwache Stelle, die es uns erlaubt, ihn zu töten und zu entkommen?
»Geduld«, sagte Esebian im Tanz der Lichter. »Hab Geduld.«
Ein anderer Crawler, der für ihn die Datennetze durchsucht hatte, berichtete von El'Kalentars Leben als Politiker. Nach der Rückkehr von den Polymorphen begann sein Aufstieg bei den Erlauchten. Innerhalb von einigen Jahrhunderten gewann er großen Einfluss auf Taschka und leistete einen maßgeblichen Beitrag für den Zusammenschluss der Hohen Welten, damals erst elf. Bei den Filigran-Kriegen gegen die Abtrünnigen von der Erde und die Genetische Armada der Taihan von Andromeda, deren erstes Opfer die Sieben Mächte waren, hatte El'Kalentar als General große Erfolge errungen, woraus er nach den Kriegen politisches Kapital schlug. Er half dabei, den Grundstein für das Direktoriat zu legen, und wurde einer der damals fünfundzwanzig Direktoren. Über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg setzte er sich für gute Beziehungen zu den anderen Mächten ein, und nicht zuletzt ihm war es zu verdanken, dass sich der Kongress und die Klerikalen weitgehend unabhängig entwickeln konnten.
Esebian hob den Blick von den Crawlern und beobachtete den Reigen der Lichter und die endlos vielen Fäden und Stränge, die schwebenden und umherhuschenden Schemen der Datenreisenden. Eine seltsame Unruhe erfasste ihn, und sie kam nicht aus seinem Innern, von seinen Subpersönlichkeiten, sondern irgendwo aus der Datensphäre. Die Sensoren seiner Erweiterungen stellten fest, dass es sich um speziell codierte Datenströme handelte, die erst nur einige wenige Magister betrafen, dann aber immer mehr. Bei aktivierter synästhetischer Wahrnehmung hatten sie einen sonderbar scharfen Geruch, ein deutlicher Hinweis auf etwas Außergewöhnliches. Während er sich noch fragte, was es damit auf sich haben mochte, kam der Geruch auch aus anderen Richtungen, von den Hohen Welten, insbesondere von Taschka. Esebian spielte mit dem Gedanken, all seine Erweiterungen zu aktivieren, um mehr herauszufinden, aber Yrthmo warnte ihn sofort: Eine Tiefensondierung würde die Magister auf uns aufmerksam machen.
Plötzlich packte ihn eine Hand aus dem Nichts.
So fühlte es sich an. Die Synästhesie explodierte regelrecht und bescherte ihm ein wildes Durcheinander aus Reizen, die Augen, Ohren, Nase und Tastsinn betrafen. Die Hand aus dem Nichts schloss sich so fest um Esebian, als wollte sie ihn zerquetschen,
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