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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sich zu- sammen, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehn- te und Roger unter struppigen grauen Augenbrauen hervor musterte.
    »Das erste, was ich dir sagen muß, junger Mann, ist folgendes: Laut einem Schreiben, das mir hier vorliegt und das vom Direktor deiner vorbereitenden Schule stammt, waren deine Prüfungsnoten in den meisten Fä- chern zwar ganz hervorragend, doch der sittliche Ein- fluß, den du auf deine Mitschüler ausgeübt hast, war alles andere als der erwünschte. Was hast du dazu zu sagen?«
    Aha. Ich habe mir schon überlegt, welchen Weg der alte Knacker wohl einschlagen würde. Er konnte ja wohl schlecht sagen, nicht wahr, daß der größte Teil seiner Belegschaft die
Kundschaft für die sexuellen Dienste, die wir Jungen anboten,
darstellte. Besonders, da seine ge-lieb-te Tochter sich mit sol-
cher Hingabe daran beteiligte! Bestimmt möchte er nicht, daß seine Begeisterung für einen Gruppenfick an die große Glocke gehängt wird.
    Es waren vergnügliche und äußerst gewinnbringende
Unterfangen gewesen, besonders nachdem die Lehrer auch Kunden aus der Stadt mitbrachten. Roger tat es nur leid, daß die Sache eingedämmt worden war. Die Eltern eines Freundes waren jedoch während der Ferien — und damit außerhalb des Einflußbereiches von Ro- gers Überredungskunst — dahintergekommen, daß ihr Sohn sich eine Rektal-Gonorrhoe zugezogen hatte. Da-
mit war die Katze schließlich aus dem Sack.
    Natürlich wurde der Skandal wirkungsvoll vertuscht, und einige Summen Geldes hatten den Besitzer ge- wechselt; an seiner alten Schule liefen die Dinge wieder normal, wenn auch einige Mitglieder des Lehrkörpers
über Nacht verschwunden waren und durch andere er-
setzt werden mußten. Außerdem hatte er sich eine pas- sende Rache für den Schweinehund ausgedacht, der ihn hatte auffliegen lassen. Nachdem er herausgefunden hatte, daß seine Familie eine Auslandsreise plante, fuhr er, da sie gar nicht weit entfernt wohnte, mit einem Ver- längerungskabel auf einer Spule, die er auf dem Ge- päckträger seines Fahrrads transportierte, zu ihnen hin-
über, machte einen elektrischen Heizofen ausfindig, verband den Stecker mit dem Kabel, ließ das Kabel beim Zurückfahren abspulen und steckte schließlich das an- dere Ende in die Steckdose. Das entstandene Feuer hat- te einen Schaden in erheblicher Höhe angerichtet.
    Es war jedoch an der Zeit, daß er reagierte. Während
er seine Miene zu einer möglichst glaubwürdigen Mas-
ke entrüsteter Fassungslosigkeit zurechtlegte, sagte Ro- ger: »Ich versichere Ihnen, Sir, daß ich alle Anschuldi- gungen, die gegen mich erhoben worden sein mögen, entweder aufklären oder widerlegen kann.«
    Sowohl die Worte als auch der Tonfall waren eine An- leihe an seinen Vater Julian. Seit zwei oder drei Jahren war ihm bewußt, daß zwischen ihnen beiden wenig
physische Ähnlichkeit bestand, deshalb unternahm er große Anstrengungen, um sicherzugehen, daß er we-
    nigstens dessen Manierismen übernahm. Hin und wie- der würzte er seine Verhaltensmuster mit einer Rede- wendung oder einem Gesichtsausdruck, mit denen er seine Mutter Susan nachahmte, damit sie sich nicht ver- nachlässigt vorkam. Wenn man bedachte, wie sehr Ju- lian sie ignorierte, dann verdiente sie zumindest...
    Doch Mr. Brock sah ihn eindringlich an.
    »Das heißt«, sagte er langsam, »du wagst es, dir ein- zubilden, du könntest der Beurteilung deines Schuldi- rektors widersprechen?«
    Bescheuertes Arschloch! Verkappter Sadist! Du solltest dich mal mit Sarah darüber unterhalten, wie sie ihr Vater und ihr Bruder behandeln! Kein Wunder, daß sie sich verzweifelt
nach ein wenig Zuneigung von außen sehnte! Und ich nehme nicht an, er hält mir was für das Wissen zugute, daß Coca Co-
la angeblich ein wirkungsvolles Spermizid ist, mit dem sie sich hinterher immer unbedingt duschen sollte.
    Oder, wenn wir schon dabei sind, dafür, daß ich darauf be- standen habe, daß all unsere Kunden ein AIDS-Zertifikat vorlegen!
    Dies war jedoch nicht die Zeit für vernünftige Argu- mente. Was gefragt war, war die Darbietung von Char- me ... Roger schenkte ihm sein gewinnendstes Lächeln und spürte, wie das bekannte angenehme Empfinden
kühler Selbstbeherrschung seine Sinne durchflutete.
    »Sir, es ist ein Unrecht, einen Erwachsenen zu ver- leumden, nicht wahr? Ist es dann nicht um so mehr eins, ein Kind in meinem Alter zu verleumden, das sich keinen Rechtsbeistand zu seiner Verteidigung erlauben kann? Wenn es in meiner Macht

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