Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
teilweise grün durch sommerliches Gras, teilweise grau durch kahle
Felsen, durchzogen von groben Steinwällen und einem
tosenden Wildbach und gegen den Gipfel hin von einer Schafherde gesprenkelt, stand ein Bauernhaus, gebaut aus dem gleichen Felsgestein und gedeckt mit Schiefer- platten, von denen jedoch einige fehlten und durch Pla-
stikfolie ersetzt worden waren. Die Fensterrahmen hät- ten eines neuen Anstrichs bedurft, und etliche der
Scheiben waren blind durch Sperrholzverschläge ... oder vielleicht war es auch Pappe. Dahinter, wie das
versteinerte Skelett eines gigantischen Straußenvogels, ragte das Gerüst einer verlassenen Windmühle empor. Längs zum Haus verlief eine Scheune in noch weiter heruntergekommenem Zustand, stellenweise geflickt mit rostigem Wellblech.
    Und das, was da soeben im blendenden Glitzern der Sonne auf dem Wildbach zu erkennen war: sollte das als Wasserrad gedacht sein?
    Falls es so war, dann drehte es sich jedenfalls nicht.
    Froh darüber, angeschnallt zu sein, während der ver-
rostete Mini, in dem sie als Beifahrerin saß, über eine schlechte Straße holperte, versuchte Miss Fisher, an die- sen Ort die gleichen Maßstäbe anzulegen, wie an eine normale Schule. Sie war Schulinspektorin. Manche be-
haupteten, sie habe das ideale Nervenkostüm für diesen Job.
    Als ob es um die Vorbereitung auf eine Prüfung ging,
wollte sie ihrem Begleiter und Fahrer, Mr. Youngman (Miss Fisher gehörte nicht zu den Leuten, die andere nach kurzer Bekanntschaft beim Vornamen nannten) dieselben Fragen wie sonst stellen. Doch er biß sich auf die Lippen vor Konzentration, um Schlaglöcher und
Querrillen zu umfahren, und sie mußte sich zwangswei- se damit begnügen, noch einmal alles zu überdenken, was er ihr bereits gesagt hatte. Schließlich war er so ent- gegenkommend gewesen, sich anzubieten, sie hier her-
    aufzufahren, anstatt ihr einfach den Weg zu weisen und es ihr selbst zu überlassen, sich zurechtzufinden. Also:
    »Wie lange ist es her, daß die Crowders hierherge- kommen sind?«
    »Das war in dem Jahr, als Garth in die Schule kam. Er ist jetzt dreizehn, das muß also vor acht Jahren gewesen sein. Ich habe sie damals noch nicht gekannt — habe sie erst kennengelernt, als Garth im Alter von elf Jahren zu mir kam.«
    »Obwohl Mrs. Crowder selbst Lehrerin war?«
    »Die Menschen hier in der Gegend sind sehr ver-
schlossen. Sie mögen keine Zugezogenen. Und außer-
dem hielten sie Roy und Tilly für eingebildet, bestrebt, den Leuten hier ihre althergebrachte Lebensweise aus- zutreiben. In Wirklichkeit war es ihr Traum, zum Ur- sprünglichen zurückzukehren. Unabhängig und eigen-
ständig von dem zu leben, was ihr Stück Land hergab.«
    »Haben sie dann doch Fuß gefaßt? Wurde Garth bei- spielsweise in der Schule akzeptiert?«
    »Es hat eine Weile gedauert, doch nach allem, was ich von seinen Lehrern gehört habe, paßte er sich in der Grundschule ziemlich gut an. Es wurde gleich von An- fang an deutlich, daß er sehr intelligent ist, und so et- was führt unweigerlich zu Problemen. Aber im großen und ganzen ... Und natürlich hatte Roy einen ganzen
Batzen Geld gespart, so daß er für alles, was er getan haben wollte, prompt zahlte.«
    »Soweit ich weiß, war er Ingenieur?«
    »Elektoringenieur. Er träumte davon, sein Wissen
praktisch umzusetzen ... nun, zum Beispiel baute er ein Wasserrad. Er verlegte andere Kabel im Haus, damit der Strom mit einem Autodynamo erzeugt werden konnte;
zur Beleuchtung verwendete er Scheinwerferbirnen.«
    »Funktionierte es?«
    »Eine Zeitlang, ja. Sie hatten sogar einen Schwarz- weiß-Fernseher. Allerdings, das einzige, was sie jetzt
noch haben ist ein batteriebetriebenes Radio.«
    »Was ging schief?«
    »Ich weiß nicht. Aber irgend etwas muß schiefgegan- gen sein.«
    »Wann?«
    »Ich vermute, daß es kurze Zeit, nachdem Garth in meine Schule überwechselte, angefangen haben muß.«
    »Machte er sich dort ebenso gut wie in der Grund- schule?«
    »Während der ersten paar Schulhalbjahre schon. Doch ... ach, ich weiß nicht. Kinder in diesem Alter nei- gen dazu, streitsüchtig zu werden, nicht wahr? Und gleichzeitig verschlossen. Vielleicht lag es daran, daß die anderen Kinder merkten, wie klug er ist. Unter ih-
nen gibt es kaum einen von fünfzig Schülern, der das
Zeug zum höheren Bildungsweg hätte, und da tauchte
nun Garth auf, bestes akademisches Material, wenn ich
je welches gesehen habe, voller drängender Fragen, während die anderen Jungen, die ich

Weitere Kostenlose Bücher