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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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und tödliche Krankheit.« Er leerte die Flasche und schob sie rülpsend von sich, dabei blieb sie an dem unebenen Tisch an einer Kante hängen und kippte um. »Keine Epidemie.«
    Dem ersten inneren Jubel darüber, dass das Mysterium nicht aufgeklärt war, folgte die Ermahnung, mit der Viktor sich selbst zur Ordnung rief: Ein Säufer wie Glaser machte sicherlich Dutzende Fehler bei seinen Untersuchungen, ergo war es durchaus im Bereich des Möglichen, dass er die Lösung vor seiner roten Nase hatte, sie aber nicht erkannte. »Was bedeutet das nun, Herr Medicus?«
    »Dass ich mir morgen noch weitere Häuser anschaue. Irgendwo wird es was zu entdecken geben.« Er bekam eine Schüsselmit dickem Eintopf und Grütze gereicht, in der sehnige Fleischbrocken schwammen. Schlürfend und schmatzend nahm Glaser das Mahl zu sich. Die Offiziere lehnten ab und beließen es bei trockenem Brot, Wurst und Käse. Sie mischten sich in den Disput nicht ein, sie waren zu müde.
    Viktor starrte auf das Fleisch und dachte an die Worte des Popen. Von einem Vampir infiziertes Essen war also genauso gefährlich wie die Heimsuchung durch das Wesen selbst.
    Glaser hielt inne und funkelte Viktor an. »Was ist denn nun schon wieder? Wenn Er Hunger hat, nehme Er sich was und versuche nicht, mit den aufgerissenen Augen von meinem Essen zu stehlen.«
    Viktor sah zu Ignaz, doch der gab durch Kopfschütteln Entwarnung. Das Fleisch war rein.
    Glaser stand auf, nachdem er schweigend zu Ende gegessen hatte, und legte sich in das Bett, um wenige Minuten danach einzuschlafen; die Geräusche, die er beim Einatmen verursachte, dröhnten durch die Hütte. Die Soldaten legten sich ebenfalls zur Ruhe.
    Ignaz setzte sich Viktor gegenüber. »Sie müssen uns helfen, Herr von Schwarzhagen«, flüsterte er eindringlich. »Ich vertraue diesem Mann nicht, er ist dumm und hält doch uns für die Trottel. Aber das sind wir nicht! Wir bilden uns die Vampire nicht ein.« Er sah, dass Viktor etwas um den Hals trug, zog die Kette hervor und lächelte, als er das Kreuz sah. »Das bewahrt Sie in der Nacht. Dennoch hüten Sie sich und seien Sie bereit, sich zur Wehr zu setzen.« Der Pope erhob sich und ging zur Tür. »Schlafen Sie gut, Herr von Schwarzhagen.«
    »Und wohin gehen Sie?«
    »Zu den Menschen. Sie brauchen meinen Beistand. Es gibt niemanden mehr in Medvegia, der allein in einem Haus schläft.« Ignaz nickte seinem Gast zu und verschwand hinaus. Viktor sah zu dem Medicus, der mit halboffenem Mund schlief und dieSchnarchtöne immer weiter steigerte. »Wenn ich Glück habe, holen sie dich als Nächsten«, murmelte er. Das Bett, das für sie beide gedacht war, wurde von Glaser okkupiert, die Offiziere lagerten auf der Eckbank. Ihm blieb daher nichts anderes übrig, als es sich auf dem zerschlissenen Sessel neben der Feuerstelle bequem zu machen. Das Gesicht wandte er zum Eingang, die Rechte hielt den Stockdegen parat. Nur für alle Fälle.
    Die Wärme brachte ihn zum Dösen, und bald nickte er ein.
    Als ihm seine Waffe aus den Fingern rollte, schreckte er kurz aus seinem leichten Schlummer auf. Dabei meinte er, hinter den dicken, verzerrenden Scheiben ein bleiches Frauengesicht gesehen zu haben, das ihn neugierig betrachtete. Es war edel und voller Anmut; eine dunkle Kapuze verhüllte den größten Teil des Kopfs. Das Antlitz verschwand sofort, als er sich nach dem Stock bückte.
    Viktor kniff die Augen zusammen und sah dann noch einmal in Richtung Fenster; doch nun zeigte sich dort nichts mehr. Hatte ihm ein Traum die schöne Frau vorgegaukelt? Fröstelnd legte Viktor seinen Mantel um sich, packte seine Gehhilfe dieses Mal fester und schloss die Augen.
     
    Scylla betrachtete den schlafenden Mann durch das Fenster hindurch. Seinen Namen hatte sie bereits durch das belauschte Gespräch in Erfahrung gebracht, und sie wusste auch, dass er weder Medicus noch Offizier war. Ein junger, hübscher Pelzhändler, der ihr ausnehmend gut gefiel. Wie schade, dass sie ihn ebenso töten musste wie seinen fetten Begleiter und die Offiziere.
    Es durfte nicht sein, dass sich die Kunde über die verfluchten Upire, die durch das Dorf streiften, in alle Welt verbreitete. Diese Befürchtung, die sie hegte, teilte auch Marek. Die Habsburger waren effizienter, was die Verwaltung von Land und die Untersuchung von merkwürdigen Begebenheiten anbelangte.Scylla wünschte sich die Türken zurück, die sich kaum um Volksglauben und Ängste gekümmert hatten.
    »Was schaust du dir an, meine

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