Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
aufmerksam gemacht wurden.
    Solche Einrichtungen waren natürlich nicht billig. So- bald wie möglich, ermahnte er sich, mußte er jemanden finden, der für seine Auslagen aufkam.
     
    »Wilson, Whitfield House!« brüllte der Erste Ver- trauensschüler der Hopstanton School. Hochgewach-
sen, wohlerzogen, blond, achtzehn Jahre alt, stand er kurz vor dem Schulabgang und dem Wechsel zur Uni-
versität in drei Monaten. Im Augenblick bestand seine Pflicht jedoch darin, dreizehn- und vierzehnjährige Neulinge in einem düsteren Korridor im viktorianischen Stil in Reih und Glied Aufstellung nehmen zu lassen.
    Diese sogenannten >Knirpse<, die darauf warteten, ih- ren jeweiligen Hausaufsehern zugewiesen zu werden,
bewegten sich von einem Fuß auf den anderen. Der Hauptaufnahmetermin der Schule war im September, zu Beginn des Schuljahres, so daß es für die, die im Mai, also zu Beginn des Sommerhalbjahres, eintraten, ty- pisch war, daß sie aus der Zeit der vorbereitenden Schu- le, die sie besucht hatten, seit sie acht oder neun waren, irgendeinen dunklen Fleck auf der Weste hatten.
    Keiner der Neulinge trat auf diesen Aufruf hin vor.
    »Wilson!« brüllte der Vertrauensschüler noch einmal.
    Ein schlanker Junge mit dunklem Haar und braunen Augen, der einen gelasseneren Eindruck machte als sei- ne Kameraden, hob den Blick.
    »Meinst du vielleicht zufällig Cray Wilson?« erkun- digte er sich mit klarer Stimme, die offenbar bereits im Brechen begriffen war.
    Verdutzt sah der Vertrauensschüler auf die Liste in seiner Hand. Nach einem Moment sagte er: »Wilson, R. C!«
    »Aha. Das muß ich wohl sein. Entschuldigung, es müßte heißen >Cray Wilson, R.< — R. für Roger. Deshalb habe ich nicht gleich geantwortet. Ich hoffe sehr, dieser Fehler kommt nicht noch einmal vor.«
    Während der Vertrauensschüler noch um Worte rang, spazierte Roger mit unbeirrter Selbstsicherheit an ihm vorbei. Der Vertrauensschüler schrie: »Dritte rechts — Mr. Brock!«
    »Vielen Dank. Ich habe beim Hereinkommen die
    Hinweisschilder an den Türen sehr wohl wahrgenom- men.«
    Und schon klopfte er und wurde hereingerufen.
    Später sagte der Erste Vertrauensschüler, der aus Tol- land's House kam, zu Flitchwood, dem Vertrauensschü- ler von Whitfield House: »Du mußt ein Auge auf diesen Wilson haben — Cray Wilson, meine ich. Er riecht nach Stunk!«
    »Komisch!« — dazu ein Stirnrunzeln. »Ich hätte eher angenommen, daß er sich hier schneller einlebt als je- der andere Knirps, den wir dieses Jahr bekommen haben. Warum ist dir bei ihm nicht ganz wohl zumu- te?«
    »Ich ... ich weiß nicht. Außer, daß er ein schreckliches Großmaul ist.«
    »Das werden wir ihm abgewöhnen«, versprach Flitchwood.
    In der Zwischenzeit: »Du bist also Wilson, stimmt's?«
    »Nein, Sir.«
    »Wie bitte?«
    »Mein Name lautet korrekt Cray Wilson, Sir. Ich mußte den Vertrauensschüler, der draußen Dienst tut,
auch vorhin schon auf diesen Fehler hinweisen.«
    »Hm! Nun gut, wir werden das klären ... Also, nimm Platz!«
    Der Junge folgte der Aufforderung, während er sei- nen neuen Hausaufseher musterte. Fettleibig, mit ange-
grautem Haar, saß er hinter einem Tisch, eher Küchen- ais Schreibtisch. Es war offensichtlich, daß diese Räume, seit sie vor einem Jahrhundert oder noch mehr gebaut worden waren, einer Vielzahl unterschiedlicher Zwecke hatten dienen müssen. Es gab Bücherregale und Akten- schränke, sogar ein Computerterminal, doch nichts da- von paßte an den Platz, der ihm zugefallen war. Nach Ansicht des Jungen war es allerhöchste Zeit, den gan-
    zen alten Bau abzureißen und Platz für etwas Prakti- sches zu schaffen.
    Sofern irgend etwas an einer Schule wie dieser über- haupt einen solchen Ausdruck rechtfertigte.
    Mr. Brock war nicht allein. Zu seiner Linken saß eine magere Frau in den Vierzigern in einem grünen Kleid, mit blauen Augen und braunem Haar und ungeschickt aufgetragenem Lippenstift. Der Junge lächelte sie an, und seine spontane Vermutung wurde bestätigt. Sie lä-
chelte zurück, wobei sich ihr Gesicht verwandelte und fast hübsch wurde. Während — nun, das mußte er wohl
sein — ihr Mann immer noch durch einen Ordner mit Papieren blätterte, wagte sie es, sich vorzubeugen und zu sprechen.
    »Willkommen in Whitfield House, Roger! Ich bin Mrs. Brock. Denke bitte immer daran, ja, wenn du ir- gendwelche Probleme haben solltest...«
    »Nicht jetzt schon, ich bitte dich, Margaret!« unter- brach sie Mr. Brock. Sie errötete und sank in

Weitere Kostenlose Bücher