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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Kreisbahn.«
    »Vermutlich«, sagte der Phoko. An der Kreuzung warteten sie auf den Farbwechsel der Verkehrsampel. »Als es zum erstenmal passiert ist, habe ich's mit der Angst zu tun gekriegt«, sagte der Phoko. »Ich habe sofort gewußt, was es ist, das ich da sehe«, ergänzte er, während Stuart ihn über die Straße schob. »Der Rauch und die Feuer ... überall alles verrußt. Wie in einem Bergwerk oder an so einer Stelle, wo man die Schlakken weiterverarbeitet ... Furchtbar.« Er schauderte zusammen. »Aber ist es denn so herrlich, wie's jetzt ist? Für mich nicht.«
    »Mir gefällt's«, sagte Stuart kurzangebunden.
    »Natürlich«, sagte der Phoko. »Sie sind ja auch nicht biologisch aus der Art geschlagen.« Stuart brummte. »Wissen Sie, woraus meine früheste Erinnerung an meine Kindheit besteht?« fügte der Phoko mit ruhiger Stimme hinzu. »Wie ich in einer Decke in die Kirche getragen worden bin. Ich bin auf eine Bank gelegt worden wie ...« Seine Stimme versagte. »In einer Decke bin ich zur Kirche hinein- und hinausgetragen worden, in die Decke eingewickelt, so daß niemand mich sehen konnte. Das war die Idee meiner Mutter. Sie hätte es nicht ertragen können, daß mein Vater mich auf dem Rücken beförderte, während alle Leute zusehen.« Stuart brummte nochmals. »Diese Welt ist schrecklich«, sagte der Phoko. »Früher hatten Sie Schwarze zu leiden. Würden Sie im Süden wohnen, hätten Sie noch heute zu leiden. Sie vergessen das, weil man's Sie vergessen läßt, aber mich ... mich läßt man nicht vergessen. Aber ich möchte sowieso nicht vergessen, jedenfalls nichts, was mich betrifft. In der nächsten Welt wird alles anders sein. Sie werden's schon noch sehen, Sie werden nämlich auch dort sein.«
    »Nein«, widersprach Stuart. »Wenn ich sterbe, bin ich tot. Ich habe keine Seele.«
    »Sie auch«, bekräftigte der Phoko, der nun anscheinend Schadenfreude empfand; seine Stimme besaß auf einmal einen Anklang genüßlich-boshafter Grausamkeit. »Ich weiß es.«
    »Woher denn?«
    »Weil ich Sie einmal dort gesehen habe«, erwiderte der Phoko.
    »Ach was«, entgegnete Stuart, wider jede Vernunft von Furcht gepackt.
    »Doch, einmal«, beharrte der Phoko mit erhöhtem Nachdruck. »Sie waren's, kein Zweifel möglich. »Wollen Sie wissen, was Sie gemacht haben?«
    »Nee.«
    »Sie haben eine tote Ratte roh aufgefressen.«
    Stuart sagte nichts, aber er schob den Karren immer schneller den Bürgersteig entlang, so schnell wie es ihm möglich war, zurück zum Laden.
    Als sie wieder ins Geschäft gelangten, stand die Ansammlung von Zuschauern noch immer vor dem TV-Apparat. Und die Rakete war tatsächlich mittlerweile gestartet; gerade hatte sie vom Boden abgehoben, und man wußte noch nicht genau, ob alle Stufen einwandfrei funktionierten.
    Hoppy kehrte auf seinem Gefährt in den Keller zurück, wogegen Stuart oben vorm Fernseher blieb. Aber die Äußerungen des Phoko hatten ihn innerlich so aufgewühlt, daß er sich nicht recht auf den Bildschirm konzentrieren konnte. Er schlurfte beiseite, sah plötzlich Fergesson oben im Büro sitzen und ging hinauf.
    Fergesson saß am Schreibtisch vor einem Stapel Kaufverträge und Reparaturaufträge. Stuart schlenderte zu ihm. »Hören Sie mal, dieser gottverdammte Hoppy ...« Fergesson hob den Blick von den Papieren. »Lassen wir's«, sagte Stuart, der sich urplötzlich abgeschlafft fühlte.
    »Ich habe ihm bei der Arbeit zugeschaut«, sagte Fergesson. »Ich bin runtergegangen und habe ihn beim Arbeiten beobachtet, ohne daß er's gemerkt hat. Ich gebe zu, irgendwie hat er was Beunruhigendes an sich. Aber er ist tüchtig. Ich habe mir angesehen, was er gemacht hat, und es war tadellos. Und darauf kommt's hier ja wohl an.« Er musterte Stuart aus finsterer Miene.
    »Ich habe gesagt, wir lassen's«, betonte Stuart.
    »Ist das Raumschiff endlich gestartet?«
    »Ja, eben.«
    »Wegen diesem Zirkus haben wir heute kein einziges Stück abgesetzt«, sagte Fergesson.
    »Zirkus?!« Stuart setzte sich so an den anderen Schreibtisch, daß er nach unten Ausblick hatte. »Da wird Geschichte gemacht.«
    »Auch nur ein Vorwand für Sie und Ihre Kollegen, herumzustehen und keinen Finger zu rühren.« Von neuem blätterte Fergesson in den Vordrucken.
    »Hören Sie, ich werde Ihnen sagen, was Hoppy getan hat.« Stuart beugte sich vor. »Drüben im Restaurant, in Kürtchens Kulinarische Köstlichkeiten.« Fergesson unterbrach sein Geblätter und sah ihn an. »Er hatte 'n Anfall. Er ist

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