Kinder des Donners
wei-
ße und grüne Lichter endlose abstrakte Muster woben, und sagte nach kurzem Schweigen: »Damit ich es rich- tig verstehe, Sie sagen, ihre Universität...«
»Ist im Begriff, durch eine massive Geldspritze ins antiwissenschaftliche Lager geholt zu werden. Genau. Das arme Luder wird gezwungen sein, wie der Teufel zu kämpfen, um nicht von ihrem Stuhl gedrängt zu werden.«
»Haben Sie sie in letzter Zeit gesehen? Oder mit ihr gesprochen?«
Die folgenden Worte waren von einem fast hörbaren Stirnrunzeln begleitet.
»Komisch, daß Sie das fragen. Tatsächlich muß ich gestehen, daß ich neuerdings von der Dame ziemlich
enttäuscht bin, wenn man bedenkt, daß ich mich so sehr dafür eingesetzt habe, ihren Theorien hier bei uns zum Durchbruch zu verhelfen ... Deshalb habe ich den Ver- dacht, daß sie sich einem Druck fügt. Als ich das letzte- mal versuchte, mit ihr Verbindung aufzunehmen, hat sie auf meinen Anruf hin nicht einmal zurückgerufen,
und eine Nachricht, die ich ihr per Bildschirmpost auf eine Tafel übermittelte, die sie ebensooft abzurufen pflegte wie ich ...«
Blitz!
Strahlendhell am Himmel über Heathrow Airport. Als Peter begriff, was er soeben gesehen hatte, sackte sein Kinn herunter.
Knall!
Aber es war mehr als ein Knall. Es war ein Schlag, ein Brummen, ein Dröhnen, und dann eine Reihe von dumpfen Detonationen. Aus dem Telefon drang immer noch ein Murmeln. Er beachtete es nicht, sondern war- tete gespannt darauf, was seiner Meinung nach jetzt noch mit Sicherheit folgen mußte. Es folgte tatsächlich, und in halb London zitterten die Fensterscheiben in ih- ren Rahmen, während aus einem Feuerball glühende Bruchstücke herabrieselten auf... wo mochte es sein?
Hounslow? Southall? Wahrscheinlich sowohl als auch, und noch an vielen anderen Orten.
Und ich habe es tatsächlich zufällig beobachtet! Kamera!
Ungehalten ließ er den Telefonhörer fallen und holte
hastig das, was er sich im ersten Moment, als das Feuer den Himmel erhellt hatte, hätte schnappen sollen; dann stellte er den Apparat ein und drückte auf den Auslöser.
Das würde ihn vor den Bullen bewahren! Jetzt war ge- schehen, was seit langem vorausgesagt worden war; es war die Frucht der Regierungspolitik, öffentliche Gelder aus der Flugüberwachung abzuziehen und private Fir- men damit zu beauftragen, mit der Begründung, diese arbeiteten wesentlich kostengünstiger. Doch im Dienste
des großen Mammon verzichteten sie manchmal auf die umständlichen Überprüfungen, die nötig waren, um si- cherzugehen, daß all ihre Computer miteinander kom- munizierten ... Das Ergebnis war, daß zwei Flugzeuge zusammengestoßen und explodiert waren, ausgerech- net über dem Flughafen, der seit Generationen als der
meistfrequentierte der Welt bekannt war.
Ganz zu schweigen von den schrecklich vielen priva- ten Wohnungen.
Das Chaos zu beseitigen, würde die Bullen eine ganz
schön lange Zeit beschäftigen, genau wie es die Regie- rung beschäftigen würde nachzuweisen, daß irgendein überarbeiteter Fluglotse an der Katastrophe schuld war und nicht etwa die Leute, die ein Vermögen verdient hatten, indem sie notwendige Sicherheitsmaßnahmen strichen. Er konnte sich entspannen ...
O nein, das kann ich nicht!
Das Telefon sagte etwas. Er nahm den Hörer auf, oh- ne hinzusehen, und fauchte hinein: »Vielen Dank für das, was Sie mir erzählt haben, aber die Schau ist Ihnen
gestohlen worden!«
»Was meinen Sie?« — mit einem frostigen, akademi- schen Tonfall.
»Sehen Sie sich die Nachrichten im Fernsehen an.«
Er unterbrach die Verbindung zu Spurman und tipp- te die Nummer des Comet ein.
Besetzt.
Nun, natürlich. Die Leitungen mußten total überla- stet sein. Hunderte von Leuten, die sich in der Nähe des
Unfallgeschehens befanden, riefen wahrscheinlich bei allen Zeitungen, Illustrierten, Fernsehanstalten und so
weiter und so weiter an, in der Hoffnung, ihre Ama- teurfilme (denn drei von vier Familien besaßen heutzu- tage ... und so weiter, daher der hohe Lebensstandard) würden den Weg auf den Bildschirm schaffen und ein hohes Honorar ...
Mit wachsender Verzweiflung, genährt von der Erin- nerung an die Kosten, die er sich aufgeladen hatte, in-
dem er die Daten aus Amerika in einen sicheren Spei- cher übertragen hatte, verbrachte er eine Weile mit der
Betrachtung der aufflackernden Feuer, die jeweils dort
ausbrachen, wo die Bruchstücke der Flugzeuge nieder-
gegangen waren. Von seinem Standort aus konnte er je- doch jetzt nicht mehr
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