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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sich und zog die untere Schublade des Schrankes auf. Claudia wartete gespannt. Einen Augen- blick später gab die Ärztin einen zufriedenen Ausruf von sich und präsentierte eine längliche Schachtel.
    »Das sieht sehr interessant aus!« hauchte Claudia.
    »Und falls Ihre Briefschreiberin noch weitere Beweise für die Sicherheit unserer Daten braucht«, fuhr die Ärz- tin fort, während sie sich einem Regalbrett zuwandte, auf dem zwei Tastaturen mit einem gemeinsamen Mo-
     
    nitor standen, »dann werden Sie jetzt eine Vorstellung von dem hohen Standard bekommen, dem wir uns ver- pflichtet haben.« Sie gab einen kurzen Befehl ein, und der Monitor leuchtete auf. »Das ist der Moralcodex der Internationalen Vereinigung der Befruchtungs-Institute oder IVBI, wie wir sie nennen. Jede angesehene Klinik in diesem Bereich, nicht nur in Europa, sondern auch in Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland, jede angesehene Klinik hält sich daran, und schon beim blo- ßen Hinsehen erkennen Sie, wie streng er ist.«
    Tatsächlich war er ausführlich und detailliert, und
Claudia hätte nicht gewagt, seine Integrität in Frage zu
stellen. Nachdem sie zugesehen hatte, wie drei Bild- schirmlängen davon abgelaufen waren, murmelte sie:
»Ich muß noch einmal sagen: außerordentlich ein-
drucksvoll. Und überdies beruhigend. Kann ich einen
Ausdruck davon bekommen, oder ist er vertraulich?«
    »Oh, den vertraulichen Teil bekommen Sie von mir
nicht zu sehen«, sagte Dr. Grant mit einem leichten Schmunzeln. »Das sind die eigentlichen Anweisungen an die Mitglieds-Kliniken, in denen erklärt wird, wie sie ihre Daten am besten schützen können. Selbstverständ- lich können Sie eine Kopie des übrigen Teils bekommen.«
    »Gibt es ein Verzeichnis der Mitglieds-Kliniken?«
    »Natürlich. Möchten Sie das auch haben? Ich bin si-
cher, Sie werden sich mit Ihren Erkundungen nicht auf
eine einzige Klinik beschränken, andererseits bin ich
ausreichend stolz auf unser Haus, um mir vorstellen zu
können, daß Sie lieber über uns berichten als über unse-
re Konkurrenten. Ich vermute jedoch, daß Sie noch ein oder zwei Einrichtungen besuchen möchten, die nicht zur IVBI gehören und bei denen es nicht so — na ja — professionell zugeht.«
    »Das Verzeichnis wäre von unschätzbarem Wert«, sagte Claudia. »Und wenn ich von einer Klinik höre, die nicht auf der Liste steht, werde ich sie mit der nötigen Skepsis behandeln.«
    »Genau. Ist genug Papier vorhanden?« fragte sie mit einem Blick auf den Drucker, der auf einem Stahlrohr-
Beistelltisch zu ihrer Rechten stand. »O ja, das dürfte reichen. Es wird nur einen Moment dauern.«
    Der Drucker sprang geräuschlos an, und die Aus- drucke waren innerhalb von Sekunden fertig. Dr. Grant
reichte sie ihr mit einem Lächeln.
    »Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wür- den? Ich habe Dringendes zu tun. Aber sehen Sie sich
diese Aufzeichnungen an, bevor Sie gehen. Im Warte- zimmer ist ein Videorecorder — links neben der Ein- gangstür —, und im Augenblick befindet sich niemand
darin. Falls Sie noch irgendwelche Fragen haben, scheu- en Sie sich nicht, mich jederzeit anzurufen.«
    Während sie die Kassette ein Empfang nahm, fragte
Claudia nicht ohne eine Spur von Boshaftigkeit: »Darf ich fragen, Frau Dr. Grant, haben Sie eigentlich selbst Kinder?«
    »Meine Gene tragen die Erbanlage der zystischen Fi- brose«, lautete die Antwort.
    »Oh! — Das tut mir leid.«
    »Das sollte es nicht. Ich habe mich im Lauf der Jahre damit abgefunden. Und ich habe jede Menge Patenkin-
der. Mehr als hundert Ehepaare schicken mir jedes Jahr zu Weihnachten Fotos ihrer Kinder. Mein halbes Wohn- zimmer ist vollgepflastert damit... Wenn die Kassette durchgelaufen ist, wird Sie meine Empfangsdame hin- ausgeleiten. Guten Tag!«
    Später erhielt Claudias Stolz einen herben Dämpfer, als Bernie die Auswertung des IVBI-Verzeichnisses ver- ächtlich als etwas abtat, an das er so ziemlich als erstes gedacht hatte. Zu guter Letzt war er jedoch zufrieden, als er von der medizinischen Datenbank erfuhr, der so viele englische Befruchtungs-Kliniken angeschlossen waren, und er versprach, seine Hackerqualitäten sofort in dieser Richtung einzusetzen.
     
    Ohne Vorwarnung hatten die Opfergaben an der Pforte aufgehört...
    Voller Verzweiflung kaufte Roy Crowder ein paar Fer- kel und ernährte sie mit dem kläglichen Futter, das sei-
ne Felder hervorbrachten, und dazu mit den im Haus
abfallenden Küchenresten, die normalerweise auf

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