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Kinder des Feuers

Kinder des Feuers

Titel: Kinder des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Nordmännern herumgesprochen, dass es sich nicht lohnte, von zwei alten Bauern Abgaben einzutreiben.
    So lebten sie von aller Welt verlassen, und ihre vielen Ängste von einst verkümmerten. Nur die Angst, dass Pancras vor ihr sterben würde oder sie vor Pancras, blieb. Sie wusste nicht, was schlimmer war.
    Vorerst drohten allerdings nicht sie beide zu sterben, sondern die junge Frau, die dort draußen auf dem Feld lag. Wie aus dem Nichts war sie aufgetaucht und zusammengebrochen. Pancras hatte sie zuerst gesehen, aber nicht gleich von ihr berichtet, er war kein Meister der Worte. Erst lange nach der Mittagszeit hatte er ruhig gesagt: »Da draußen liegt eine junge Frau.«
    Pancras war auch keiner, der sich über dergleichen wunderte. Er zuckte die Schultern, als lohnte es sich nicht, weiter darüber nachzudenken. Ingeltrude aber dachte nach. Sie überlegte, ob die Frau in Wahrheit einer der Geister oder Dämonen war, die im Wald lebten.
    »Wenn sie morgen immer noch hier liegt, kümmere ich mich um sie«, entschied sie.
    »Wenn sie morgen noch hier liegt, dann wird sie tot sein«, gab Pancras zu bedenken. Viel Auflehnung lag nicht in seiner Stimme, er war daran gewöhnt, beim Tod anderer nicht zu weinen, sondern zu beten.
    Nun war es Ingeltrude, die mit den Schultern zuckte und Eintopf kochte. Sie aßen zweimal am Tag. Es war nie genug, dass es satt machte, aber ausreichend, um nicht zu verhungern. Nach dem Aufstehen gab es Gerstenbrei, am späten Nachmittag einen Eintopf mit Zwiebeln, Linsen und – wenn ihnen das Jagdglück hold war – geräuchertem Fleisch.
    Während sie im Kessel rührte, wurde sie immer unruhiger. Falls die junge Frau wirklich ein Dämon war, würde der Wege finden, in ihr Haus zu dringen. Erst nachdem der Eintopf gegessen war, sprachen sie wieder über die junge Frau.
    »Sie trägt die Kleidung einer Nonne«, erklärte Pancras unvermittelt. »Willst du sie wirklich über Nacht draußen liegen lassen?«
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, entfuhr ihr eine Frage, die sie so noch nie gestellt hatte – sie hatte sich ja längst damit abgefunden, dass er einer war, der nicht sprach. Das musste er auch nicht, solange er zupacken konnte. Auch jetzt konnte sie zumindest darauf zählen. »Trag sie herein!«, befahl sie.
    Die junge Frau konnte nicht schwer sein, denn Pancras kam bald schnellen Schrittes wieder und von der Last auf seinen Schultern kaum gebeugt. Er legte sie auf einen Strohsack, wo Ingeltrude sie vorsichtig musterte. Tatsächlich trug die Frau das dunkle Kleid einer Nonne, die Füße waren voller Schnitte und Schürfwunden, die schmutzigen Hände trugen Spuren von getrocknetem Blut, das Gesicht war bleich.
    Ingeltrude wagte nicht, sie anzufassen, aber kochte einen neuen Eintopf. Sie hatte keine Angst mehr, dass die Frau ein Dämon sein könnte – etwas anderes machte ihr mehr zu schaffen. Aus dem Wald waren bisher immer nur rohe Männer gekommen, keine Frauen, und dieses schwache Wesen rührte sie zutiefst. Es ließ sie an die vielen Kinder denken, die sie geboren und begraben hatte. Anders als Pancras hatte sie nie ein Gebet gesprochen. Anders als Pancras hatte sie um jedes Einzelne geweint.
    Warme Hände waren das Erste, was sie in der Dunkelheit sah. Diese Hände streichelten ihr Gesicht, verbanden ihre Wunden, massierten die geschundenen, halb erfrorenen Glieder, flößten ihr etwas ein. Mathilda schmeckte nicht, was es war, nur, dass es heiß war, dass es guttat und sie stärkte. Irgendwann war sie stark genug, um die Augen aufzuschlagen und die Konturen des Raums zu erkennen, in dem sie lag. In der Nähe spuckte ein Feuer Rauch. Er ringelte sich an der Decke und hinterließ schwarze Rußspuren auf dem Mobiliar. Schlicht war dieses, bestand aus nichts weiter als einem Tisch, zwei Bänken, einem Hängeschrank für Kochgerätschaften und einer Schlafstatt aus Stroh. Dort lag sie nun.
    Ehe sie auch das Gesicht erkannte, das zu den warmen Händen gehörte, fielen Mathilda die Augen wieder zu. Sie schlief ein. Als sie erneut erwachte, peinigten sie Schmerzen. Fieberheiß war sie nun, hatte einen trockenen Hals. Sie keuchte, stöhnte, schrie, der Kopf schien zu zerplatzen, doch die warme Hände streichelten sie beharrlich, und irgendwann gelang es ihnen, den Schmerz zu beschwichtigen. Sie bekam noch mehr zu essen, und diesmal schmeckte sie, dass es salzige Suppe war. Ihre Kräfte kehrten zurück, ausreichend, um nicht nur die Augen zu öffnen, sondern sich aufzusetzen.
    Nun

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