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Kinder der Nacht

Kinder der Nacht

Titel: Kinder der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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gewinnen.«
    »Also ist der Name echt, den er uns gegeben hat?« fragte Kate. »Der Mann ist tatsächlich ein Strigoi?«
    Lucian zuckte die Achseln. »In den letzten Monaten sind sowohl die Strigoi wie auch die letzten überlebenden Mitglieder des Ordens in den Untergrund gegangen. Wenn diese Person zu den Strigoi gehört, würde das einiges erklären.«
    »Ich will nicht sagen, daß ich auch nur ein Wort davon glaube«, sagte Kate. »Aber wenn es stimmt ... und du behauptest, deine Eltern gehören diesem Orden des Drachens an ... können sie uns nicht helfen, diesen Mann zu finden?« Kate hatte Lucians Eltern nur einmal gesehen, aber das war ein wunderbarer Nachmittag mit erlesenem Wein und selbstgekochten Mahlzeiten in einer reizenden Altbauwohnung in Bukarest gewesen. Lucians Vater, ein Schriftsteller und Intellektueller, hatte sie beeindruckt, weil er große Weisheit und Einfluß zu besitzen schien.
    »Die Strigoi haben meine Eltern im August ermordet«, sagte Lucian. Seine Stimme klang leise. »Die meisten Mitglieder des Ordens hier in Bukarest wurden aufgespürt und getötet. Viele verschwanden einfach. Die Leichen meiner Eltern wurden in der Wohnung aufgehängt, damit ich oder meine Schwester sie finden sollten. Eine Warnung. Die Strigoi sind heutzutage überaus selbstbewußt.«
    Kate kämpfte gegen den Wunsch, Lucian zu umarmen oder seine Wange zu streicheln. Vielleicht lügt er. Aber ihre sämtlichen Instinkte behaupteten das Gegenteil.
    »Sie haben vom Verwaltungschef des Krankenhauses - Popescu - in der Vergangenheitsform gesprochen«, sagte O'Rourke.
    Lucian nickte. »Tot. Die Polizei fand seinen blutleeren Körper in der Woche, als Mr. Stancu - Ihr Mann im Ministerium - auf dem Seziertisch der Anatomischen Fakultät landete.«
    »Weshalb sollten Sie Mr. Popescu töten?« fragte Kate. Sie gab sich die Antwort in Gedanken eine Sekunde bevor Lucian weitersprach.
    »Sie konnten die Spur des Kindes - Joshuas - vom Waisenhaus bis in Popescus Klinik verfolgen. Ich bin sicher, daß das Frettchen ihnen alles über Sie - und mich - erzählt hat, bevor sie ihm die Kehle durchgeschnitten haben.«
    »Und Sie haben sich seither versteckt?« sagte O'Rourke.
    »Ich verstecke mich seit dem Tag, als Kate das Land verlassen hat«, sagte Lucian. »Ich riet meinen Eltern und ihren Freunden zu fliehen, aber sie waren störrisch ... mutig.« Lucian wandte sich ab, aber Kate sah noch, wie ihm Tränen in die Augen traten.
    Vielleicht sind die Strigoi gute Schauspieler, dachte sie. Sie war erschöpft. Der Geruch der heißen Suppe in dem Zimmer machte sie eine wenig schwindlig.
    »Hören Sie«, sagte Lucian und breitete die großen Hände auf den Knien aus, während er auf der Sofalehne saß. »Ich kann Ihnen keine anderen Beweise dafür zeigen außer diesem ...« er klopfte sich auf die Brust, »daß ich zu dem Orden gehöre oder daß der Orden existiert. Aber benützen Sie Ihren gesunden Menschenverstand. Warum hätte ich mitgeholfen, Joshua in das Krankenhaus zu schmuggeln, und dann Ihnen, ihn zu adoptieren, wenn ich einer von den Strigoi wäre!«
    »Wir wissen nicht einmal, ob Ihre Strigoi existieren«, sagte Kate.
    Lucian nickte. »Na gut. Aber ich denke, ich kann Ihnen eine Demonstration geben, die es beweist.«
    Kate und O'Rourke warteten.
    »Als erstes gehen wir heute nacht in die Medizinische Fakultät und machen einen Bluttest an mir, damit bewiesen ist, daß ich nicht zu den Strigoi gehöre«, sagte Lucian. »Die Ausrüstung ist primitiv, aber ein simpler interaktiver Test sollte zeigen, ob mein Blut die Strogoi -Retrovirusreaktion zeigt.«
    »J-Virus«, sagte Kate leise.
    »Was?«
    »J-Virus.« Sie sah auf. »Wir haben ihn im CDC nach Joshua genannt.«
    »Okay«, sagte Lucian. »Wir machen einen einfachen J-Virus-Test, und dann empfähle ich - bitte verzeihen Sie das Wortspiel -, daß wir dem Haus des Mannes, den Amaddi genannt hat, einen Besuch abstatten. Wir folgen ihm, wohin er auch gehen mag.«
    »Warum?« sagte O'Rourke.
    »Weil er zu den Strigoi gehört«, sagte Lucian, »wird er uns zu anderen führen. Mein Vater war ganz sicher, daß es sich bei Joshua um das Kind handelt, das für die Zeremonie der Weihe auserkoren wurde ... und es müßte fast an der Zeit sein, daß sie beginnt.«
    »Was ist ...«, begann Kate.
    »Das erkläre ich, während wir zum Labor der Medizinischen Fakultät fahren«, sagte Lucian. Er stellte die Suppe auf die Heizplatte und steckte den Stecker wieder hinein.
    »Was machen Sie da?«

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