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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Mann, denn sie beide wollten Kinder, und sie wurde einfach nicht
    schwanger. Doch er weigerte sich, sich daraufhin unter- suchen zu lassen, ob die Ursache vielleicht bei ihm lag
— sondern bestand darauf, daß sie schuld sein müsse.«
    Er hatte sich zum Essen noch einmal Bier einge- schenkt, und jetzt nippte er an dem Rest, der davon noch übrig war.
    »Also ... Na ja, ich war wohl inzwischen ein bißchen betrunken, sonst hätte ich nicht so freimütig gespro- chen. Ich erwähnte die Chinn-Wilkinson-Klinik und empfahl ihr, während ihres Aufenthaltes in London dorthin zu gehen — sie stammte aus irgendeinem Ort in der Provinz, sagte jedoch nicht genau, woher —, und sie entgegnete, daß sie schon mal an eine künstliche Be- fruchtung gedacht habe, daß ihr die Vorstellung aber nicht so behagte, weil das Ganze so unpersönlich ablie- fe. Also...«
    Ein verlegenes Achselzucken.
    »Du mußt verstehen, daß ich damals bereits seit meh- reren Monaten Samenspender war, und ich wurde mir plötzlich klar darüber, daß ich sehr wahrscheinlich schon irgendwo ein Kind hatte und weitere folgen wür- den. Ich hatte gedacht, das könnte mir nichts anhaben und ich könnte mit Ironie darüber hinweggehen — wie Louis Parker, wenn ich schon ganz offen sein soll. Er machte nicht den Eindruck, als ob er sich einen Deut dar- um scherte. Vermutlich gab es bereits in einem halben Dutzend Ländern Abkömmlinge von ihm. Ich glaube,
ich habe dir schon mal erzählt, daß er umwerfend gut-
aussehend war?«
    Ellen setzte ein verächtliches Grinsen auf. »Du hast etwas davon erwähnt, daß ihn die Frauen umschwärm-
ten wie Fliegen einen verwesenden Kadaver.«
    »Da muß ich in einer besonders düsteren Stimmung
gewesen sein ... Aber wie dem auch sei: Ich erkannte, daß ich bei weitem nicht so kühl damit umgehen konnte wie er, und deshalb kam mir der Gedanke, daß ich ei- gentlich wissen müßte, was zumindest aus einem mei-
    ner ... ah ... Sprößlinge wurde. Ich vermute, den Rest kannst du dir denken.«
    »Du hast sie verführt?« rief Ellen.
    »Ich weiß nicht, wer von uns beiden wen verführte. Aber ... ja, wir hatten ein kurzes Verhältnis miteinan- der. Es dauerte zwei Wochen.«
    »Und, lag es an ihrem Mann?«
    Peter nickte. »Sehr wahrscheinlich. Aber ich habe sie nie mehr wiedergesehen. Soviel zu meiner überaus ori-
ginellen Idee! Sobald sie wußte, daß sie schwanger war, rief sie mich an und verabschiedete sich. Ich habe ihren Nachnamen nie erfahren, ganz zu schweigen von ihrer Adresse.«
    »Wirklich?« — vor Ungläubigkeit weit aufgerissene
Augen.
    »Wirklich! Sie war finanziell entschieden besser dran als ich; sie pflegte mich mit einem Taxi von der Klinik abzuholen, mich zum Essen auszuführen, mit mir nach
Hause zu gehen und mich nach ein paar Stunden zu verlassen. Sie und ich, wir haben niemals eine ganze Nacht zusammen verbracht ... Ich hoffe, es macht dir
nichts aus, daß ich so offen rede.«
    »Nein, genau das wollte ich ja.« Ellen zögerte. Schließlich fuhr sie fort: »Du wußtest nicht, daß ich un- terwegs war?«
    »Natürlich nicht. Ich bin nicht einmal sicher, ob es deine Mutter schon wußte. Jedenfalls hat sie es mir erst gesagt, als meine Affäre mit Sindy längst vorbei war.«
    »Wie ist sie denn dahintergekommen? Das war doch der Grund, warum ihr euch getrennt habt, nicht wahr?«
    Peter dachte gründlich nach, bevor er antwortete. Doch jetzt, nachdem er soweit gegangen war, kam er nicht darum herum, auch noch den Rest einzugestehen.
    »Das Bewußtsein, ein Kind gezeugt zu haben, das von einem Ehepaar aufgenommen, wie ihr eigenes be- handelt werden würde, war eine Sache. Und ich glaubte fest, daß es so geschehen würde, da Sindy immer wie-
    der betont hatte, ihre Ehe sei glücklich mit Ausnahme des Umstandes, daß sie keine Kinder bekamen. Doch es war etwas ganz anderes, selbst die Verantwortung für
mein eigenes Kind zu übernehmen, da ich doch wäh- rend meiner Studienzeit so arm war, daß ich zum Sa- menspenden gezwungen war, um über die Runden zu
kommen. Ich ...«
    »Du hast versucht, sie zu einer Abtreibung zu überre- den«, mutmaßte Ellen erneut.
    Ihre Stimme verriet keinerlei Gefühlsregung. Er ver- suchte, Aufschluß darüber aus ihrem Gesichtsausdruck
zu bekommen, doch darin zeigte sich nichts als offen-
kundig beiläufiges Interesse.
    Na ja, sie hatte ja gesagt, es ist alles schon vor so langer Zeit geschehen ...
    Zerknirscht bekannte er sich zur Wahrheit.
    »Und darüber war sie

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