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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Versehen gezüchtete Bakterien aus einem biologischen Versuchslabor in den Abfluß gespült und überlebten angeblich das normale Verfahren in ei-
ner Kläranlage.
    General Thrower erklärte heute auf einer Versammlung seiner Anhänger in Surrey, daß England wieder einen Krieg
brauche — Zitat: »um das moralische Gerüst einer rückgrat- losen Generation zu stärken«, und erntete von seinen Zuhö- rern jubelnden Beifall, als er Rupert Brookes Gedicht zum
Ausbruch des Krieges von 1914 zitierte: »Now God be thanked Who has matched us with His hour ...«
    Was stand für heute auf dem Plan?
    Trübsinnig richtete sich Peter vor seinem Computer ein, wie er es jeden Morgen tat, nachdem Ellen zur Schule gegangen war, und nahm hin und wieder einen Schluck aus einem Becher mit dem neuesten abscheuli- chen Kaffee-Ersatz. Das echte Zeug überstieg inzwi- schen längst seine Mittel — wie übrigens die aller ande- ren Leute mit Ausnahme der Superreichen. Mit Tee würde es in Kürze nicht anders sein, so lauteten Ge- rüchte, deren Verbreitung im Rundfunk oder Fernsehen die Regierung nicht gestattete.
    Wenn man nur die Warnungen hinsichtlich der Vernich- tung des Waldes in Nordindien ernst genommen hätte ...
    Roch die Luft hier im Raum schlecht? Er schnupperte und kam zu dem Schluß: nicht schlechter als sonst. Er
hatte Kopfweh, aber das kam höchstwahrscheinlich da- von, daß er gestern abend Ellens selbstgemachtem alko- holischen Getränk zu heftig zugesprochen hatte — diesmal handelte es sich um Rotwein. Also ...
    Zuerst mal die Bildschirmpost abrufen, in der schwa- chen Hoffnung, daß jemand Bedarf an seinem Talent haben und eine Story mit medizinischem Hintergrund
    anfordern könnte, trotz des Unmuts, den seine Reporta- ge über die königlichen Pferde in offiziellen Kreisen ausgelöst hatte.
    Seine Gemütsverfassung war so stark von der seit Wochen andauernden Langeweile und Enttäuschung geprägt, daß er zunächst den ganzen Kram als nicht der Aufmerksamkeit wert abtat. Gerade noch rechtzeitig konnte er seine Finger bremsen, bevor sie die Botschaft löschten, von der er die ganze Zeit geträumt hatte. Sie kam vom Comet und stach in fettgedruckten, unterstri- chenen Großbuchstaben hervor:
    KOMMEN SIE SOFORT!
    Wann war diese Aufforderung losgeschickt wor- den ...? Benebelt, denn der Kaffee-Ersatz hatte nicht die wachmachende Wirkung, wie er es von früher gewohnt war (wie lang war das her? Als Großbritannien es sich noch leisten konnte, die Ernte der bedeutendsten Erzeu- ger aufzukaufen!), ließ er die Anzeige auf dem Bild- schirm zurücklaufen, um die Zeile mit der Zeitangabe zu suchen. Sie erschreckte ihn.
    0535? Jake, um diese Zeit bei der Arbeit? Das konnte doch nicht wahr sein — es mußte sich um einen üblen Streich han- deln! Er packt sich um eins oder halb zwei die überregionalen Ausgaben und geht dann nach Hause zum Schlafen ...
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Hastig nahm er den Hörer ab.
    »Jake«, sagte eine weit entfernte Stimme. »Gott sei
Dank sind Sie endlich aufgewacht! Schon seit Stunden versuche ich, Sie zu erwischen. Bewegen Sie Ihren Arsch hierher, verdammt!«
    Peter biß sich auf die Zunge, um sich davon abzuhal- ten, einen Schwall von Bemerkungen loszulassen, die ihn um einen Verdienst gebracht hätten. Als er sich wie-
der gefangen hatte, sagte er: »Jake, ich bitte Sie — war- um denn?«
    »Auch wenn ich die ganze Nacht wach war, auch wenn ich zur Frühstückszeit immer noch saufe, so hirn-
    verbrannt bin ich noch lange nicht, daß ich eine derart blöde Frage am Telefon beantworte!«
    Oh! Das hört sich nach was Großem an. Es widerstrebt mir zwar, nach seiner Pfeife zu tanzen, aber ich glaube, ich sollte besser ...
    Merkwürdigerweise wünschte er sich, Ellen wäre hier gewesen, um ihm einen Rat zu geben; Peter stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Okay. Ich bin schon unterwegs ... Oh, noch eine Se- kunde!«
    »Was denn?« — in einem Ton an der Grenze zum Ex- plodieren.
    »Wenn ich mir ein Taxi nehme, werden Sie ...?«
    »Nehmen Sie sich einen Scheißhubschrauber, wenn es sein muß! Aber kommen Sie — und zwar verdammt schnell!«
    Peter forderte sofort telefonisch ein Taxi an, doch es dauerte eine halbe Stunde, bis es kam, und dann wurde es von der Polizei umgeleitet, weil ein Demonstrations- zug von Fischern aus dem Nordosten, die durch den sich immer weiter ausbreitenden Ölteppich auf der Nordsee ihrer Einnahmequellen beraubt waren, auf
Whitehall zumarschierte, um eine

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