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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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muß, ist, wie die Kartei der Spender geführt wurde. Wie wurde das zum Beispiel damals in der Chinn-Wilkinson-Klinik gehandhabt? Waren die Daten im Computer gespei- chert?«
    Dr. Grant blickte ihre Besucherin lange Zeit forschend an, wobei ihre dünnen Finger immer noch dachförmig aneinandergelegt waren. Schließlich sagte sie: »Darf ich eine Vermutung aussprechen? Sie, oder Ihr Chefredak-
teur, sind nicht so ganz durch den Brief dieser Frau
überzeugt worden. Sie haben den Verdacht, daß sie ein schillerndes Seemannsgarn gesponnen hat. Viel wahr- scheinlicher ist der Grund für ihre Besorgnis, daß sie be-
fürchtet, der biologische Vater ihres Sohnes könnte von
der fixen Idee besessen sein, daß er einen Sprößling hat, den er noch nie gesehen hat, und den Versuch unter- nehmen, die Empfängerin seiner Gene zu finden. Habe ich recht?«
    »Allerdings, genau in diese Richtung gingen unsere
Gedanken«, murmelte Claudia und versuchte, ihr Ent- zücken zu verbergen. Eine Reaktion, die sie erst nach längerer Vorarbeit erwartet hatte, setzte bereits nach
     
    dem ersten kleinen Anstoß ein. »Natürlich respektieren wir vollkommen die Schweigepflicht ihres Berufsstan-
des, doch nachdem inzwischen die Leben von so vielen Menschen in Computern gespeichert sind und es an- dauernd Meldungen darüber gibt, wie Geheimnisse durch Hacker gelüftet und häufig mißbraucht werden, sogar für Erpressungen — und da die Daten zweifelsfrei in Computern gespeichert waren ...« Sie ließ den Satz verebben.
    »Nun ja, es mußten bestimmte Daten festgehalten werden, das versteht sich«, sagte Dr. Grant nach einer Weile. »Zum Beispiel durfte es ja nicht passieren, daß ein schwarzes Baby in einer weißen Familie auftauchte, oder umgekehrt. Und in der Tat haben wir sie während der letzten paar Jahre im Computer gespeichert. Doch sie waren für keinen Außenstehenden abrufbar. Sie wa-
ren ausschließlich für den Gebrauch innerhalb der Kli- nik bestimmt.« Dr. Grant ließ die Arme sinken und blickte herausfordernd über den Schreibtisch.
    »Das heißt also, wenn in der Klinik ein Brand ausge- brochen oder — na — sagen wir mal ein Bombenan- schlag auf sie verübt worden wäre, zum Beispiel von ei- ner extremistischen religiösen Gruppierung — dann hätte es keine weiteren Kopien gegeben?«
    Claudia wartete gespannt auf die Antwort.
    »Ah ...« Die Ärztin schien sich plötzlich unbehaglich zu fühlen. »Na ja, um offen zu sein, wir pflegten damals eine Kopie unserer Daten in ein kommerzielles Spei- cherzentrum einzugeben, eines, das sich auf den medi- zinischen Bereich spezialisiert hatte, und dort werden sie immer noch aufbewahrt für den Fall, daß ich jemals darauf zurückgreifen muß. Aber ...«
    Claudia verspürte ein Kribbeln im Nacken. Sie beugte
sich vor. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche. Doch dem, was Sie soeben sagten, entnehme ich, daß Sie den Betrieb der Chinn-Wilkinson-Klinik sozusagen als Erbin weiterführen?«
    »Ich ... ah ... ja, in der Tat übernahm ich die Geschäf- te, als sich die Partnerschaft auflöste. Das ist öffentlich bekannt. Es war eine Frage der neuen Spezialisierung, mehr als alles andere ... Darf ich zu Ende sprechen?«
    »Bitte!«
    »Wie gesagt, das Datenenter — mit dem wir immer
noch zusammenarbeiten — genießt einen hervorragen- den Ruf. Die meisten der Befruchtungs-Kliniken in die- sem Land — und übrigens auch ein Großteil der auslän- dischen — haben ihm ihr Vertrauen geschenkt, weil es außergewöhnlich gut gesichert ist und es keinen Weg
gibt, daß irgendein Hacker eindringen könnte, so kom- pliziert ist sein Paßwortsystem. Nehmen Sie zum Bei- spiel meinen eigenen Fall. Jemand müßte bei mir zu Hause einbrechen oder bei meiner Oberschwester, und die Paßwortliste stehlen, dann müßte er sie dechiffrieren
— wir beide haben sie in einer Geheimschrift niederge-
legt, die wir jeweils selbst erfunden haben, und jede von uns kann die der anderen nicht lesen —, und anschlie- ßend müßte er oder sie die Datenbank davon überzeu- gen, daß er oder sie tatsächlich ich oder meine Ober- schwester ist. Was nicht leicht sein dürfte. Außerdem
geht der Fluß ganz streng nur in eine Richtung. Nicht
einmal bei der Datenbank gibt es einen einzigen Men- schen, der sich von außen Zugriff auf unsere Dateien
verschaffen kann ... Hm! Da fällt mir gerade etwas ein. Ich frage mich, ob ich drankomme. Es wurde früher in diesem Aktenschrank dort drüben aufbewahrt.«
    Sie erhob

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