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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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nicht!« wiederholte er stur. »Niemand weiß, wer da drin sitzt, verstehst du? Der Wagen strotzt vor dicken, undurchsichtigen Scheiben, wie sie die Ma- fia in Amerika hat. Wie im Fernsehen.«
    »Ich guck nicht so oft in die Glotze. Das weißt du doch!«
    »Ja, ich weiß. Aber« — mit wachsendem Selbstver-
trauen — »Vielleicht solltest du das. Jedenfalls manch- mal.«
    »Hör mal zu«, sagte Terry mit erzwungener Geduld, »wenn die Scheiben so dick und undurchsichtig sind,
wie kann der Fahrer dann im Dunkeln was sehen?«
    »Da gibt es so infrarote Lampen«, erklärte Taff. »Man setzt 'ne Spezialbrille auf...«
    »Aber die getönten Scheiben bei einem Roller sollen
doch infrarotes und ultraviolettes Licht abhalten«, un- terbrach ihn Terry.
    Seine Partner sahen ihn eine ganze Weile lang zwei- felnd an. Schließlich sagte Rio. »Hast dich damit be- schäftigt, was, Terry? Wolltest wohl einen kaufen?«
    Taff spielte mit. »Und einen von uns zum Chauffeur machen?«
    Terry war erschüttert. Entzogen sich diese drei sei-
nem Griff? Und wenn ja, woran lag das? Warum? Er sagte großspurig: »Hört mal, ich habe doch nur gesagt,
ein Roller kommt bestimmt nicht ein zweitesmal hier- her.«
    »Na, da ist er schon«, brummte Rio und deutete zur nächsten Straßenecke. Und als Terry sich ruckartig um- drehte, fügte er hinzu: »Ich bin dafür, daß wir nach Hause verduften!«
    »Ich auch!«
    »Ich auch!«
    Und weg waren sie, während Terry allein inmitten der Nebelschwaden zurückblieb, um dem Wagen entge- genzusehen.
    Es geschah gar nichts, außer daß er im Schrittempo
    an ihm vorbeifuhr. Und wieder ohne besondere Vor- kommnisse im Dunst verschwand.
    Und doch hinterließ er in ihm ein Gefühl schreckli- cher Angst.
    Während der halben Nacht lag er wach und überlegte,
wer ihn geschickt haben könnte. Offensichtlich stand einzig und allein die Absicht dahinter, ihm Angst einzu-
jagen — inzwischen drehte sich sein ganzes Universum
so sehr um ihn selbst, daß er sich keine andere Möglich- keit hätte vorstellen können.
    Aber warum ein Roller? — Nein, diese Frage beant- wortete sich von selbst, und zwar sofort. Klimatisiert.
Abgeschottet gegen die Außenwelt, waren seine Insas- sen auch gegen seinen persönlichen Magnetismus im- mun. (Das war die neueste von verschiedenen Bezeich- nungen, die ihm zutreffend erschien und die er allen an- deren vorzog, insofern, als sie sich ernsthaft, physika- lisch und handfest anhörte.)
    Und hinter den dicken Scheiben — wer? Agenten ei- nes Geheimbundes, die von einem des Leidens über- drüssigen Mr. Lee, Besitzer eines chinesischen Imbißla- dens, durch Flüsterpropaganda herbeigerufen worden waren — oder, was wahrscheinlicher war, von seiner Frau? Oder entfernte Verwandte des Zeitungshändlers Mr. Lal, Killerspezialisten, die seiner Familie eine ven- dettaartige Loyalität schuldeten? Oder jemand aus der Gegend, der sauer war, weil Terry unbewußt in das Ge- biet einer Erwachsenen-Gang eingedrungen war, die bereits einen >Schutzdienst< in diesem Viertel betrieb?
    Im großen und ganzen war es die letztere aller Mög- lichkeiten, die ihm am meisten Angst einjagte. Er hatte
nur eine vage Vorstellung davon, was ein Geheimbund
jenen antun mochte, die einem ihrer Mitglieder zu nahe traten, und einen tiefverwurzelten, wenn auch inzwi- schen etwas verblaßten Glauben, den er sich in der Schule erworben hatte, daß braunhäutige Menschen
    wie Inder und Pakistanis und Bangladeschis nicht sof-
fen und demzufolge sanftmütig waren. Aber was seine eigene Rasse anging ...
    Nun, es war bekannt, daß sie in dieser Stadt mit Ra- siermessern Kehlen durchgeschnitten hatten, und zwar sehr geschickt.
    Die Dinge wurden nach dem Verschwinden von Rio
noch schlimmer.
    »Wo ist der beschissene Typ?«
    »Das letzte, was ich gehört habe«, sagte Taff und blickte dabei nervös von ihrem üblichen Treffpunkt aus die Straße auf und ab, »ist, daß er ... hm ... gesehen worden ist, wie er mit dem Typen in dem Roller gespro- chen hat.«
    »Erzähl keinen Scheiß!«
    »So wahr ich hier stehe!« schwor Taff. »Gestern abend, als du nicht mehr mit uns in die Kneipe gehen
wolltest. Barney wurde in einen Streit verwickelt, und Rio rutschte aus, als jemand eine Flasche am Boden zer- springen ließ. Später sagte die Nutte, die an der näch- sten Ecke auf Kunden wartete, daß sie ihn gesehen hat.«
    »Bei was?« Die Spannung in Terrys Eingeweiden war unerträglich.
    »Der Roller hielt an, und einer von denen da

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