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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ausgeflippt.«
    »Im Ernst?« Fergesson wirkte unangenehm berührt.
    »Er war hinüber, weil er ... ein Bier getrunken hatte. Er hat das Jenseits geschaut. Mich hat er eine tote Ratte essen sehen. Sie war roh. Behauptet er jedenfalls.« Fergesson lachte. »Ich finde das nicht komisch.«
    »Sicher. Er hat Ihnen Ihr ganzes rücksichtsloses Verhalten heimgezahlt, und Sie sind auch noch so einfältig und fallen darauf rein.«
    »Er hat wirklich nach drüben geschaut«, sagte Stuart patzig.
    »Hat er mich gesehen?«
    »Davon hat er nichts erwähnt. Anscheinend treibt er das häufig dort. Man gibt ihm Bier, dann verfällt er in Trance, und die Leute stellen ihm Fragen. Danach, wie's drüben aussieht. Ich hab's mitbekommen, weil ich zum Essen dort war. Ich hatte nicht mal bemerkt, wie er den Laden verließ. Ich habe nicht gewußt, daß ich ihn dort antreffe.«
    Einen Moment lang saß Fergesson mit gerunzelter Stirn da und überlegte; dann streckte er den Arm aus und drückte auf den Knopf der Sprechanlage, die das Büro mit der Reparaturabteilung verband. »Hoppy, komm doch sofort mal zu mir ins Büro rauf. Ich möchte mit dir reden.«
    »Es war keineswegs meine Absicht, ihn in Schwierigkeiten zu bringen«, sagte Stuart.
    »Kann sein«, sagte Fergesson. »Ich würde aber trotzdem lieber näher Bescheid wissen. Ich habe das Recht, zu erfahren, was meine Angestellten treiben, wenn sie sich an öffentlichen Örtlichkeiten aufhalten und womöglich in einer Art und Weise aufführen, die der Reputation unseres Fachhandels schaden könnte.«
    Sie warteten, und etwas später hörten sie die Geräusche, mit denen der Karren die Treppe zum Büro heraufholperte.
    »Was ich in meiner Mittagspause mache, ist allein meine Angelegenheit, Mr. Fergesson«, sagte Hoppy, sobald er ins Büro kam. »Das ist meine Einstellung.«
    »Da irrst du dich«, sagte Fergesson. »Es geht auch mich was an. Hast du im Jenseits auch mich gesehen, so wie Stuart? Was habe ich dort getan? Ich möchte es wissen, und ich rate dir, mir eine anständige Antwort zu geben, sonst kannst du hier einpacken, am selben Tag, an dem du eingestellt worden bist.«
    »Ich habe Sie nicht gesehen, Mr. Fergesson«, sagte der Phoko mit ruhiger, gefaßter Stimme, »weil Ihre Seele vergangen war und nicht wiedergeboren werden wird.«
    Für ein Weilchen betrachtete Fergesson den Phoko. »Und warum nicht?« wünschte er schließlich zu erfahren.
    »Das ist Ihr Schicksal«, gab Hoppy Auskunft.
    »Ich habe keine kriminellen oder unmoralischen Taten begangen.«
    »Das ist nun mal der kosmische Ablauf, Mr. Fergesson«, antwortete der Phoko. »Bitte geben Sie nicht mir die Schuld daran.« Er schwieg.
    »Herrje.« Fergesson wandte sich wieder an Stuart. »Man stelle eine dumme Frage, und man erhält eine dumme Antwort.« Er schaute erneut den Phoko an. »Hast du sonst irgendwen gesehen, den ich kenne, zum Beispiel meine Frau? Ach, du kennst meine Frau ja gar nicht. Oder Lightheiser? Was wird aus ihm?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen«, sagte der Phoko.
    »Wie hast du eigentlich den Plattenwechsler repariert?« fragte Fergesson unvermittelt. »Ich meine, wie hast du's wirk lich gemacht? Es sah so aus, als hättest du ... den Bruch beho ben. Es sah ganz so aus, als hättest du die gebrochene Feder nicht ausgetauscht, sondern wiederhergestellt. Wie hast du das geschafft? Ist das eine von den übersinnlichen Gaben, oder wie man das nennt?«
    »Ich habe den Apparat repariert«, versetzte der Phoko darauf mit ausdrucksloser Stimme.
    »Er will nicht damit rausrücken«, sagte Fergesson zu Stuart. »Aber ich hab's gesehen. Er hat sich auf irgendeine besondere Weise darauf konzentriert. Vielleicht hatten Sie recht, Stuart, möglicherweise war's ein Fehler, ihn anzustellen. Aber es sind noch immer die Resultate, die zählen. Hör zu, Hoppy. Da du jetzt bei mir arbeitest, möchte ich, daß du nicht mehr hier in der Straße öffentliche Trance-Darbietungen veranstaltest. Du kannst deine Trance zu Hause durchziehen, hast du mich verstanden?« Er nahm wieder den Stapel mit den Vordrucken zur Hand. »Das ist alles. Und jetzt runter mit euch, seht zu, daß irgend was getan statt nur rumgestanden wird.«
    Der Phoko wendete augenblicklich sein Gefährt und rollte zur Treppe. Stuart, die Hände in den Taschen, schloß sich langsam an.
    Als er wieder unten und in Hörweite des Fernsehers war, bekam er mit, wie der Sprecher aufgeregt verkündete, daß das Abbrennen der ersten drei Stufen der Rakete offenbar mit

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