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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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machen.« Dann zeigte der Marquis auf den anderen Mann. »Hauptmann Graf Cabrera, früher gedient in Ungarn, heute mehr ein Freund und vermutlich aus reiner Neugier zu Besuch.« Die Männer schüttelten sich die Hände. Viktor dachte bei der Erwähnung von Ungarn sofort an den merkwürdigen Fall von Plogojowitz, dem lebenden Toten.
    »Aus reiner Neugier«, bestätigte Cabrera und setzte sich auf den zweiten Stuhl, ein Diener eilte herbei. Gleich darauf hatte auch er Mokka in seiner Tasse und kaute auf einem Stückchen türkischem Honig, während D’Adorno sein Referat fortsetzte. Der Marquis hatte ihm eine Gegend ausgesucht, in der es gute Aussichten gab, mit vielen Jägern in Kontakt zu kommen und auf reiche Pelzvorräte zu stoßen. »Zobel, Bär, Wolf, Luchs – alles, was das Herz begehrt. Mit ein wenig Glück sogar Hermelin.« Er setzte sich, unterzeichnete ein bereits ausgefertigtes Dokument und schob es Viktor hin. »Gegen Zahlung dieser Summe, die ich hier notiert habe, dürfen Sie Handel mit Pelzentreiben, wie es Ihnen beliebt. Alle Pelze müssen natürlich nach Stückzahl und Wert aufgelistet werden, damit wir eine passende Abgabe erheben können. Auch das Kaiserreich möchte von Ihren guten Geschäften profitieren.«
    Viktor langte unter seinen Mantel und zahlte aus der prallen Börse die genannte Summe mit reinen Goldmünzen. »Es ist mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte machen zu dürfen«, sagte er. »Sagen Sie, Marquis, gibt es in dem Landstück ebenfalls diese Untoten? Wie diesen Plogojowitz?«
    D’Adorno goss sich einen weiteren Mokka ein. »Ich verstehe nicht, was …« Dann lachte er auf. »Oh, Sie meinen das abergläubische Geschwätz über Vampire?«
    »Sie haben diese Flugblätter gelesen, wie ich vermute, Herr von Schwarzhagen?«, sagte Cabrera und sah keinesfalls belustigt aus.
    »So ein Unsinn«, amüsierte sich der Marquis. »Die Blätter waren zwischen den Akten, die ich Ihnen sandte, nicht wahr?« Er schüttelte den Kopf. »Diese einfältigen Menschen saufen einfach zu viel von diesem schrecklichen Branntwein und haben die Mode der Türken übernommen, sich die eine oder andere Opiumpfeife zu gönnen, wenn Sie mich fragen.«
    Cabrera räusperte sich. »Ganz so einfach ist es nicht abgetan, D’Adorno.«
    Auf einen solchen Einwurf hatte Viktor sehnsüchtig gewartet. »Wollen Sie mir mehr darüber berichten, Graf? Ich bitte Sie darum.«
    Cabrera musterte den jungen Kaufmann. »Sehr gerne. Beklagen Sie sich aber nicht bei mir, wenn das Gehörte Ihnen Albträume beschert. Mir selbst kamen zwei Fälle unter, bei denen ein zum Vampir gewordener Mann seinen Sohn heimsuchte und tötete.« Er bedeutete einem Diener, dass er Wasser haben wollte. »Weil mir diese Sache so merkwürdig vorkam, habe ich mich näher mit den Vampiren beschäftigt. Die Geheimnissebeginnen schon beim Namen. Upire, Vampire, Wukodlak – sie tragen viele Namen. Und sind dennoch überall gleich.«
    »Hirngespinste, mehr nicht«, warf D’Adorno ein.
    »Wohl kaum. Ich weiß vom Kammerrat der Grafen von Bar, den man nach Mähren geschickt hatte, dass die Bischöfe und Geistliche dort den Vampiren voller Ratlosigkeit gegenüberstanden«, konterte Cabrera souverän. »Sie erhielten keine Antwort, weil man es in Italien wohl für bloße Visionen oder für Einbildungen des Volkes hielt.«
    »Und dann?«, fragte Viktor gebannt.
    »Haben die Geistlichen daraufhin die Leichname derer, die wiederkehrten, ausgegraben und verbrannt. Auf diese Weise hat man sich von der Geißel dieser Gespenster befreit.« Cabrera legte die Beine übereinander. »Seit ungefähr sechs Jahren wird diese Gegend besonders von den Vampiren heimgesucht. Aber es gibt sie schon lange.«
    »Sicher … So lange wie die Fantasie der Menschen«, stichelte D’Adorno.
    »Sie wissen so gut wie ich, dass ein Feldscher des Graf-Jung-Daunischen Regiments und ein türkischer Arzt in ein Dorf nicht weit von hier reisten, um Vampire zu untersuchen. Die Leichen«, er beugte sich vor, »waren nach zwanzig Tagen in der Erde komplett unverwest geblieben, stellen Sie sich das vor! Nicht einmal eine Made war in sie gekrochen. Die Dorfbewohner köpften die Leichname daraufhin aus Angst und trieben dem toten Kerl, den sie als Ausgangspunkt allen Übels vermuteten, einen Pflock durchs Herz. Es gab einen unnatürlich lauten Knacks. Dann verbrannten sie alle Leichen.« Er nahm wieder seine ursprüngliche Position ein. »Es gibt zahlreiche Vorfälle dieser Art, die bis ins sechzehnte

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