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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Entgegenkommen zu erweisen« — und die Arbeiten ordentlich und schnell erledigte.
    Inzwischen sprach Harry davon, daß er das Anwesen eventuell kaufen wollte, wenn der auf zwölf Monate be-
fristete Mietvertrag auslief.
    Und die ganze Atmosphäre des Hauses schien sich von Grund auf geändert zu haben. Zu der Zeit, als die
ersten neuen Bewohner eingezogen waren, hatte eine Spannung geherrscht, gegenseitiges Mißtrauen in der Luft gelegen, und Harry und Alice hatten seinem Vor- haben immer noch einen gewissen Widerstand entge-
gengesetzt. Jetzt waren sie jedoch entspannt, ja sogar zufrieden. Das gleiche galt für Sheila, die anfangs ver- schlossen und widerspenstig gewesen war; das gleiche galt auch für Terry, der am Anfang Angst davor gehabt hatte, in der Abgeschiedenheit zu leben, weg von sei- nen vertrauten Großstadtstraßen.
    Eines kalten, nebligen Abends nach dem Essen, als sich die Kinder — wie es Brauch geworden war — in ei- nen der größten Salons zurückgezogen hatten, um so etwas wie einen Rat oder eine Konferenz abzuhalten,
    hörte Harry, wie Alice vor sich hinsummte, während sie das Geschirr in die Spülmaschine packte.
    »Du hörst dich vergnügt an«, stellte er fest.
    »Ach ja?« erwiderte sie überrascht und fügte dann nach kurzem Nachdenken hinzu: »Ja, das könnte schon sein. Ich habe das Gefühl, wir tun etwas — nun, etwas Wertvolles. Geht es dir nicht auch so?«
    »Tatsächlich«, sagte Harry langsam, »ja, mir geht es
auch so. Am Anfang hatte ich erhebliche Zweifel, genau wie du. Aber — na ja, das letztemal, daß ich die Geduld mit David verloren habe, war in Italien, und das lag nur
daran, daß ich mich elend fühlte. Und er konnte schließ- lich nichts dafür, daß der Typ, den wir besucht haben,
sich als Betrüger entpuppte.«
    Nachdem der letzte Teller ordentlich eingeräumt war,
schloß Alice die Maschine und setzte sie in Gang. Wäh- rend sie sich die Hände abwischte, sagte sie: »Laß uns
ein bißchen zusammensitzen und etwas trinken, ja? Es war ein langer Tag.«
    »Die Tage sind in letzter Zeit immer sehr lang«, seufzte Harry. »Du liebe Güte! Ich hätte nie erwartet, daß ich einmal für einen so wirren Haufen wirrer Kinder als Vaterersatz dienen würde. Aber ich kann nicht!«
    »Was kannst du nicht?«
    »Mir die Zeit für einen Drink nehmen, meine ich. Ich
habe noch jede Menge Papierkram zu erledigen. Offen- bar ist hier irgendwann mal eine staatliche Schulinspek- torin aufgekreuzt, als wir nicht da waren ...«
    »Ich kann mich gar nicht erinnern, daß David etwas darüber erwähnt hat!« rief Alice aus.
    »Er hat auch mir nichts davon erzählt. Aber er scheint
eine hervorragende PR-Leistung geliefert zu haben. Wir können den Antrag stellen, daß dieses Haus als aner- kannte Alternative zu einer normalen Schule anerkannt wird. Die einzige Schwierigkeit besteht in diesem Stapel von bescheuerten Formularen. Die Inspektorin wird an einem der nächsten Tage vorbeikommen und sie abho-
    len. In letzter Zeit werden diese Dinge entschieden strenger gehandhabt. Es sind so viele Fälle von Kindes-
mißhandlung in nichtanerkannten Wohnheimen vorge- kommen.«
    »Du machst dir zu viele Sorgen«, sagte Alice und
nahm seinen Arm. »Du brauchst die Formulare doch nicht in diesen Minuten auszufüllen.«
    »Vermutlich hast du recht, aber es ist eine Frage, gu- ten Willen zu zeigen, meinst du nicht?«
    »Das hat Zeit bis morgen«, beharrte seine Frau. »Komm!«
    Und einen Augenblick später, als sie an der geschlos- senen Tür des Raumes vorbeikamen, wo sich die Kinder in Klausur zurückgezogen hatten, murmelte sie: »Ich möchte bloß wissen, was die da drin treiben.«
    »Was Kinder in diesem Alter nun mal so treiben, wenn man es ihnen gestattet; so ungefähr kann ich es mir vorstellen.«
    »Wenn du meinst, was ich glaube, daß du meinst...«, setzte sie plötzlich beunruhigt an. Er unterbrach sie, be- vor sie ihre Bedenken aussprechen konnte.
    »Ich bin sicher, daß es keinen Grund zur Sorge gibt. David ist ein vernünftiger Junge. Ich muß sogar sagen, damals, als wir Crystal hierherbrachten« — er zögerte eine Sekunde lang — »hat er vermutlich geahnt, was mich beunruhigte, denn er ließ ganz bewußt einmal ein- fließen, daß sie ein gültiges AIDS-Zertifikat besitzt. Und du erinnerst dich doch, wie heftig er ihr ehemaliges
Verhalten kritisierte.«
    »Ja, und ich finde, das war nicht ganz fair. Denn schließlich, welche Alternative hatte die arme Kleine?«
    »Bis sie

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