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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sich bei dem Anblick übergeben, direkt auf seinen sterbenden Körper! Und obwohl man sie festgenommen hatte mit der Beschuldi- gung, ihn umgebracht zu haben, konnte sie bei der Ge- richtsverhandlung sogar den Richter von ihrer Ge- schichte überzeugen. Das war das zweitemal gewesen,
daß sie sich so wie in diesem Moment fühlte: wütend, doch vollkommen klar im Kopf, mit einem Bewußtsein unerklärlicher Macht. Das erstemal hatte sie dieses Ge-
fühl gehabt, als sie sich vor dem mit dem Messer her- umfuchtelnden Kunden rettete.
    Als sich herausstellte, daß er einer der Soldaten ge- wesen war, die zur Überwachung des radioaktiven Mülls auf der Jura-Insel abgestellt waren, von den Ein- geborenen aus Angst vor Verseuchung gemieden und von den Mädchen der Gegend bespuckt und be- schimpft, wenn er und seine Kameraden durch die Stra- ßen gingen, war das natürlich ein Pluspunkt für die Ver- teidigung ...
    Sie hatte große Angst gehabt, ihre Tante und ihr On- kel könnten von der Sache erfahren, doch zum Glück durften die Medien, weil sie noch minderjährig war, we- der ihren Namen nennen noch ein Bild von ihr bringen.

Zweifellos wußten sie also bis jetzt noch nichts da- von! Wenn sie je dahinterkämen ...!
    »Wumm!« fuhr sie fort und blickte an den Polizisten vorbei. »Da ist der Wagen jetzt. Sieht aus, als wär's der
gleiche wie immer — ja, ist er. In diesem Fall kenn' ich die Nummer. Sie geben sie am besten gleich mal durch.«
    Die weibliche Polizistin sprach bereits. »Dunkelblauer
Jaguar, bewegt sich in östlicher Richtung auf der Euston Road, zwei männliche Insassen. Anhalten und auf ille- gale Drogen durchsuchen, wahrscheinlich Crack ...« Dann, an Crystal gewandt: »Wie war noch mal die Nummer?«
    Crystal wiederholte sie und fügte hinzu: »Man sollte noch sagen >bewaffnet und gefährlich< — sind das nicht die Worte, die Sie gebrauchen?«
    »Schußwaffen?« fragte der männliche Polizist.
    »Ich glaube nicht. Aber ich habe gesehen, wie er eins der Mädchen mit einer Scherbe bedroht hat.«
    Die Frau lauschte eine Weile in ihr Funkgerät, dann
nickte sie zufrieden.
    »Zwei Wagen patroullieren in der Gegend. Einer oder beide werden ihn schnappen. Hast du eine Ahnung, wohin er unterwegs ist, für den Fall, daß er uns doch entwischt?«
    »Er wohnt in Docklands. Ich weiß nicht genau, wo.«
    »Hm.« Der Mann hob eine Augenbraue. »Und er be- sitzt einen neuen Jaguar und hat jemanden, der den Wagen fährt. Ich bin überrascht, daß er mit dem Zug fährt, obwohl das jetzt eine salonfähige Mode geworden
ist, nachdem die Eisenbahntickets so teuer sind. Ich hät- te trotzdem erwartet, daß er fliegt.«
    »Werden nicht auch manchmal die Leute am Flugha- fen gefilzt?« entgegnete Crystal. »Das wäre das letzte, was er will.«
    »Ja, natürlich.« Der Mann biß sich auf die Lippe und
    warf seiner Begleiterin einen Blick zu. »Nun, ich schät-
ze, das einzige, was uns jetzt zu tun bleibt, ist, danke zu sagen.«
    »Genau. Und gute Nacht!«
    Sie verstanden die Andeutung und marschierten im Gleichschritt davon.
    Während der letzten paar Minuten hatte ein weiterer Zug seine Passagiere ausgespuckt, und vierzig oder fünfzig Menschen warteten auf eine Gelegenheit, die Straße zu überqueren. Crystals geübte Augen identifi- zierten einige von ihnen als entlassene Wehrdienstlei- stende, stets eine vielversprechende Zielgruppe — und außerdem sicher, abgesehen von den vereinzelten fau-
len Nüssen wie demjenigen, an den sie zuletzt geraten war, denn sie erhielten die AIDS-Impfung gratis. Trotz des Regens postierte sie sich so, daß sie gut zu sehen war, und setzte ihr professionelles Lächeln auf. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte sie wenig Grund zum Lä- cheln gehabt, doch heute war ihr Gesichtsausdruck ehr- licher als gewöhnlich, nachdem sie Winston Farmer in die Pfanne gehauen hatte.
    Sie wünschte nur, sie könnte das gleiche ihrer Tante und ihrem Onkel antun und all den Scheißtypen wie sie, die diese Art von Welt gewollt haben mußten, denn
sie hatten alles dafür getan, die Regierung, die diese Zu- stände möglich gemacht hatte, an die Macht zu bringen und sie dort zu halten.
    Sie sehen das Programm TV-Plus. Es folgen die Nachrichten.
    Die Tatsache, daß Kartoffeln immer knapper und immer teurer werden, wurde von offizieller Seite damit begründet, daß ein Virus mit Importen aus dem Nahen Osten, wahrschein- lich aus Zypern oder Ägypten, nach Großbritannien einge- schleppt wurde. Die einheimischen Sorten

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