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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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sicherlich noch mehr Dinge gemeinsam.« Sie berührte ihn am Arm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Bei unserem nächsten Zusammentreffen werden wir sie ergründen, was halten Sie davon?« Sie nahm ein frisches weißes Taschentuch aus ihrem Muff und reichte es ihm. »Behalten Sie es als Andenken. Der Duft wird Sie immer an mich erinnern.«
    Viktor nahm es entgegen und behielt es in der Hand. Es verströmte das gleiche Parfüm wie sie. »Danke sehr, Baronin. Ich würde mich über ein Wiedersehen freuen.
Sehr
freuen.« Er spürte ihre Wärme auf seiner Wange.
    »Es gibt keine Zufälle, Herr von Schwarzhagen. Das Schicksal wird uns sicherlich erneut zusammenführen.« Sie hob die Hand, und ein großer geschlossener Schlitten kam die Straße entlanggefahren. Viktor hatte ihn zuvor nicht wahrgenommen. Sie stieg ein und reichte ihm durch das geöffnete Fenster die Hand.»Hätten Sie mich gefragt, hätte ich Ihnen etwas über die Vampire berichten können«, sagte sie und nickte ihm zu. Der Kutscher schwang die Peitsche, und das Gefährt fuhr davon.
    Er schaute ihm hinterher, bis es sich in der aufkommenden Dunkelheit nur noch durch die Lichter rechts und links verriet. »Eine merkwürdige Adlige«, murmelte er und roch an dem Taschentuch, dann steckte er es sich in den rechten Ärmelaufschlag.
    Libor schritt an ihm vorüber und ging in Richtung des Flusses, in der Linken schwenkte er den Eimer mit der Asche der Vampire. Der Zingaro hatte nichts von der Unterredung bemerkt; merkwürdig …
    Viktor folgte ihm zum Ufer.
     
    Sobald sie die Dorfgrenze erreicht hatten, ließ Scylla die Kutsche weiterfahren und sprang hinaus in den Schnee. Niemand sollte auf den Gedanken kommen, dass sie sich zurück nach Medvegia stahl.
    Sie hatte sich des dicken Mantels entledigt, um beweglicher zu sein, und trug nun eine einfache, dunkle Reiterhose, Stiefel und eine dicke Jacke; mehr benötigte sie nicht gegen die Kälte. Über den roten Haaren trug sie ein schwarzes Kopftuch.
    Rasch eilte sie durch die Nacht und näherte sich in einem Bogen der Ansiedlung. Wenn sie die Zeichen richtig gedeutet hatte, war ihre Anwesenheit dringend notwendig.
    Von weitem sah sie, wie der junge Deutsche und sein neuer Lehrmeister zur Morava gingen, um die Asche in den Fluss zu streuen. Sie hatte in Viktors Augen die gleiche Besessenheit erkannt, die sie selbst zur Forscherin machte, und das ließ ihn noch begehrenswerter erscheinen. Sie glaubte daran, dass ihre Seelen eine Verwandtschaft aufwiesen, und diese Ansicht würde sie gerne vertiefen.
    Vorausgesetzt, Viktor von Schwarzhagen lebte lange genug.
    Scylla erreichte die Seite des Dorfes, die abgewandt von dem Feuer und in völliger Finsternis lag. Wind kam auf, und die ersten Wolken ballten sich vor den Sternen zusammen und verdeckten sie, so dass die Nacht noch dunkler wurde. Die Bewohner schreckte dieser Umstand sicherlich weit weniger, als er es vor einem Tag noch getan hätte, denn sie dachten, dass sie keine Vampire mehr zu fürchten hatten.
    Grollend zog das Unwetter herauf, und die ersten Blitze entluden sich.
    Scylla wusste sehr genau, wem die Menschen diesen Sturm zu verdanken hatten, dessen Opfer sie nur werden sollten, weil sich ein bestimmter Mann unter ihnen aufhielt. Und dieser Mann wiederum sollte nur deshalb sterben, weil er ihr ausnehmend gut gefiel.
    Scylla erklomm das Haus, balancierte auf dem First zum Kamin und sah sich um. Irgendwo in der Nähe verbarg sich Marek. Sie sah, wie der Zingaro den Eimer ausleerte und es der Morava überließ, die Asche davonzutragen; der Wind wehte einen Großteil des feinen Staubes davon, bevor er mit der Oberfläche in Berührung kam. Es spielte keine Rolle, die Vampire waren schon lange vernichtet.
    Sie drehte den Kopf, besah sich die Dächer und die Wege zwischen den Häusern, achtete auf jeden Schatten. Als sie sicher war, dass sie die einzige Vampirin in Medvegia war, schloss Scylla die Lider und griff auf ihre besonderen Begabungen zurück.
    Es dauerte länger als gewöhnlich, bis es ihr gelungen war, die Energien der Wolken zu greifen und zu formen. Jemand pfuschte ihr dazwischen und verlangte ihr mehr als die übliche Konzentration ab.
    Scylla presste die Lider unbewusst fester zusammen und steigerte ihre Aufmerksamkeit, reckte die Arme gegen die heranrollenden, von innen leuchtenden Gespinste hoch über sich.
    Du weißt, dass du ihn nicht auf ewig vor mir beschützen kannst, Schwester
, vernahm sie die Stimme ihres Bruders im Kopf.
    Es

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