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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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den.
    Der Vielschichtigkeit des Lebens, der Zeit, trägt der
Autor Rechnung durch Verschachtelung der Ereignisse, durch Zerlegung des Handlungsablaufs; immer wieder konterkariert er >seine< Geschichte mit der unbeeinfluß- baren objektiven Welt... und zeigt dabei, daß diese Welt so unbeeinflußbar, so objektiv und unabhängig von den Vorhaben der Mächtigen gar nicht ist.
    Der Roman verläuft gleichzeitig entlang vier Strän- gen, zugleich Programme: Kontext, Happening-Welt, Schlaglichter und Roter Faden sind ineinander verwo-
ben und schildern die Oberfläche der Ereignisse, die
Mechanismen dahinter, die vordergründigen Ergebnis- se, die Entwicklung >Bis Dahin< und mögliche Gegen- strategien; verwirrend zunächst wie ein Besuch in einer völlig fremden, überquellenden Stadt/Welt schälen sich
    allmählich Muster heraus, die innere Logik, nach der
diese Welt vor die Hunde gegangen ist, gehen mußte.
    »Gehen mußte«, weil die Geschichte sich ständig wie- derholte und wiederholt:
    Aus >Bücklingsregierungen< werden solche Revolu- tionärer Parteien<, aus diesen die Regierungsform, die nur dank öffentlicher Apathie< überlebt — wem dies vertraut vorkommt, der irrt sich nicht.
    Im ersten Stadium ist ein Arbeitsplatz Glückssache, im zweiten staatlich gelenkt, im dritten gibt es individu-
elle Arbeitsverträge — der Mensch ist endlich freier als frei: vogelfrei.
    Informiert wird die Bevölkerung im ersten Stadium auf Amateurbasis, im zweiten durch Nachrichtenagen- turen der Regierung und schließlich zuletzt vermittels »durch Vetternwirtschaft und politische Trägheit ver- kommene Sprachrohre« der Führung. Psychodelika sind zuerst unerschwinglich, dann nachdrücklich be- kämpft — und schließlich toleriert: es wird wünschens- wert, daß sich die Untertanen zufrieden aus der Wirk-
lichkeit des Big Business wegträumen, daß sie ihr zu- tiefst deprimierendes Sein nicht mehr empfinden.
    »Die Menschheit ist«, läßt Brunner seinen Philoso- phen in der >Morgenwelt< lakonisch feststellen, »nicht völlig blödsinnig, aber wir weisen einen furchtbar star- ken Hang dazu auf.«
    Beispiel: sämtliche Ressourcen werden knapp, es läßt sich vorausberechnen, wann das Öl ausgeht, wann der Sauerstoff, wann Nahrungsmittel... Alternativenergie
findet nicht statt, der Regenwald wird abgeholzt, straf- los darf gegen Geburtenkontrolle gepredigt werden.
    In Brunners Welt ist die, weil die Menschen sinnvolle Maßnahmen verschlafen haben, zu rigorosem Zwang verkommen, wie jede noch so private Lebensäußerung durch Vorschriften und Strafandrohungen strengstens
reglementiert werden muß ... notwendige, späte, harte Strafe für diese immerhin fast völlig blödsinnige Art?
    Für diese einzige Spezies auf der Erde, die sich aussu- chen kann, was sie lernen will — leider aber auch, was sie nicht lernen, wahrhaben will ... und die von diesem letzteren Recht weit öfters Gebrauch zu machen scheint, als ihr, auch für ihr Überleben, frommt.
    John Brunner beweist diese betrübliche Tatsache in seinen Werken immer wieder, >Stand on Zanzibar<, die- ser >Gigant von einem Buch< (New York Times), nicht zufällig 1968 erschienen, provoziert Seite für Seite die Frage, warum so viele, zu viele Menschen in aller Welt sich so viel, zu viel einfach gefallen lassen. Vielleicht ist es der Fluch aller Zeiten, »daß Tolle Blinde führen«? — aber Shakespeare kannte noch nicht die Massenmedien,
heute müßte doch jeder wissen, was auf ihn, jedenfalls aber auf seine Kinder zukommt — und aufzurütteln sein ... welche Antwort kann es denn nur geben auf Brunners kleine Frage — »hat ein Mensch nicht auch die Verpflichtung, was er liebt vor der Dummheit anderer zu schützen?«
    Hoch an der Zeit, wenn es nicht schon zu spät ist, wäre es: John Brunner sieht eine Welt heraufdämmern,
in der »Das Schwimmen in diesem Gewässer aus Ge- sundheitsgründen verboten« ist, in der aus den Hähnen >Kein Trinkwasser mehr kommt, in der >Haustiere ver- boten sind und >Filtermaskenspender< eine Alltäglich- keit in unbewohnbaren Großstädten. Die Menschheit hat sich damit abgefunden, daß die >Schale nicht zum Verzehr geeignet ist, die Luft nicht zum Atmen.
    Die Meere sind tot, die Küsten ölverseucht; Epide- mien, Wahnsinn, völlig neue Krankheiten durch Lecks in Gifttanks und -fabriken peinigen die hoffnungslosen,
verzweifelten Überlebenden, dazu steigende Arbeitslo- sigkeit, steigende Gereiztheit und Gewalttätigkeit, per- manente Unruhen in den

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