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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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gestanden hätte, hätte ich meinen früheren Direktor sicher gerichtlich verfol- gen lassen.«
    Er wartete. Er sah, wie nach und nach Unsicherheit Mr. Brocks Gesicht überzog. Schließlich schloß er seinen Aktenordner und zuckte die Achseln.
    »Daran ist etwas Wahres, schätze ich«, brummte er. »Ich hatte es unter diesem Gesichtspunkt noch nicht be-
    trachtet, aber — nun gut, ein Pluspunkt für dich. Ich hoffe, es wird dir bei uns im Haus gefallen. Jetzt ab ins Bett mit dir!«
    An der Tür warf Roger einen Blick zurück und lächel- te. Genau wie er erwartet hatte, hatte sich Mrs. Brock die Hände vor die Brust geschlagen und flüsterte: »Träum was Schönes!«
    Sehr gut. Ja, in der Tat, sehr gut!
    Während er über die ausgetretenen Steinstufen stieg, um zu seinem voraussichtlich ungemütlichen Bett zu gelangen, mußte Roger krampfhaft ein Lachen unter- drücken. Es gab Leute, die konnte er mühelos um den kleinen Finger wickeln ... oder vielleicht auch um ein anderes Glied.
    »Wilson!« fauchte ihn der Schlafstubenaufseher an, der sechzehn war und seine Verantwortung sehr ernst nahm. »Du kommst zu spät!«
    »Cray Wilson heißt das, wenn es dir nichts aus- macht«, sagte Roger mit einem freundlichen Klaps auf die Hand des älteren Jungen. »Und es waren Mr. und Mrs. Brock, die mich aufgehalten haben, du wirst dich
also in dieser Angelegenheit mit ihnen ins Benehmen setzen müssen. Gute Nacht. Träum was Schönes!«
    Und damit ging er zu der ihm zugeteilten Schlafzelle und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er mit Mrs. Brock im Bett landen würde.
    Oder mit dem Schlafstubenaufseher. Solang er ange-
messen bezahlt wurde, hatte er keine speziellen Vorlie-
ben.
    Obwohl er auf Mr. Brock ganz bestimmt nicht scharf war.
    Hier ist der Sender TV-Plus. Zeit für die Nachrichten.
    Jetzt, da sich der Sommer dem Ende zuneigt, drohen immer mehr Urlauber, die Hersteller von Sonnenschutzmitteln zu verklagen. Vielleicht sollten wir hier in Großbritannien uns glücklich schätzen, sagte ein Sprecher der British Medical As-
sociation. Weil so wenige von uns es sich noch leisten können, an die Riviera oder nach Nordafrika zu reisen, entgehen wir den schlimmsten Auswirkungen der starken ultravioletten Strahlung, die durch die zum großen Teil zerstörte Ozon-
schicht dringt. Mehr darüber in einigen Minuten.
    Die Reaktionen auf die Äußerungen von General Thrower
werden immer heftiger. Tausend Menschen haben heute nach- mittag in London ...
    Peter wurde schneller fündig, als er zu hoffen gewagt hatte. Nachdem er den nächsten Morgen mit dem Ver- fassen einer schmeichelhaften PR-Geschichte über eine Alternativtherapie-Klinik verbracht und sich bereit er- klärt hatte, unter einem fremden Namen ein halbes Dutzend Artikel über die Nebeneffekte herkömmlicher
Medikamente eindringlich darzulegen — das lag nicht ganz auf seiner Linie und spiegelte auch seine persönli- che Überzeugung nicht wider, doch die Bezahlung war großzügig, und es herrschte kein Mangel an Material, auf das er sich stützen konnte —, rief er von dem Lokal, in dem er zu Mittag gegessen hatte, zu Hause an, um
eventuelle Mitteilungen abzurufen:
    Klick: »Nein, sie schläft noch. Die Zeitverschiebung, verstehen Sie.«
    Die Maschine hatte sich also bei »Claudia Morris«
eingeschaltet.
    Die Antwort war von einer Frauenstimme gesprochen worden. Peter erkannte sie nicht, doch sie klang nach dem Englisch der besseren Kreise.
    »Richten Sie ihr dann bitte aus, daß ich angerufen ha- be. Ich bin in der Redaktion ihres Londoner Verlages. Und sagen Sie ihr, daß ich morgen zur gleichen Zeit
    wieder anrufen werde.« Das war ein Mann, ein jugend- licher Bariton.
    »Ja, okay. Danke.«
    Die Verbindung brach ab. Peter wartete. Ein Summen ertönte. Dann erschien die angewählte Nummer auf dem Bildschirm des Münztelefons. Schnell speicherte er
sie in seinen Taschenmerker. Es wartete jemand auf das
Telefon und wurde immer ungeduldiger, doch Peter ig- norierte ihn. Er legte den Taschenmerker hin und tippte
den Zugriffcode für die nach Straßen unterteilte Kun- denliste der British Telecom ein. Niemand außer den Mitarbeitern der BT war befugt, derartige Codes zu ken- nen, doch in Wirklichkeit kannten sie natürlich Tausen- de von Leuten, nicht nur Journalisten, sondern auch Marktforscher, Vertreter, die per Telefon arbeiteten, Geldverleih-Institute, private Sicherheitsdienste ... Er fuhr sie mit der angewählten Nummer ab, und Sekun- den später

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