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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Wählwiederholung — obwohl viele andere Leute wahrscheinlich genau dasselbe getan hatten, was dazu führen würde, daß die Leitungen bis in alle Ewigkeit blockiert wären — und kam dann herüber, um sich die Karte anzusehen, nachdem sie vollständig war.
    »Das sieht wirklich schlecht aus«, murmelte er. »Spei- cher das jetzt erst mal für den Augenblick und versuch etwas anderes, das mir gerade eingefallen ist. Du hast
doch die Gerüchte gehört, nach denen die Überflutung der Norfolk Broads auf das Absinken des Nordseebek- kens zurückzuführen sein soll? Sie wurden dementiert, und das vielleicht zu Recht — schließlich gab es auch schon früher häufig Überschwemmungen in diesem Gebiet —, doch diesmal strömt außer dem Öl auch noch eine Menge Gas aus. Normalerweise pumpt man zur Stabilisierung des Meeresbodens Wasser hinein, wäh- rend Öl und Gas herausgeholt werden, doch diesmal werden sie dazu keine Gelegenheit haben, oder? Pro-
    bier mal, ob du eine geologische Darstellung des Ge- biets hereinbekommen kannst — es gibt eine Datenbank in Oslo mit dem Namen SEADRILL, bei der man viel- leicht eine abrufen kann — und finde heraus, was pas- sieren könnte, falls das Nordseebecken plötzlich zusam-
menbricht.«
    Ellens Hände, die graziös über die Tastatur getanzt waren, erstarrten mit einemmal.
    »Eine Flutwelle?« sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Oh, ich bezweifle, daß es wirklich zu einer Spring- flut kommen wird. Ich dachte mehr daran, was den Leu-
ten beim Versuch, die Rohrleitung dicht zu bekommen, zustoßen könnte.«
    Das Telefon läutete. Er griff nach dem Hörer und überließ sie sich selbst, um mit ihren Nachforschungen fortzufahren.
    Was sie mit so viel Erfolg tat, daß die erforderlichen Daten bereits auf dem Bildschirm erschienen, noch ehe
Jake einwilligte, seine üblichen achthundert Worte abzu-
nehmen. Peter hatte vorgehabt, gleich durchs Telefon zu diktieren, doch als er das Diagramm sah, das Ellen her- gestellt hatte, besann er sich anders und versprach, den Text innerhalb einer Stunde per Modem durchzugeben.
Er fügte hinzu, daß er eventuell tausend Worte lang sein könnte. Jake seufzte, doch da diese Story der Renner des Tages zu werden versprach, ging er darauf ein, un- ter dem Vorbehalt der Überarbeitung durch die Redak- tion.
    Und während ihr Vater wieder vor dem Computer Platz nahm, huschte Ellen in die Küche, um den Herd mit dem Essen auszuschalten. Sie kamen nicht vor zehn Uhr zum Essen.
    Jedenfalls lief jetzt etwas.
    Strenggenommen hätte Ellen gleich nach dem Essen zu Bett gehen müssen, da für sie die Zeit zum Schlafenge-
hen bereits überschritten war, doch in letzter Zeit hatten
    sie sich angewöhnt, den Abend mit einer gemütlichen Plauderei abzurunden, bei der sie kameradschaftlich ne-
beneinander auf dem Sofa zu sitzen pflegten. Eine Re-
dakteurin des Comet hatte zurückgerufen, um zu sagen, daß sie ein paar Zeilen aus der Story streichen müsse, doch immerhin war sie anständig genug, zuerst zu fra-
gen, bevor sie den Rotstift ansetzte, was tröstlich war. Voller Genugtuung über diese unerwartete Stilwende lächelte Peter seine Tochter von der Seite her an.
    »Auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole«, mur- melte er, »muß ich sagen, ich bedaure mehr und mehr, daß es zwischen Kamala und mir nicht geklappt hat. Sonst hätte ich seit vielen Jahren schon so gute Gerichte wie deine essen können!«
    Sie versetzte ihm einen spielerischen Stoß in die Rip-
pen.
    Und wurde dann ernst.
    »Dad«, fragte sie nach einer Weile zaghaft, »warum seid ihr, du und Mum, denn auseinandergegangen? Ich würde es gern wissen. Und bevor du antwortest« — sie
legte ihm einen schlanken braunen Finger auf die Lip- pen, um eine vorschnelle Reaktion zu verhindern — »denke bitte daran, daß ich inzwischen schon ganz schön erwachsen bin. Das Ganze hat sich vor vielen Jahren zugetragen, und es kann nach so langer Zeit kei- nen Schaden mehr anrichten, wenn du die Wahrheit sagst. Denn die will ich hören.«
    Er versank für eine ganze Weile in Grübelei. Schließ- lich brachten ihn ihre flehenden Augen zu einer Ent-
scheidung. Er seufzte, lehnte sich zurück und starrte ins Nichts, und dann erklärte er es ihr.
    »Es war wegen eines Mädchens namens Sindy ... ich nehme an, ich sollte vielmehr Frau sagen. Ich lernte sie
auf einer Party kennen, als ich noch Medizin studierte.
Sie war älter als ich, seit mehreren Jahren verheiratet, zankte sich jedoch ständig mit ihrem

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