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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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mit einem wissenden Lachen.
    Viktor fand es bewundernswert, mit welcher Ernsthaftigkeit Cabrera sprach, obwohl D’Adorno das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam. »Das tue ich«, entgegnete er leiser als beabsichtigt. Seine Augen blieben an den vielen Flecken auf dem Umschlag hängen.
    »Blut, werter Herr von Schwarzhagen«, sagte der Marquis amüsiert. »Die braunen, da oben in der Ecke, die stammen von mir und meinem Mokka, aber was wie Rost aussieht, das ist Blut. Es stammt vom ersten unglücklichen Boten.«
    »Was stieß ihm zu?«, wollte Viktor wissen.
    »Er ist vermutlich bei seinem eiligen Ritt mit dem Kopf an einer Astgabel hängengeblieben. Von ihm fehlt jede Spur, nur sein Pferd ist durchgekommen.« Er hob scherzhaft drohend den Zeigefinger. »Oh, ich sehe Ihrer beiden Augen an, welcher Art Ihre Gedanken sind. Nein, es waren keine Upire oder Vampire oder Wukodlaks und anderen Kreaturen der Nacht.« Er lachte, aber niemand stimmte ein. »Gut, Herr von Schwarzhagen, dann empfehle ich Ihnen, bald nach Parakina aufzubrechen. Ich gebe Ihnen einen Übersetzer mit, der Ihnen beisteht und das Kauderwelsch dieser Menschen zu deuten vermag.« D’Adornoinstruierte einen Diener, dann erhob er sich und reichte ihm die Hand. »Viel Glück bei der Jagd nach Pelzen und Vampiren.«
    »Nehmen Sie meinen Dank und den meines Vaters«, antwortete Viktor, dann nickte er Cabrera zu. »Und Ihnen danke ich ebenso. Ich werden Ihren Rat beherzigen.« Er hinkte zum Ausgang, der Schweiß rann ihm aus den kurzen blonden Haaren und lief in die Augen. Er schwitzte durch diesen verfluchten Mokka wie ein Kutschergaul. Niemals mehr würde er von diesem verteufelten Getränk kosten!
    Während er sich in seine Kutsche schwang und auf den Übersetzer wartete, begann sein Abenteuer, von dem er nicht ahnen konnte, welche Ausmaße es annehmen sollte.

XIV.
Kapitel
    11. Dezember 1731
Parakina (serbisches Gebiet)
     
    S icherlich war es eine gute, wenn nicht sogar die beste Zeit für Pelze von herausragender Qualität – aber für Menschen, die zu dieser Zeit auf Reisen gehen mussten, wurde dies eine einzige Tortur. Klirrende Frostwinde und immer wieder Schnee, der die Straßen und Wege verbarg, machten die Fahrt sehr unangenehm. Die Kutscher der Schlitten verließen sich oftmals lieber auf das Gespür der Pferde und versuchten nicht einmal, sie zu lenken.
    Trotz der widrigen Umstände erreichten Viktor und sein Übersetzer Parakina, wo sich der sogenannte Contagionsmedicus – ein Arzt für Seuchenkrankheiten – aufhalten sollte. Nun stand er, halb steifgefroren und mit pochendem Knie, vor dem Haus, als sich die Tür öffnete und ein dicklicher, älterer Mann mit einer Tasche heraustrat. Bevor Viktor etwas sagen konnte, ging der Mann an ihm vorbei und schwang sich in einen vorfahrenden Schlitten, in dem drei weitere Männer saßen, die Offiziersmäntel trugen.
    »Herr Glaser?« Viktor hinkte ihm hinterher. Der Medicus wirkte ungeschlacht und hatte eine rote Knollennase, wie sie Leute besaßen, die zu viel tranken; wässrige grüne Augen sahen ihn an.
    »Gehe Er weg. Ich gebe Bettlern nichts, auch wenn sie gut gekleidet sind.« Er streifte sich die Handschuhe über. »Mag es sich um die Behandlung einer Krankheit handeln, muss Er sich gedulden. Ich habe woanders zu tun.«
    »Weder noch, der Herr. Mein Name ist Viktor von Schwarzhagen. Der Marquis D’Adorno sendet mich zu Ihnen, damit ich Sie begleite.« Er fand das Verhalten des Medicus mehr als unhöflich, zumal er eine beinahe beleidigende Anrede verwendete. Freunde würde er sich damit nirgends machen.
    Glaser starrte ihn an. »Ist Er auch Medicus? Gelehrter? Zweifelt der Marquis an meinem Urteilsvermögen?«
    Viktor dachte, dass es vermutlich besser wäre, der Marquis täte genau das. »Nein, ich bin lediglich neugierig, was es mit den Vampiren auf sich hat. Das ist alles.«
    Glaser lachte auf, was mehr wie ein Grunzen klang. »Das kann ich Ihm sagen: Die Leute saufen zu viel.« Er tippte sich gegen die dicke, von roten Äderchen durchzogene Nase. »Daraufhin sehen sie Dinge, die es nicht gibt, und ich und diese anderen Herren Offiziere müssen bei dem verfluchten Wetter hinaus in die Weltgeschichte, um Gespenster zu verjagen.« Er deutete auf die enge Stelle neben sich, auf die gerade einmal ein Kind gepasst hätte. »Herein mit Ihm.«
    Viktor presste sich zwischen die Schlittenwand und den voluminösen Leib des Mannes und nickte den Offizieren zu, die nicht aussahen, als seien

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