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Kinder der Nacht

Kinder der Nacht

Titel: Kinder der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Gedränge der zurückweichenden Strigoi die Waffen.
    Kate sah ganz flüchtig O'Rourke auf der linken Seite der Stahl- und Plexiglaskuppel des Helikopters, wie er mit verkniffenem Gesicht offenbar heftig mit den Kontrollen beschäftigt war, dann hielt sie das Baby mit einem Arm und ruderte mit dem anderen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, da der Wind der Rotoren sie von der Mauer in die Kluft zu wirbeln drohte.
    Radu Fortuna schnellte vorwärts und packte sie am Knöchel. Joshua schrie im Durcheinander von Licht und Lärm.
    Der Helikopter drehte, die Landekufen befanden sich keine zwei Meter über Kate, dann bewegte sich die Maschine zur Seite, über die Schlucht hinaus, wie auf einer unsichtbaren Eisschicht. Der Luftzug der Rotoren warf Kate um ein Haar auf Radu Fortuna. Der Strigoi schirmte die Augen mit einer Hand ab und zerrte mit der anderen an ihrem Knöchel. Mehrere Wachen drängten durch die Menge.
    Der Helikopter schwebte zu Kate zurück, wobei die Maschine schwankte wie ein Ruderboot bei starkem Seegang. Kate duckte sich, als die rechte Kufe an der Stelle vorbeischoß, wo sich vor einer Sekunde noch ihr Kopf befunden hatte. Sie wollte sich aufrichten, duckte sich aber wieder, als die Tür, die O'Rourke an der rechten Seite der Maschine offengelassen hatte, aufschwang und ihr fast den Kopf abgerissen hätte. Rotorenlärm und Wind waren unvorstellbar.
    Radu Fortuna fauchte und packte den Kragen ihres Pullovers. Kate drehte sich nicht um, als sie den rechten Ellbogen mit aller Gewalt zurückstieß und ihm zwischen die Zähne rammte. Seine Hand ließ ihren Kragen los.
    Kate stand hastig auf, solange die Tür noch offen war, beugte sich über die Leere und legte ihr Baby auf den rechten Sitz. O'Rourke brüllte etwas, das sie nicht hören konnte, nahm die rechte Hand vom Steuerknüppel und hielt Joshua fest, damit dieser nicht wieder hinausrollte, mußte die Hand zu den Kontrollen zurückführen und kippte den Helikopter nach links, damit das Baby nicht ins Freie fiel.
    Kate ruderte mit den Armen, bekam das Gleichgewicht nicht wieder und sprang, so fest und weit sie konnte, über den Abgrund hinaus.

Kapitel 41
     
    Der Helikopter schwenkte schon wieder zum Schloß zurück, und Kate prallte heftig gegen die rechte Kufe, schlang beide Arme darüber, ihr Kinn schnappte nach unten, ihre Brüste fühlten sich an, als hätte jemand mit einem Baseballschläger darauf geschlagen, und sie spürte, wie ihr schlagartig die Luft wegblieb. Sie hielt sich fest.
    Die Tür der rechten Seite schwang immer noch auf und zu, während O'Rourke die Kontrollen bediente und versuchte zu schweben, ohne Joshua hinausrollen zu lassen. Der Helikopter drehte nach links. Kate sah über die Schulter und sah im Wirbelsturm von Staub und Geröll, wie die Strigoi- Wachen ihre Maschinenpistolen hoben.
    »Nu!« schrie Radu Fortuna. Er sprang auf die Mauer.
    Kate wollte O'Rourke zurufen, er solle nach links steuern, aber der Ex-Priester war offenbar zu sehr damit beschäftigt, die Maschine zu kontrollieren und zu verhindern, daß der Rotor an den Turmzinnen zerschellte. Der Helikopter glitt wie auf unsichtbaren Schienen nach zweieinhalb Meter weiter, Radu Fortuna streckte die Arme nach oben aus, hielt sich an der offenen Tür fest und stieg mühelos auf das Landegestell.
    O'Rourke sah nach links, erblickte den Schatten des Mannes, der sich hereinlehnte, und kippte den Helikopter scharf nach links. Kates Finger glitten vom Landegestell ab, aber sie klammerte sich an der Kufe und der Metallstrebe fest, an der die Kufe befestigt war. Unter ihren Füßen stand die vertikale Schloßmauer plötzlich kopf und schien zur Seite zu schwingen, als der Hubschrauber erst in den Sturzflug ging und dann wieder emporstieg, immer ein wenig nach links geneigt, damit Joshua nicht herausfiel.
    Kate schwang das Bein auf das Gestell und trat Radu Fortunas Füße unter ihm weg, bevor er in die Kabine einsteigen konnte.
    Fortuna stürzte nach vorn und schwang mit der Tür nach außen; seine Füße hingen frei in der Luft. Kate gab ihren sicheren Halt auf, balancierte auf der Kufe nach vorn, als wollte sie eine Rolle vorwärts an einer runden Reckstange machen, und streckte die linke Hand in die offene Kabinentür. Dort befand sich ein Griff, und sie schloß die Hand darum und zog sich auf der schlüpfrigen Kufe auf ein Knie.
    O'Rourke hielt den Helikopter zwanzig bis fünfundzwanzig Meter über der Schloßterrasse. Ein Dutzend Gewehre waren auf sie gerichtet, aber

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