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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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seit meiner An- kunft hier zu unterrichten versuche, der Auffassung sind, bereits genügend zu wissen, um sich durch den Rest ihres Lebens zu schlagen. Also schalten sie einfach ab, hören nicht mehr zu. Das ist natürlich die Schuld ih-
rer Eltern.«
    Miss Fisher nickte diplomatisch. Sie kannte Mr.
Youngmans Sorte. Ende der Dreißig, fügte er sich resi-
gnierend in die Einsicht, daß er niemals Schuldirektor werden würde, und in seiner Resignation würde er es wahrscheinlich nicht einmal mehr bis zum Fachbe- reichsleiter schaffen.
    »Waren die häuslichen Verhältnisse in Unordnung geraten? Sie sagten, daß Sie etwa um diese Zeit herum die Crowders kennengelernt haben. Und eine Krise in der Familie, genau dann, wenn ein Kind in die Pubertät eintritt ...«
    Ein heftiges Kopfschütteln brachte Mr. Youngmans wirre Haare noch mehr durcheinander.
    »Nein, sie machen den Eindruck eines einander sehr
    zugeneigten Ehepaares. Es kann allerdings sein, dessen bin ich nicht ganz sicher, daß Tilly Roys Begeisterung für das Leben in der totalen Einöde nicht in vollem Um-
fang teilte, doch vom ersten Augenblick unserer Be- kanntschaft an betonte sie immer wieder, daß sie dem Plan um Garths willen gern gefolgt sei, denn dort, wo sie zuvor gelebt hatten, waren die Kinder, die sie unter- richtete, so sehr von jeder Realität abgeschnitten, und sie wollte nicht, daß er sich genauso entwickelte.«
    »>Wo sie zuvor gelebt hatten< — das war ...?«
    »Mitten im Zentrum von Birmingham. So großstäd- tisch, wie es nur geht.«
    »Mit >Realität< meinte sie ...?«
    »Ich nehme an, die Erfahrung, wie Getreide wächst, wie Tiere gezüchtet und geschlachtet werden ... Nicht, daß das für sie in Frage käme; sie sind Vegetarier.«
    »Haben sie versucht... nun, die anderen zu ihrer Überzeugung zu bekehren? Ich meine, die meisten Bau- ern hier leben von der Schafzucht, oder nicht? Sie kön- nen sicher wenig Sympathie aufbringen für Leute, die
danach trachten, ihnen das Fleischgeschäft kaputtzu- machen.«
    Wieder ein heftiges Kopfschütteln. »Nein, ich habe sie stets als sehr tolerant eingeschätzt.«
    »Trotzdem habe ich etwas über gewisse Vorkomm- nisse gelesen ...«
    »Ich weiß, was Sie meinen« — mit einem Beiklang von Verbitterung in der Stimme. »Und ich mache mir ebensoviel Sorgen über die Geschehnisse wie alle ande- ren. Aber ich kann einfach nicht glauben, daß Garth et- was damit zu tun hat.«
    »Es entstand ein Grenzkonflikt, der zur Vergiftung ei- nes Schäferhundes führte, eines in mehreren Wettbe- werben preisgekrönten Tieres, von dem sein Besitzer hoff- te, es in die nationale Ausscheidung bringen zu können.«
    »Und zum Fernsehen. Es handelte sich um Jack At- terthwaites Judy. Sein Hof liegt im nächsten Tal.«
    »Ist nicht sein Sohn ertrunken aufgefunden worden?
Und war der nicht auch ein Schüler von Ihnen, in der-
selben Klasse wie Garth, doch älter?«
    »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht, wie?« — mit einem spöttischen Kräuseln der Lippen. »In beiden Fäl-
len: ja, so ist es. Und die Schlinge, in die Bob geriet, als
er in den Wildbach stürzte und so unglücklich auf einen Stein aufschlug, daß er ohnmächtig wurde, soll mit ei- nem Draht aus der Scheune der Crowders hergestellt worden sein. Jedenfalls versuchten sie das nachzuwei-
sen. Doch es handelte sich um eine weitverbreitete Sor-
te Draht. Bei der Untersuchung konnte nichts nachge-
wiesen werden! Hören Sie, Sie können am besten selbst beurteilen, was von solchen Beschuldigungen zu halten ist, wenn ich Ihnen sage, daß die Einheimischen die Crowders verdächtigen, magische Kräfte zu besitzen!«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    »Ganz vollständig waren Ihre Hausaufgaben nun doch nicht, was? Ich meine es wörtlich!« Funken sprüh- ten aus Mr. Youngmans Augen — und aus seiner Stim- me. »Halten Sie sich ein paar Tage hier auf, und Sie werden feststellen, daß hier Worte in den Mund genom- men werden, die seit mindestens einem halben Jahr- hundert niemand mehr ausgesprochen hat — >die dunkle Herrin< und >der Gehörnte    Miss Fisher mußte feststellen, daß es ihr die Sprache verschlagen hatte, was schon lange nicht mehr vorge- kommen war. Nach einer Weile sagte sie: »Ich bin si- cher, daß so etwas Studenten der Ethnologie interessie- ren könnte, doch ...«
    Ein Seufzen. »Sie sind ausschließlich hier, um heraus- zufinden, ob der Junge eine angemessene Schulbildung bekommt, stimmt's?«
    »Selbstverständlich.« Und,

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