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Kinder der Nacht

Kinder der Nacht

Titel: Kinder der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Hämoglobin, das mit dem DNX-Prozeß gewonnen wird, sind nur Schweine erforderlich.«
    »Eine Menge Schweine«, sagte Alan Stevens.
    »Das DNX hat ausgerechnet, daß etwa vier Millionen Spenderschweine risikofreies Blut für die gesamte US-Bevölkerung liefern könnten«, sagte Kate leise. »Und es würde nur etwa zwei Jahre dauern, diese Spenderschweine zu züchten.«
    Bob Underhill pfiff wieder durch die Zähne.
    Mauberly hob den Füller wie einen Taktstock. »Kate, ich begreife jetzt, worauf Sie damit für das RS-Projekt hinauswollen. Jemandem mit der J-Virus-Immunschwäche könnte man theoretisch dieses genetisch veränderte Schweineblut verabreichen, aber ich sehe keinen Nutzen darin.«
    Kate nickte. »Richtig, Ken. Die einzigen Gene, die bei dem DNX-Prozeß geklont werden, sind die, welche die Produktion von Hämoglobin bewirken. Dies ist mein Vorschlag.« Sie ging weiter zu ihrem letzten Dia und ließ jedermann eine Minute Zeit, es zu studieren.
    »Sie sehen«, fuhr sie schließlich fort und stellte fest, daß plötzliche Gefühlsregungen ihre Stimme aus unerfindlichen Gründen belegt klingen ließen, »ich habe einfach die Arbeit von Richard Mulligan, Tom Maniatis und Frank Grosveld abgewandelt für die Transplantation menschlicher Betaglobingene via Retrovirus zur Immunkonstruktion. Mulligan und die anderen haben sich darauf konzentriert, Beta-Thalassämie und Adenosindeaminasemangel zu heilen, aber sie haben auch erstaunliche Arbeit auf dem Gebiet der Erzeugung von tumorinfiltrierenden Lymphozyten, TIL-Zellen und dem Hormon Interleukin-2 geleistet; sie haben die Zellen Krebskranken gespritzt und mitverfolgt, wie die genveränderten Zellen die Tumore angegriffen haben.«
    »Aber Sie sind nicht hinter Tumoren her«, sagte Charlie Tate. Der junge Mann hörte sich an, als würde er Selbstgespräche führen.
    »Nein«, stimmte Kate zu. »Aber ich habe dieselben Klon- und Retro-Virus-Injektionstechniken benützt, um die regulierenden Gene, die antigenspezifische Zell- und Humoralreaktionen kodieren, zu isolieren.«
    »SCID«, sagte Ken Mauberly sehr leise. »Das ganze Spektrum angeborener Immunschwächekrankheiten.«
    »Ja«, sagte Kate, die sich ärgerte, daß ihre Stimme sie verriet, indem sie das Ausmaß ihrer Empfindungen offenbarte. Sie räusperte sich. »Unter Verwendung des mit der DNX-Methode gewonnenen genetisch veränderten menschlichen Hämoglobins als Trägerschablone - von Schweinen, bitte ich zu bedenken, nicht von Menschen - ist es mir erfolgreich gelungen, normale ADA-Gene zu klonen und einzubringen, die den Adenosindeaminasemangel beheben, ebenso die erforderliche menschliche DNS, die sich der anderen drei Typen der Schweren Kombinierten Schwäche annimmt. Das Blutsubstitut des DNX ist ein hervorragender Träger. Die viral eingebrachte DNS liefert nicht nur sauberes, sauerstoffreiches Blut, das nicht der Gruppe des Patienten entsprechen muß, sie müßte auch sämtliche SCID-Symptome heilen.«
    Eine ganze Weile herrschte völlige Stille.
    Schließlich sagte Bob Underhill: »Kate, das würde dem J-Virus ermöglichen, das Immunsystem des Kindes weiterhin aufzubauen ... ohne daß jemals wieder echtes Menschenblut erforderlich wäre. Frage ... woher hatten Sie die DNS, um die ADA-, B-Lymphozyten und andere immunrekonstruierende Gene zu klonen?«
    Sie blinzelte. »Aus meinem eigenen Blut«, sagte sie und spürte, wie sich ihr der Hals zuschnürte. Sie schaltete die Lampe des Projektors aus und wartete einen Moment, bis sie die Fassung wiedererlangt hatte, bevor sie das Licht wieder einschaltete. Einige Anwesende im Raum rieben sich die Augen, als würde ihnen das Licht weh tun.
    »Ken«, sagte Kate, deren Stimme wieder fester klang, »wann können wir mit Versuchen an Joshua anfangen?«
    Mauberly klopfte mit dem Füller. »Wir können den Antrag auf Genehmigung beim FDA sofort stellen, Kate. Aber aufgrund des DNX-Patents und der komplizierten Natur des Prozesses lautet meine Schätzung frühestens in einem Jahr ... möglicherweise länger.«
    Kate nickte und setzte sich. Sie hatte nicht die Absicht, ihnen zu erzählen, daß sie gestern abend - die dreisteste Verletzung der Berufsethik - ihrem Adoptivsohn das modifizierte DNX-Hämoglobin gespritzt hatte. Joshua hatte gut geschlafen und war am Morgen gesund und fröhlich gewesen.
    Mauberly ergriff das Wort. »Diese Entwicklung versetzt uns alle in Aufregung«, sagte er. »Ich werde das CDC Atlanta unverzüglich informieren, dann unterhalten wir uns

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