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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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hörte, desto klarer wurde ihm, dass es nicht ausreichte, die eigenen Untersuchungen auf Medvegia zu beschränken. Es gab zu viele unterschiedliche Vampire, zu viele Möglichkeiten, sie zu vernichten, und offenbar ganz verschiedene Mentalitäten der Menschen, die von den Untoten heimgesucht wurden. Also … wurden die Pelze noch nebensächlicher für ihn!
    »Libor, wann brechen du und deine Sippe auf?«
    Der Zingaro stocherte in der lodernden Glut und zertrümmerte die größeren Fragmente der Schädel, an denen es inzwischen weder Haut noch Fleisch gab. »Gegen Mittag. Wir haben unsereArbeit verrichtet und die Bezahlung erhalten, auch wenn uns der Heyduck wegen der toten Stanacka einige Münzen vorenthalten hat.« Er klang missmutig. »Wenn Sie noch Fragen haben, Niemez, sollten Sie die noch in dieser Nacht stellen.«
    »Es wäre nur eine.«
    »Ach? Ich hielt Sie für neugieriger …«
    »Wie viel kostet es, wenn du und deine Sippe mich mitnehmt?« Viktor dachte daran, dass er derzeit keine einzige Münze mehr in seiner Börse trug. Er hoffte, dass der vom Vater versprochene Bote bald eintraf.
    Libor schaute verdutzt. »Was meinen Sie damit, Herr von Schwarzhagen? Ein edler Mann wie Sie will sich zu uns, den Zingaros, in den Wagen setzen? Hatte ich nicht im Hinterkopf, dass der eigentliche Zweck Ihres Besuchs in dieser Gegend war, Pelze zu suchen?«
    »Schon. Und das tue ich auch … bald.« Viktor deutete mit dem Federkiel auf das Feuer. »Aber in den nächsten Wochen wird es mein Ziel sein, Vampire zu erforschen. Treffe ich dabei Pelzhändler, umso besser. Ein Teil von mir ist Wissenschaftler und sehr neugierig geblieben.« Er sah dem Mann in die braunen Augen. »Eine solche Gelegenheit, Libor, bietet sich mir nicht mehr wieder. Nicht so schnell. Mein einstiger Professor in Berlin hat meine ersten Berichte an seine Kollegen weitergegeben, und sie wollen mehr über deine Vampire wissen. Aus meiner Feder! Ich mache dich berühmt, mein Freund.« Er sah, dass sich Libors Züge vor Stolz aufhellten, und wusste, dass er ihn so gut wie überzeugt hatte – vorausgesetzt es gab eine Einigung, was den Preis anging.
    »Einverstanden, Niemez.« Er spuckte in die Hand und hielt sie ihm hin. »Sie werden bezahlen, was Sie an Essen nehmen, und außerdem einen Obolus für die Fahrten entrichten.« Libor nannte eine Summe, die lächerlich gering war. »Schlagen Sie ein?«
    Viktor tat es mit Schwung und einem fröhlichen Lachen.»Meinen Dank, Libor. Ich werde mich bemühen, eine Hilfe und keine Last zu sein.«
    »So ist es recht, Niemez! Ich werde meinen Kindern sagen, dass sie Sie nicht bestehlen sollen, wenn Sie schlafen.« Der Zingaro lachte, kehrte ans Feuer zurück und widmete sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe, während Viktor darüber nachdachte, ob er diesen Beschluss seiner Familie mitteilen sollte.
    Es war vermutlich besser, ihnen vorzulügen, dass er sich auf die Pelzakquise begeben hätte. Wieder drehte sich der Wind, und hustend musste er aus dem beißenden Rauch treten, der ihm zudem heftige Übelkeit bescherte.
    Im dichten Qualm sah er nicht mehr, wohin er trat, sein Fuß verfing sich an einem Hindernis, und er geriet ins Stolpern – das in stützenden Armen endete. Seine Papiere fielen raschelnd in den Schnee.
    Das Parfüm, das süß und verführerisch aus dem dunkelgrünen Mantel in seine Nase stieg, erkannte er sofort wieder. »Verzeihen Sie, dass ich Sie im wahrsten Sinne des Wortes angefallen habe«, entschuldigte er sich und löste sich von der Frau, die vor ihm stand.
    Sie ist es!
    Sie, deren Name ihm nicht einfallen wollte, zeigte sich ein drittes Mal. Wieder hatte sie eine Kapuze über ihr Haupt gelegt, so dass ihr Gesicht im Schatten lag; vor ihrem Bauch baumelte ein Muff.
    Sie lächelte ihn an. »Es war mir eine Freude, Ihnen Halt bieten zu dürfen, Herr von Schwarzhagen«, erwiderte sie in einem freundlichen Tonfall. Sie bückte sich, um die Blätter aufzuheben. »Ich mache das. Ihr Bein plagt Sie so schon schwer genug.« Sie raffte die Aufzeichnungen zusammen und warf dabei einen Blick darauf. »Oh! Sie lassen sich in die Mysterien der Vampire einweihen? Wer ist denn Ihr Mentor?« Sie übergab ihm die Blätter mit einem noch netteren Lächeln.
    Viktor wusste nicht, wie er die Peinlichkeit umgehen konnte, sie ein weiteres Mal nach ihrem Namen fragen zu müssen. »Baronin«, entschied er sich zu einer neutralen und zugleich unverfänglichen Anrede, »haben Sie Dank.« Er faltete das Papier und

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