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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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genügt mir vollkommen, wenn es mir jetzt gelingt,
erwiderte sie.
Danach sehen wir weiter, Marek
.
    Sie hörte sein herablassendes Lachen.
Du hast dir viele Feinde gemacht, Scylla. Mehr als du dir ausmalen kannst. Zu einer Umkehr ist es zu spät für dich, und es wird mir eine große Freude sein, dich und alle, die dir etwas bedeuten, zu jagen
. Marek sandte ihr Lydias Bild, bevor sie es zu unterbinden vermochte.
Auch sie wird wegen dir zu leiden haben, das schwöre ich dir, Scylla! Nicht nur dein kleiner deutscher Krüppel
.
    Scylla antwortete nicht. Stattdessen ließ sie einen einzigen gebündelten Blitz zur Erde fahren. Harmlos schlug er weit vor Medvegia in den Boden ein, sprengte den Schnee auseinander und brachte eine Qualmwolke hervor, die zum überwiegenden Teil aus verdampftem Wasser bestand.
    Du siehst, was du gegen mich ausrichtest. Nichts
, sprach sie in Gedanken. Sie nutzte den heftigen Wind, um die Wolken auseinanderwehen zu lassen, damit sie keine Kraft für weitere Blitze aufluden.
Führe dein Leben und verschwinde aus meinem
.
    Mein Leben? Ich könnte ewig leben, aber du verhinderst es. Ich verschwinde nicht, solange ich von dir nicht die Formel erhalten habe
.
Ich weiß, dass du sie kennst,
erwiderte er, ohne zu zögern.
Du selbst entscheidest, wann du und die deinen in Frieden leben
. Mareks Gedanken strotzten vor Wut und Hass. Und doch war es leicht für Scylla, dahinter seine Enttäuschung und die schlecht verborgene Zuneigung zu erkennen, die sie zurückgewiesen hatte.
Ich bin dabei nicht allein, Scylla. Gib lieber gleich auf, statt dir das Leben schwer zu machen
.
    Ein Kratzer an dem Deutschen von deiner Hand oder durch deine Schuld, und dein Leben wird enden
, drohte sie ihm unmissverständlich.
    Es schreckt mich nicht. Ich schwöre, Scylla, dass diese Arbeit andere an meiner statt machen werden. Sie werden auch zu dir kommen, um das Gesetz der Cognatio durchzusetzen
. Mareks Botschaften verloren ihre Intensität, er schwächte die geistige Verbindung zu ihr ab, schließlich endete sie ganz.
    Das Unwetter hatte sich so rasch aufgelöst, wie Marek es hatte aufziehen lassen. Scylla atmete durch. Sie hatte befürchtet, dass Marek selbst in Medvegia wäre, um in seiner grenzenlosen Wut ein Massaker anzurichten.
    Sie erhob sich aus dem Schatten des Kamins, betrachtete die Behausungen und verfolgte, wie der junge Deutsche zusammen mit dem Zingaro vom Fluss zurückkehrte.
    Keiner der beiden bemerkte, dass sich ein winziger Schatten neben ihnen im Gebüsch befand und sich zum Sprung krümmte.
    Scylla ließ ihren Leib von einem Lidschlag auf den anderen durchscheinend und leichter als eine Feder werden und rief eine kräftige Böe herbei, die sie in Sekundenschnelle auf die Männer zutrug. Ihre Kleider blieben auf dem Dach zurück.
    Sie landete hinter den Rücken von Viktor und Libor im Schnee, nahm körperliche Gestalt an und fing den kleinen Schemen, der zwischen den Zweigen hervorschnellte, an der Gurgel ab.
    Fasziniert sah sie auf das, was sie gefangen hatte: Es war ein neugeborenes Kind, dem Tiere einen Teil des Unterleibs und die linke Seite des Oberkörpers abgefressen hatten! Es zappelte und wand sich in ihrem Griff, der kleine Mund schnappte nach ihr, und die Zähne versuchten, ihr in die Finger zu beißen; leise klickte es, wenn die Kiefer aufeinandertrafen.
    Scylla drückte dem Wesen die Luft ab, damit es keinen Schrei ausstoßen konnte, und warf sich mit ihm zusammen nach vorne ins Unterholz. Offenbar hatte der Zingaro es bei der Enthauptung übersehen oder davon Abstand genommen; oder eswar mit dem Einbruch der Dämmerung aus dem Sarg entkommen, ohne dass es jemand bemerkt hatte.
    Waffen führte Scylla nicht mit sich, um den Vampir sofort zu vernichten; ihr Dolch lag bei ihren Kleidern auf dem Dach. Sie öffnete die Lippen und ließ ihre Reißzähne anwachsen; gleichzeitig hakte sie den Unterkiefer aus und umschloss das kleine Köpfchen mit brachialer Gewalt. Ein Biss und ein kräftiger Ruck genügten.
    Es schmeckte grauenvoll.
    Scylla spuckte den Schädel samt dem Blut aus. Mit dem Gesicht nach unten fiel das Köpfchen in den Schnee, der Kadaver strampelte sterbend in ihrer Hand. Die Bewegungen erlahmten, der Vampir war tot.
    Scylla schaute durch die Zweige nach dem Zingaro und Viktor. Die Männer hatten sich zwar umgedreht, doch nichts bemerkt. Als sie weiter ihren Weg nach Medvegia gingen, schleuderte sie Schädel und Körper in den Fluss.
    Der recht harmlose Angriff hatte ihr gezeigt,

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