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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sehen als einen orangefarbenen Schein, wie von altmodischen Natriumdampflampen bei Stromschwankungen.
    Die anderen Flugzeuge wurden nach Luton und Gat- wick umgeleitet.
    Er goß sich noch mal einen Schuß Whiskey ein. Die Fla- sche war fast leer, und er machte sich in Gedanken eine Notiz, morgen eine neue zu kaufen, falls er in einem
Geschäft noch eine auftreiben konnte; in diesem trostlo- sen wirtschaftlichen Klima wurde das meiste für den Export bestimmt. Als er das Glas gerade zum Mund führen wollte, schrillte das Telefon.
    »Ja?«
    »Jake Lafarge. Wissen Sie schon, daß zwei Flugzeu- ge ...?«
    »Ich habe es gesehen, und ich habe sogar ein paar Fo-
tos gemacht!«
    »Fotos haben wir, und in dieser Hinsicht können wir mit dem Fernsehen sowieso nicht mithalten. Erklären Sie mit achthundert Worten, warum es passiert ist! Fast zehn Prozent unserer Stammleser sind Anteilseigner bei British Airways — und es waren zwei Maschinen der BA, die zusammengestoßen sind.«
    Jakes Stimme hatte etwas Flehentliches. Peter hatte einen solchen Artikel schon vor Jahren in Gedanken entworfen. Er holte tief Luft und griff nach seinem Mo- dem.
    »Verbinden Sie mich«, sagte er. »Ich kann es gleich satzfertig durchgeben.«
    Er gab seinen aus 789 automatisch gezählten Worten bestehenden Text durch: eine gänsehauterregende An- klageschrift über eine Politik, die zum schlimmsten Luft-Zusammenstoß in der englischen Geschichte ge- führt hatte, lang schon vorausgeahnt, jetzt zur Tatsache
geworden.
    »Erste Seite«, sagte Jake, als er zurückrief. »Danke.«
    Auch Ihnen vielen Dank, Sir!
    Denn einen solchen Artikel als Aufmacher und mit
Verfasserzeile in eine der überregionalen Publikationen zu bekommen, ohne Überarbeitung durch die Redak- tion, das war wie ein Ritterschlag — auch wenn der Co- met nicht gerade zu den ganz großen zählte.
    Am nächsten Morgen wurde Peter viel früher ge- weckt, als ihm lieb war (denn er hatte den Fehler began- gen, den Whiskey vollends wegzuputzen, um sich aus
dem Höhenrausch, in den ihn sein Artikel versetzt hat- te, herunterzuholen), und zwar nacheinander durch verschiedene Kollegen, die ihm gratulierten und beteu- erten, das sei das Beste, was er je gemacht habe, und sie wünschten sich ja so sehr, auch einmal eine solche Chance zu bekommen, und er sei nun mal ein Glücks- pilz, und warum er nicht ...?
    Und das Wichtigste: Kommen Sie, und tragen Sie das Ganze doch mal im Fernsehen vor, wenn Sie zu einer
    Gegenüberstellung mit einem Regierungssprecher be- reit sind >wegen der Ausgewogen heit<.
    Darüber mußte er einen Moment lang nachdenken. Dann kam er zu dem Schluß, daß seine Dokumentation
unangreifbar war. Und was, zum Teufel, sollte er sonst mit seinem Leben machen?
    Er machte aus dem eingebildeten Pinkel von der Re- gierung Hackfleisch. Mit einemmal war sein Name wie- der in aller Munde. Das bedeutete natürlich, daß er Rük- kendeckung brauchte, doch Fernsehgesellschaften hat-
ten immer noch einigen Einfluß, und es wurde darüber
gemunkelt, daß ein Dokumentarfilm entstehen sollte ...
    Es war schwindelerregend. Das Wichtigste an dem Ganzen war das Gefühl, wieder in den Schoß eines Teams zurückzukehren. In einem hinteren Winkel sei- nes Gehirns wußte er, daß die Leute das Flugzeugun- glück in einer Woche oder noch eher vergessen haben würden, mit Ausnahme der Hinterbliebenen der Opfer und derer, deren Häuser und Wohnungen verbrannt waren — und natürlich der Rechtsanwälte, die die Inter- essen dieser Leute wahrnahmen und dabei einen Hau- fen Geld scheffelten — aber auf diese Weise war er ...
    Ja. Auf diese Weise war er erwachsen geworden. Er war ein Kind gewesen, bevor er zum Continuum-Team gestoßen war. Die Jahre, die er dort verbracht hatte, wa-
ren die wirklichen Jahre seines Reifens. Jetzt, nach einer Unterbrechung, die man seine Wanderjahre nennen könnte, hatte er die Chance, seine Entwicklung fortzu- setzen.
    Ein paar Tage später wurde er wieder an Claudia Morris erinnert, als er die Rechnung für die Information über die Strugger erhielt, die er in einem Anfall von Pa-
nik abgerufen und gespeichert hatte. Der Betrag war er-
schreckend, und obwohl er ihn zahlte, weil er fürchtete, sonst seine Kreditwürdigkeit einzubüßen, gab er einen Löschcode ein.
    Als Professor Spurman ihm eine Nachricht auf dem
Anrufbeantworter hinterlassen hatte, mit der er sich er- kundigte, ob er das Gerücht bestätigen könnte, daß Claudia Morris sich in Großbritannien

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