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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Was bin ich für eine Art Mensch ?
    Auf dem unglaublich bequemen Rücksitz des Rollers, so bequem wie die dreiteiligen Sitzgruppen in den Möbel-
geschäften, die er schon mal erwogen hatte für zu Hau- se zu klauen, nur daß ihr Wohnzimmer dafür zu klein
war, versuchte er, diese Frage zu umreißen.
    Er konnte es nicht. Er konnte nur sagen: »Was ist mit Rio und meinen anderen Freunden geschehen?«
    Der Junge neben ihm, derjenige, den man David nannte, sagte: »Das waren nicht deine Freunde. Das waren deine Werkzeuge.«
    Terry konnte ein Kichern nicht unterdrücken; es wur- de jedoch von David mit einem starren Blick zum Ein- frieren gebracht.
    »Du hast deinen Spaß gehabt«, sagte er. »Jetzt mußt
du deine Pflicht tun.«
    »Was?« — wieder vom Versuch eines Lachens beglei- tet.
    »Halt den Mund! Wir haben noch genügend Zeit!«
    Hier ist der Sender TV-Plus. Es folgen die Nachrichten.
    Autobomben detonierten heute morgen vor den Botschaften Malaysias in verschiedenen westeuropäischen Großstädten,
darunter London; sie richteten großen Sachschaden an und forderten eine noch unbekannte Zahl von Todesopfern. In An- rufen, die bei Zeitungen, Fernseh- und Radiosendern eingin-
gen, bekannte sich eine Gruppe mit dem Namen Freie Armee Singapurs zu den Anschlägen. Mehr darüber in Kürze.
    In einem Radiointerview sagte General Thrower — Zitat: »Es kann nicht hingenommen werden, daß irgendein bedeu- tungsloses Gezänk am anderen Ende der Welt als Vorwand
dient, um englische Menschenleben und englisches Eigentum zu zerstören.« Auf die Frage, welche Gegenmaßnahmen er vorschlage...
    Die Uhren waren an diesem Wochenende eine Stunde zurückgestellt worden, so daß es am Abend schon dun- kel war, als Ellen von ihrem Reinemachejob zurückkam,
scharf beobachtet von den Augen derer, die noch immer der Nachbarschafts-Garde angehörten. In letzter Zeit
waren derartige Organisationen erneut heftig von der Regierung kritisiert worden, und zwar als Verschwörer-
banden, die die Polizei bei der Ausübung ihrer Pflicht behinderten, und ihre Symbole waren inzwischen von fast allen Fenstern, mit nur ganz wenigen Ausnahmen, entfernt worden. (Vor ein paar Tagen hatte Peter gestan- den, daß er sich schämte, weil er der Garde seiner Stra- ße nicht beigetreten war, wie er es bei seinem Einzug hier eigentlich vorgehabt hatte, aber jetzt würde er es auch nicht mehr tun.)
    Außerdem hatte ein Nieselregen eingesetzt. Sie hatte
es eilig, ins Haus zu kommen. Während sie nach ihrem Türschlüssel suchte, hörte sie ein schwaches Miauen. Als sie sich umsah, entdeckte sie eine kleine getigerte Katze, sehr mager, die unter einem Busch neben dem
Weg Schutz gesucht hatte.
    » Armes Ding!« sagte sie, schob sich die Umhängeta-
    sche auf den Rücken und ging in die Hocke. »Komm, Miezi! Komm, mein Kätzchen!«
    Es wäre gern geflohen, aber es war zu schwach. Schicksalsergeben ließ es sich von ihr ins Haus tra- gen.
    Peter kam kochend vor Wut nach Hause, nachdem er
wieder mal einen fruchtlosen Tag mit dem Versuch ver- bracht hatte, jemanden für eine weitere Katastrophen- Story zu interessieren — die einzige Art von Themen,
so schien es, die sich ihm heutzutage noch bot. In die- sem Fall ging es um ein Schmerzmittel, das in den Ver- einigten Staaten und in verschiedenen westeuropäi- schen Ländern verboten war, in Großbritannien und der Dritten Welt jedoch frei verkauft wurde. (Neuerdings war er oft versucht zu sagen »die übrige Dritte Welt« ...) Der Skandal, daß Frauen, die das Präparat während der Schwangerschaft eingenommen hatten, mißgestaltete Kinder zur Welt brachten, hatte fast das Ausmaß wie damals im Fall von Thalidomid, doch nie-
mand war bereit, seine Recherchen finanziell zu unter- stützen. Selbst Jake hatte nur die Achseln gezuckt und gesagt, daß das überhaupt nicht in Frage käme.
    Außerdem hatte er auf dem Heimweg fünf Fisch- und-Chips-Buden gesehen, die hoffnungsvoll das Schild >Zu verkaufen< ins Schaufenster gehängt hatten. Natürlich wegen der Kartoffelknappheit aus dem Ge- schäft gedrängt. So war eins zum anderen gekommen und hatte dazu geführt, daß er jetzt ziemlich üble Laune hatte.
    »Was ist das denn?« knirschte er, als er in die Küche
trat und das schäbige Kätzchen auf einem alten Stück Teppich vor dem Herd liegen sah.
    »Eine Katze natürlich«, antwortete Ellen, ohne von ihren Fütterungsbemühungen aufzusehen. Heute abend stand Leber und Zwiebeln auf dem Speiseplan, da Innereien immer

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